Das 2:0 über Kiew war gut fürs Selbstvertrauen
Nach vier Bundesliga-Niederlagen in Folge ist die TSG Hoffenheim am 6. Spieltag vor dem Nachbarschaftsduell beim VfB Stuttgart am Sonntag (Beginn: 19:30 Uhr) schwer angezählt. Die ambitionierten Kraichaguer stecken mit nur drei Punkten tief im Tabellenkeller. Am zweiten Spieltag der Europa League konnte die TSG mit einem souveränen 2:0-Heimsieg gegen Dynamo Kiew zumindest auf internationaler Bühne etwas Selbstvertrauen tanken. Ob dieses Erfolgserlebnis jedoch ausreicht, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, wird sich am Sonntagabend in der MHPArena zeigen, wo 1.100 Hoffe-Fans die Mannschaft unterstützen werden.
Zwei Hlozek-Treffer reichten zum Sieg
Die Erleichterung nach dem ersten Sieg in dieser Europa-League-Saison war deutlich spürbar. Der 2:0-Heimsieg vor 20.351 Zuschauern gegen den ukrainischen Rekordmeister aus Kiew war eine klare Angelegenheit. Zweifacher Torschütze und zugleich Matchwinner war Neuzugang Adam Hlozek (22./59.).
„Wir gewinnen an Selbstvertrauen und an Energie“
TSG-Trainer Matarazzo nach dem Sieg über Kiew
Sehr zufrieden zeigte sich nach dem Spiel TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo: „Die Mannschaft hat geschlossen agiert und ein gutes Spiel gezeigt. Das macht mich stolz. Ich habe vor dem Spiel gesagt, es gibt heute viel zu gewinnen. Wir gewinnen an Selbstvertrauen und an Energie. Endlich wieder zu Null zu spielen, tut einfach verdammt gut.“
Positiver Start in die Europapokal-Saison
Nach dem 1:1 beim dänischen Meister FC Midtjylland sind die Blau-Weißen nun mit vier Zählern gut in die Europapokalrunde gestartet. Weiter geht es auf der internationalen Bühne für Hoffe am 24. Oktober beim FC Porto.
„Wir müssen den Fokus auf alle Phasen im Spiel haben“
Trainer Matarazzo zum bevorstehenden Spiel in Stuttgart
Zur Herangehensweise am Sonntag in Stuttgart sagte Matarazzo bei der heutigen PK: „Wir müssen den Fokus auf alle Phasen im Spiel haben. Egal, ob es in der Defensive oder in der Offensive ist. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Offensiv wollen wir in unsere Stärken reinkommen.“
„In Stuttgart ist es immer schwierig zu spielen“
Matarazzo über den VfB Stuttgart
Über den VfB Stuttgart, seinem ehemaligen Verein, fand er durchweg lobende Worte: „Es ist immer ein spannendes Duell. Stuttgart ist aktuell sehr gut in Form, sie spielen sehr guten Fußball. Es spricht für die Arbeit von Sebastian Hoeneß und Fabian Wohlgemuth. In Stuttgart ist es immer schwierig zu spielen.“
Entscheidet sich Rinos Schicksal ausgerechnet in Stuttgart?
Die Unruhen im Verein sowie die Trainerdiskussion sind aber längst noch nicht ausgeräumt. Die weitere Zukunft von Matarazzo, der nach dem Abpfiff gegen Kiew von den Südkurvenfans mit Sprechchören gefeiert wurde, soll Medienberichten zufolge vor der bevorstehenden Länderspielpause vom Ausgang des Stuttgart-Spiels abhängig sein. Fraglich, ob nach einer weiteren Liga-Niederlage der Italo-Amerikaner noch zu halten ist, zumal er schon seit längerem nicht mehr das Vertrauen der TSG-Verantwortlichen genießt. Die Mannschaft steht auf alle Fälle hingegen hinter dem Trainer, wie Kapitän Oliver Baumann bwa-sport.de gegenüber bekräftigte.
Die Schuld am Versagen liegt jedoch nicht nur am Trainer
Doch die Schuld am kollektiven Versagen nur dem Trainer zuzuschieben wäre zu einfach und auch nicht fair. Die Mannschaft ließ saisonübergreifend keine defensive Stabilität erkennen, kassierte die mit Abstand meisten Gegentreffer. Matarazzo muss sich hier zwar auch den Vorwurf gefallen lassen, dass man dies weiterhin nicht in den Griff bekommt, aber auch die Spieler sind gefordert. Unkonzentriertheit, Unaufmerksamkeit und fehlende Abstimmung führen immer wieder zu teils völlig unnötigen und vermeidbaren Gegentreffern, was die Mannschaft oft um den verdienten Lohn brachte.
Niederlage gegen Bremen war bezeichnend
Bezeichnend für diese Verunsicherung war das letzte Heimspiel gegen Werder Bremen, als man bei einer frühen 3:0-Führung plötzlich nach einem Platzverweis für Verteidiger Stanley Nsoki völlig auseinanderbrach und gegen die immer stärker werdenden Hanseaten kein Mittel mehr fand, was zu vier Gegentreffern sowie der zweiten Heimniederalge in Folge führte. Gegen Kiew war hier trotz einiger wackliger Phasen zwar eine Leistungssteigerung erkennbar, doch ein Gradmesser waren die Ukrainer nicht für das bevorstehende Duell mit den offensivstarken Schwaben.
Der Glaube an eine Wende fällt momentan schwer
Man tut sich schwer daran zu glauben, dass die Unstabilität und Unsicherheit jetzt ausgerechnet gegen den ungeliebten Nachbarn sich zum Guten wendet, trotz des Kiew-Spiels. Während die Kicker mit dem roten Brustring vor Selbstvertrauen strotzen, warten die Blau-Weißen sehnlichst auf ein Erfolgserlebnis im Ligaalltag. Zum einen, um wieder etwas Ruhe in den ohnehin kriselnden und zerstrittenen Verein zu bekommen und zum anderen, um sportlich wieder die Kurve zu kriegen.
VfB feierte „Heimsieg in Sinsheim“
Unvergessen bleibt das letzte Duell am 26. Spieltag der vergangenen Saison zwischen den beiden baden-württembergischen Kontrahenten. Vor ausverkauftem Haus siegten die Gäste aus der Landeshauptstadt in einem „gefühlten Heimspiel“ am Technik Museum hochverdient mit 3:0. Es war zugleich der erste Auswärtssieg in Sinsheim seit Februar 2013. Für die Kraichgauer war es eine der schmerzhaftesten Heimniederlagen in 16 Bundesliga-Jahren.
TSG bescherte VfB erste Heimniederlage
Außergewöhnlich war auch das erste Aufeinandertreffen in der Hinrunde am 9. Spieltag, wo die TSG mit einem glücklichen 3:2-Sieg dem VfB und Trainer Hoeneß die erste Heimniederlage bescherte.
Kuriose Bilanz: In den vergangenen vier Duellen gewann nie das jeweilige Heimteam: 2022/23 gab es zwei Remis und 2023/24 zwei Auswärtssiege.
„Stuttgart ist eine spielstarke Mannschaft“
Oli Baumann zur aktuellen Lage
TSG-Kapitän Oliver Baumann glaubt, dass der Sieg über Kiew sich positiv auf die nächsten Aufgaben auswirken wird: „Ich hoffe wir können aus dem Spiel gegen Kiew etwas für die Liga mitnehmen und es für uns ein Schritt nach vorne war. Stuttgart ist eine spielstarke Mannschaft. Ich erwarte ein schwieriges Spiel und hoffe, dass wir den Sieg in der letzten Saison dort wiederholen können. Die Grundlage hierfür ist eine kämpferisch und spielerisch starke Einstellung. Wichtig ist, dass wir uns weiter verbessern, schließlich brauchen wir dringend die Punkte.“
Dringende Punkte, um zum einen mehr Abstand zum Tabellenkeller zu bekommen und zum andern, dass die vielen Nebengeräusche, vor allem um den Trainer, in der bevorstehenden Länderspielpause wieder verstummen.
„Die Jungs folgen dem Coach, das spricht eigentlich für sich“
Oli Baumann zur Diskussion um Trainer Matarazzo
Zum Thema Trainersituation äußerte sich der Kapitän auf Nachfrage von bwa-sport.de klar und deutlich: „Die Reaktion nach dem Kiew-Spiel hat gezeigt, dass es ja stimmt. Die Fans und auch wir stehen hinter dem Trainer. Wenn man die Medienberichte lesen muss, dann ist er ja irgendwie eine ´arme Sau`. Das liest man auch nicht gerne und ich weiß auch nicht, woher es kommt. Es steht in den Medien, aber nicht intern.“ Der TSG-Keeper hat dafür eine plausible Erklärung: „Normalerweise ist die Mannschaft ein Spiegelbild. Wenn es zwischen Trainer und Mannschaft nicht funktionieren würde, hätten wir so ein Spiel wie gegen Kiew nicht geliefert. Die Jungs folgen dem Coach, das spricht eigentlich für sich.“
Ein klare und vielsagende Aussage von Hoffenheims Nummer 1, auf dessen Wertung man nach der Länderspielpause nach dem Stuttgart-Spiel gespannt sein wird.
Fotos: Kraichgaufoto