Ein Schweizer aus Moskau in Hoffenheim

Steven Zuber, Hoffenheims letzter Neuzugang im vergangenen Sommer kurz vor Saisonbeginn, gilt noch als relativ unbekannt im Kraichgau. Es war bislang wenig über ihn zu hören bzw. zu lesen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sowie einer lang anhaltenden Grippe scheint er nun bei der TSG endlich den Durchbruch geschafft zu haben. Im aktuellen Spielerkader ist er, neben dem Ungarn Adam Szalai, der einzige, der über Champions-League-Erfahrung verfügt. Der 23-Jährige hat ehrgeizige Ziele, möchte unbedingt dort wieder spielen. Im zweiteiligen Exklusiv-Interview mit bwa-sport.de ist einiges über den talentierten Schweizer zu erfahren.

Interview-Teil 1

Herr Zuber, Sie gelten in Hoffenheim bislang noch als relativ unbekannt. Es gab wenig über Sie zu lesen. Wie würden Sie sich als Typ charakterisieren?
Steven Zuber: Ich sehe mich als relativ offener Typ. Unternehme gerne viel in der Freizeit, trinke gerne Kaffee, pro Tag zwischen zwei bis fünf Tassen. Ich liebe gerne sportliche Abenteuer, gehe dabei auch bewusst Risiken ein. Mein Wechsel von Zürich nach Moskau zähle ich da auch hinzu.

Sie hatten über sieben Jahre hinweg eine sehr erfolgreiche Zeit bei Grasshopper Zürich. Was waren die Gründe für den Wechsel in die russische Liga?
Zuber: Es zählt zur Mentalität der Schweizer Profifußballer, dass sie gerne bei einem großen internationalen Verein spielen möchten. Nach sieben erfolgreichen Jahren bei in Zürich suchte ich eine sportliche Veränderung. Ich wollte den nächsten Schritt in meiner Entwicklung gehen, sortierte einige Angebote und entschied mich dann für Moskau. Mein Gefühl sagte mir, dass dies die richtige Entscheidung ist.

Wieso gerade Moskau?
Zuber: ZSKA ist bekannt dafür, dass sie zu jeder Saison mindestens zwei junge, talentierte Spieler aus dem Ausland verpflichten. Als dann die Anfrage an mich kam, sagte ich zu. Mir war natürlich bewusst, dass ich dabei auch ein gewisses Risiko eingehen würde. Es konnte sowohl nach vorne, als auch nach hinten losgehen. Ich war von mir selbst überzeugt, deshalb ging ich diesen Schritt.

Was unterscheidet die russische Liga von der Bundesliga?
Zuber: Das Tempo in der Bundesliga ist extrem höher. Auch der sportliche Unterschied, die Leistungsstärke zwischen den Vereinen, in Deutschland ist nicht so groß wie in der russischen Liga. Während hier der Tabellenletzte an einem guten Tag ohne weiteres den Tabellenzweiten oder -dritten schlagen kann, gibt es in Russland vier bis fünf dominante Teams, die sich von den restlichen Mannschaften leistungsmäßig deutlich absetzen. Die Spalte zwischen den vier Moskauer Vereinen und Zenit St. Petersburg, die meist abwechselnd den Meister stellen, im Vergleich zum Rest der Liga ist sehr groß.

Sie spielten für Moskau sechs Mal in der Champions-League. Rückblickend sicherlich ganz besondere Momente Ihrer Karriere.
Zuber: Es war etwas ganz besonderes die Champions-League-Hymne vor dem Spiel zu hören und sich gegen die Top-Clubs Europas zu duellieren. Gegner waren die Münchner Bayern, Manchester City und Pilsen aus Tschechien. Diese Erfahrung hat hungrig gemacht auf mehr. Ich möchte unbedingt wieder in die Champions-League, das ist ein ganz großes Ziel für mich. Jeder Fußballer setzt sich ehrgeizige Ziele, möchte hoch hinaus. Man arbeitet dafür jeden Tag, um sich zu verbessern.

Zürich – Moskau – Hoffenheim, große Unterschiede Ihrer bisherigen Stationen?
Zuber: Mit Zürich verbindet mich die Heimat. In der ausgezeichneten Jugendabteilung mit sehr guten Trainern reifte ich beim Schweizer Rekordmeister zum Profi. Der nächste Schritt in der Weltmetropole Moskau war dann um einiges größer. Ich fand eine ganz andere Kultur, Sprache und Schrift vor, alles war auf einmal völlig anders. Die Liga war zudem viel stärker, jeder Verein hatte vier bis fünf sehr gute Spieler in ihren Reihen, die allein Spiele entscheiden konnten. Die dritte Station Hoffenheim bedeutete für mich einen weiteren Schritt nach vorn. Die Bundesliga geniest weltweit sehr große. Beachtung. Ich spiele nun in der Weltmeister-Liga, wo der mediale Fokus sehr hoch ist. Man steht sehr unter Beachtung und Beobachtung. In Hoffenheim finde ich etwas mehr Ruhe als in den Großstädten. Mein Wohnort Heidelberg und die gesamte Gegend hier sind sehr schön, ich genieße das sehr.

Wie kam das Interesse der TSG an Ihnen zu Stande?
Zuber: Vor meinem Wechsel nach Moskau gab es bereits erste Kontakte zu Hoffenheim. Sie hatten mich bereits auf dem Fokus und dann kam das ein und andere zusammen. Zusammen mit meinem Umfeld habe ich mich, nach einer guten Entwicklung in Moskau, zum Wechsel in die Bundesliga, speziell Hoffenheim, entschlossen.

Was reizte Sie, vom CL-Teilnehmer zum Kraichgau-Club zu wechseln?
Zuber: Ich sah bei der TSG sehr gute Möglichkeiten mich weiter zu entwickeln. Der Trainerstab und die gesamten Trainingsbedingungen bieten optimale Voraussetzungen.

Sie sind mit dem Schweizer Fotomodell Mirjana Vasovic liiert. Die deutsche Boulevardpresse schrieb im Sommer, „dass die neuen Beckham´s im Anmarsch seien“.
Zuber: Wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man solche Schlagzeilen akzeptieren. Ich fand es nur sehr schade, dass der erste Bericht über mich gleich in diesem Zusammenhang zu lesen war. Wir haben beide über die Schlagzeilen geschmunzelt. Von ein paar Freunden mussten wir einige dumme Sprüche anhören. 

Ihre Freundin war in der engeren Auswahl zur „Miss Schweiz“.
Zuber: Mirjana war in der Endausscheidung unter den letzten sechs Kandidaten.

Wie lautet Ihr persönliches Fazit nach einem dreiviertel Jahr bei der TSG?
Zuber: Es gab bislang einige Hochs und Tiefs für mich. Die Situation, auch mal nicht im Kader zu stehen, war etwas völlig Neues für mich. Ich habe schon sehr viel für meine Entwicklung gelernt, auch was das Verhalten in schwierigen Situationen anbelangt. Natürlich möchte ich, als ehrgeiziger Typ, so viel Einsatzzeiten wie möglich haben. Von Tag zu Tag versuche ich mich im Training zu empfehlen.

Steven Zuber

Sportlichen Stationen:
2006-2013: Grasshopper Club Zürich, 146 Spiele, 33 Tore, Schweizer Cupsieger 2013
2013-2014: ZSKA Moskau, 27 Spiele, 1 Treffer, 6 Champions-League-Einsätze, Russischer Meister 2014 und Fußball-Supercup-Sieger 2013,
Nationalmannschaft: drei Spiele bei Olympischen Spielen 2012 in London

Zur Person:
Geburtstag: 17.08.1991
Geburtsort: Winterthur (Schweiz)
Größe: 181 cm – Gewicht: 79 kg
Familienstand: ledig
Position: Offensives Mittelfeld
Pflichtspiele für die TSG: 18
Vertrag in Hoffenheim bis Juni 2018

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Interview-Fortsetzung am Mittwoch (15. April)

 

Steven Zuber, Zuber erschöpft am Boden, und Zuber enteilt seinem Gegenspieler

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