Ein außergewöhnliches Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen

Die TSG Hoffenheim trauert um ihren Medienchef Christian Frommert

Christian Frommert, Hoffenheims Medienchef ist nach schwerer Krankheit am Dienstagabend im Alter von 58 Jahren verstorben. Der in Worms geborene gelernte Journalist war der „heimliche Chef“ bei der TSG. Im Trainingszentrum in Zuzenhausen ging kaum eine Entscheidung an ihm vorbei. Christian war bestens vernetzt, hatte unzählig viele Kontakte in allen Bereichen. Es gab kein Thema, über das man mit ihm diskutierte, wo er sich nicht bestens auskannte.

Von Hopp zum Mediendirektor berufen


2013 holte ihn TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp nach Hoffenheim und machte ihn zum Mediendirektor. Ein kluger Schachzug des Hoffenheimer Mäzens, der dem Verein durch das geschickte Vorgehen des Krisenkommunikators in vielen Bereichen viele Vorteile brachte. Christian Frommert strukturierte die Medienabteilung neu und setzte zahlreiche innovative Impulse. Die Professionalisierung des Klubs auf kommunikativer Ebene ist untrennbar mit seinem Namen verbunden, viele übergeordnete Initiativen wie etwa die Zukunftsstrategie ‚TSG ist Bewegung‘ gehen auf seinen Anstoß zurück. Früh warb er dafür, den „Dorfverein“ neben dem Sport auch als nachhaltigen, innovativen und sozialen Klub zu positionieren.

„Er hat sich mit größtem Engagement und unermüdlicher Leidenschaft für die TSG Hoffenheim eingesetzt!“

Dietmar Hopp zum Tor seines engen vertrauten Christian Frommert

Sein Tod löste bei Mitarbeitenden und Verantwortlichen des Klubs große Bestürzung aus. TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp: „Wir haben einen Menschen verloren, der sich mit größtem Engagement und unermüdlicher Leidenschaft für die TSG Hoffenheim eingesetzt hat. Christian Frommert hat den Klub weit über die Kommunikationsarbeit hinaus nachhaltig geprägt. Ich persönlich habe in ihm eine Führungspersönlichkeit, aber auch einen engen Vertrauten und Wegbegleiter verloren“.

Christian Frommert (re.) und der damalige TSG-Coach Julian Nagelsmann lauschen gemeinsam einem Vortrag im Presseraum

„Sein Tod reißt eine große Lücke“

Dr. Markus Schütz

Große Betroffenheit herrscht auch bei Dr. Markus Schütz, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, der während der langen Leidenszeit ständig mit seinem Medienchef im Austausch war: „Wir wussten von Christians schwerer Erkrankung und haben uns nichts mehr gewünscht, als dass er diesen Kampf gewinnen möge. Es war für uns unglaublich zu sehen, mit welcher Entschlossenheit er der Krankheit die Stirn geboten hat. Sein Tod reißt eine große Lücke. Er hat die Entwicklung der TSG auf allen Ebenen stetig mit angeschoben, ohne sich selbst jemals in den Vordergrund zu drängen.“

„Hopps rechte Hand“

Neben seinem leidenschaftlichen Engagement für den Kraichgauer Bundesligisten war Christian Frommert auch für Hopp eine wichtige Vertrauensperson in vielen Bereichen, auch außerhalb des Fußballs. Nicht wenige nannten ihn deshalb „Hopps rechte Hand“.

Christian Frommert ist am 4. Februar verstorben

Bekanntheit durch den Dopingskandal um Jan Ullrich

Zuvor war der Bürstädter, wie er oft von Kollegen genannte wurde, bekannt als Pressesprecher fürs Team Telekom, wo er von 2005 bis 2008 für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war und besonders mit der Krisenkommunikation um die damalige Radsportlegende Jan Ullrich mehr als ihm lieb war beschäftigt. 2006 bei der Suspendierung von Ullrich wegen Dopings musste er als T-Mobile-Kommunikationschef den Skandal moderieren.

Seine Magersucht schrieb er in einem Buch nieder

Nach seinem Ausscheiden vom Radsport erkrankte Christian an Magersucht, wog zeitweise nur noch 39 Kilogramm. Auch in dieser für ihn sehr schwierigen Zeit kam wieder sein Kämpferherz zum Vorschein, er war willensstark und fand wieder Halt im Leben und Beruf. Anschließend brachte er ein Buch auf den Markt mit dem Titel: „Dann iss halt was! Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe.“ Christian sprach dabei öffentlich seine Magersucht an, informierte und gab Tipps an Betroffene. Neben seinem starken Willen, seinem Fleiß, seiner Umtriebigkeit, verlangte er auch von seinem Körper alles ab.

Ein viel gefragter Kommunikationsberater

Christian war vor seiner Tätigkeit in Hoffenheim als selbständiger Kommunikationsberater in seinem Wohnort Bensheim tätig. Seine Leidenschaft galt der Kommunikation, dem Netzwerk, dem täglichen Sportprogramm und der Musik, speziell der Gitarre.

Christian beim Gitarre spielen vor der Klinik

Er nahm den Kampf gegen die schlimme Krankheit an

Plötzlich veränderte eine unerwartet schlimme Diagnose sein Leben: Im August des vergangenen Jahres machte Christian erstmals seine Krebserkrankung öffentlich. Dabei vermittelte er immer wieder den Eindruck, dass er voll entschlossen den Kampf gegen die schlimme Krankheit angehen und am Ende auch gewinnen werde. Medizinisch war er nach eigenem Befinden im Heidelberger Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT) in besten Händen. Selbst am Krankenbett arbeitete er. Bezeichnend für seine Willenskraft und seinen Optimismus war ein Foto, dass ihn vor der Heidelberger Uniklinik mit Schläuchen am Körper sitzend zeigte, als er für Patienten und Personal Gitarre spielte. Sein scherzhafter Kommentar dazu: „Irgendwie muss ich mir diesen Klinik-Aufenthalt ja finanzieren …!

Zu Hause ging es wieder etwas aufwärts

Christian ließ sich auch während der Chemo-Behandlung nicht unterkriegen: „Ich habe ein klares Ziel vor Augen. Das gehe ich mit aller Kraft, die ich habe, an.“ Nachdem die Chemo gut angeschlagen hatte und der Tumor wesentlich kleiner wurde, bestand Hoffnung nach einer schwierigen, zehnstündigen Operation „den ungeliebten Untermieter“ loszuwerden. Nach einem vierwöchigen Krankenhausaufenthalt freute er sich, endlich wieder im heimischen Bensheim zu sein, um die viele liegengebliebene Arbeit nach und nach aufzuarbeiten und in Ordnung zu bringen. Sportlich arbeitete er sich wieder etwas heran, ging täglich aufs Laufband und spazieren.

Sein Versprechen konnte er leider nicht mehr einlösen

Dennoch zehrte die Immuntherapie weiter an ihm. Seit Jahresbeginn verschlechterte sich sein Zustand wieder. Eine komplexe, spezielle experimentelle Therapie, die am 6. Februar beginnen sollte, machte Hoffnung. Doch leider war es hierfür zu spät.
Am Samstagmorgen, an seinem 58. Geburtstag, hatte bwa-sport.de letztmals Kontakt zu ihn. Schon da wurde deutlich, dass sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert hatte. Am Ende hat Christian seinen letzten schweren Kampf verloren. Sein Versprechen, mit dem Redakteur dieses Berichtes „wieder gemeinsam das Journalisten-Essen im Presseraum zu verkosten“ konnte er leider nicht mehr einlösen. Ruhe in Frieden Christian!

Fotos: Kraichgausport und BWA

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