Ein aktuelles Thema, das es schon länger gibt

Während Wagner schweigt, erläutern Rosen und Nagelsmann die Situation

Vor, während und nach dem Spiel der TSG Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt war die Personalie Sandro Wagner ein viel diskutiertes Thema. Nachdem Trainer Julian Nagelsmann bei der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag die Wechselabsichten des Nationalstürmers zum FC Bayern thematisierte und die Münchner bereits ihr Interesse öffentlich machten, äußerte sich nach dem Frankfurt-Spiel Hoffenheims Direktor für Profifußball Alexander Rosen zur aktuellen Situation um den Hoffenheimer Publikumsliebling und Torjäger.

„Wussten schon länger darüber bescheid“

Rosen: „Ich verstehe, dass dies medial das Thema der Woche war. Für uns war es das nicht, da wir schon lange damit konfrontiert sind. Wir wissen es schon vor dem Spiel in Istanbul und waren darüber informiert. Mitte der vergangenen Woche kam dies dann sehr konzentriert an die Öffentlichkeit. Daher haben wir uns entschlossen zu sagen: Ja das ist so – die geschilderten Tatsachen entsprechen der Wahrheit. Es wird jetzt keinen Zwischenstand, keine Einschätzung geben.“

Manager Rosen (li.) und Trainer Nagelsmann gehen sehr entspannt mit der Personalie Wagner um

"Wir sind kein Spitzenklub"

Angesprochen auf die Tatsache, dass sich die Bayern erneut nach Süle und Rudy an einem Hoffenheimer Leistungsträger bedienen, stellte Rosen die Situation der TSG ins richtige Licht: „Von der Historie, vom Budget, vom Umfeld und den Erfolgen sind wir kein Spitzenklub. Wir sind ein Klub, der es in den letzten eineinhalb Jahren richtig gut macht.“
Mit einem simplen und einfachen Beispiel verdeutlicht er die Vorgehensweise der Münchener: „Da gibt es die Nahrungskette des Transfermarktes, und da gibt es welche, die darüber stehen. Die werden sich nicht verwehren auch von uns Spielern zu holen.“

Offener Dialog mit den Spielern ist ganz wichtig

Für Rosen ist dabei der Dialog mit den Spielern ganz wichtig: „Und wenn dann noch solche Umstände, wie im Fall Sandro Wagner dazu kommen, haben wir es immer so gehandelt, nicht die Türe zuzumachen sondern Verständnis zu zeigen und mit Spieler und Berater zu sprechen.“ Dass ein Weggang Wagners eine große sportliche Lücke hinterlassen würde, wollte Rosen nicht wiedersprechen: „Sandro hat in den letzten eineinhalb Jahren eine richtig gute Rolle für uns gespielt. Er hat großen Anteil daran, dass wir jetzt international spielen. Fakt ist, dass noch gar nichts entschieden ist. Es kann auch gut möglich sein, dass er bei uns bleibt. Er ist ein sehr reflektierter Mann, der seine Ziele wie die Weltmeisterschaft fest vor Augen hat.“

Die Argumente liegen auf dem Tisch

Rosen zeigt, wie Trainer Nagelsmann am vergangenen Donnerstag, viel Verständnis für die heiß diskutierte Situation: „Auf den Punkt gebracht ist es das, was wir bereits mehrfach gesagt haben: Es gibt das Interesse der Bayern und des Spielers aus verständlichen Gründen. Es ist nicht so, dass man sagt, da braucht man aber viel Phantasie dazu, dass er zu seiner Familie und zum besten Verein Deutschlands zurück möchte.“

Sandro Wagner ist ein sehr begehrter Interviewpartner

"Ich kann nicht sagen, was den Bayern da vorstrebt"

Ob der Transfer bereits zur Winter- oder erst zur Sommerwechselperiode über die Bühne gehen könnte, wollte oder konnte Hoffenheims Kaderplaner nicht sagen: „Der Zeitpunkt ist mir nicht bewusst. Ich kann nicht sagen, was den Bayern da vorstrebt. Das besprechen sie nicht mit mir. Ob es dann im Sommer überhaupt noch ein Thema wäre, wenn es im Winter nicht zu Stande käme - das kann ich nicht sagen.“ Ob die Kraichgauer bereits auf der Suche nach einem möglichen Nachfolger bereits fündig wurden, war nicht zu erfahren. Darauf angesprochen, sagte Rosen: „Die Pflicht einer Scoutingabteilung und eines Sportdirektors sind es, generell nach Ende einer Wechselperiode Lösungen vorzubereiten und Ausschau nach Verstärkungen zu halten. Diese Listen gibt es bei jedem professionell geführten Verein. Unser nächstes Zeitfenster ist der 31. Januar, sonst geht ja nichts mehr.“

Nach Wagner und Gnabry könnte auch Uth im Sommer gehen

Die Personalsituation des Dorfvereins könnte sich im Sommer gravierend verändern. Unter Umständen können mit Wagner, Serge Gnabry (Ende der Bayern-Leihe) und Mark Uth (Vertrag läuft im Sommer aus) drei Offensivspieler den Verein verlassen. Rosen: „Es gab zu keinem Zeitpunkt im letzten Sommer den Gedanke Mark verkaufen zu wollen. Es gab nicht nur das Interesse aus Köln, es standen noch höhere Angebote im achtstelligen Bereich im Raum.“ Für den Manager ist die Situation nicht neu: „Diese Situationen und Überlegungen gab es in den vergangenen fünf Jahren öfters. Das war bei Roberto Firmino, Kevin Volland und Sebastian Rudy schon der Fall. Für uns ist die Situation normal und wir müssen dies akzeptieren. In unseren Reihen haben wir noch fünf weitere Spieler, die im Winter auf dem Markt für 10 oder 20 Millionen Euro zu verkaufen wären. Wir sind nicht die Topverkäufer was die Gesamttransfers anbelangt sondern die, was die Beträge betrifft. Neben Dortmund, die einen Megatransfer abwickelten, sind wir der Verein, der im letzten Jahr finanziel am meisten Plus machte. Dennoch zeigen wir zeitgleich die stabilsten Leistungen in unserer Klubgeschichte. Wir bringen die meisten Jugendspieler in unseren Profikader.“

"Ich bin kein Freund von so ganz leichter Deckweise“

Auch Trainer Nagelsmann äußerte sich in kleiner Journalistenrunde zu Wagner: „Sandro hat es sehr gefuchst, dass er seine Großchance gegen Frankfurt in der 43. Minute nicht verwertet hat. Dies muss er eigentlich machen, das Tor war fast leer. Er war danach etwas gefrustet. Sandro ist ein Vollblutstürmer und hat in der 2. Hälfte nicht mehr so die Bindung zum Spiel gefunden, weil die Räume auch sehr eng waren. Ich habe deshalb mit Andrej Kramaric einen neuen Stürmer gebracht, um frischen Wind zu bringen.“ Auf die Frage eines Journalisten, ob Wagner in dieser Szene womöglich nicht frei im Kopf gewesen sein könnte, erwiderte der TSG-Coach entschlossen: „Es ist mir zu plump es in irgendwelchen Zusammenhängen mit den Transfergerüchten zu Bayern München zu bringen. Das wäre viel zu einfach. Ich bin kein Freund von so ganz leichter Deckweise.“
 

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Sandro Wagner, Sandro Wagner, und Sandro Wagner

Artikel teilen

WERBUNG