Ein Spiel der großen Gegensätze – Bayern empfängt Hoffenheim

Gelingt der TSG unterstützt von 3.000 Fans ihr zweiter Überraschungscoup in München?

Während die einen nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal und dem drohenden Aus im Viertelfinale der Champions League mit dem Schicksal hadern, haben die andern im gleichen Zeitraum nach drei Siegen in Folge im Bundesligaabstiegskampf neues Selbstvertrauen gewonnen. Die Vorzeichen der Partie des 28. Bundesligaspieltages am Samstag (Beginn 15:30 Uhr) in der mit 75.021 Zuschauern ausverkauften Münchner Allianz Arena zwischen dem FC Bayern und der TSG Hoffenheim sind äußerst unterschiedlich. Für die Bayern scheint beim anvisierten Triple nur noch der Meistertitel machbar zu sein, während die Kraichgauer sich weiterhin Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen.

Pavel Kaderabek entwischt in geduckter Stellung Bayerns Alphonso Davies - rechts Sadio Mané

Was erwartet die TSG?

Doch gerade dann, wenn die Bayern angeschlagen sind, wenn der Druck steigt und der Kessel so richtig dampft, sind die „Mia-san-Mia-Bayern“ am gefährlichsten, dann bekommt es der nächste Gegner besonders zu spüren. Die TSG kann davon ein Lied singen, am 10. März 2012 gab es im Münchner Stadtteil Fröttmaning eine deutliche 1:7-Klatsche. Nur ein einziges Mal seit ihrer Bundesligazugehörigkeit vor 15 Jahren durften die Hoffe-Fans im Oberrang der im Mai 2005 eingeweihten Arena jubeln: Im Oktober 2019 entführte der Dorfverein durch zwei Treffer von Sargis Adamyan beim 2:1-Überraschungserfolg drei Punkte. Ansonsten gab es in den bisherigen 14 Gastspielen bei elf Niederlagen wenig zu holen. Dies trübt jedoch nicht die Reiselust der Kraichgauer, die besonders gerne die Fahrt in die bayerische Landeshauptstadt auf sich nehmen. Auch an diesem Samstag werden laut TSG-Pressesprecher Jörg Bock 3.000 Hoffe-Fans vor Ort dabei sein.

"Wollen mit breiter Brust etwas holen"

TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo, der mit dem VfB Stuttgart im Jahr 2022 zwei Mal mit jeweils einem 2:2-Remis im Münchner Schlauchboot Punkte entführte, reist selbstbewusst an die Isar. Auf die Frage von bwa-sport.de, wie er nach drei Siegen in Folge nun das Gastspiel beim Tabellenführer anzugehen gedenke, sagte er voller Überzeugung: “Mit breiter Brust, wir wollen auch gegen München etwas holen. Wir fahren nicht hin, um sie zu beschäftigen, sondern um zu punkten". Der 45-Jährige vertraute zuletzt beim 2:0-Sieg im Abstiegsduell mit dem FC Schalke 04 auf eine erfahrene Mannschaft, die mit 28,4 Jahren im Schnitt die älteste Startelf in ihrer Bundesligageschichte war.

TSG-Keeper Oliver Baumann fängt den Ball vor Jamal Musiala (re.)

Die Hoffnungen ruhen auf Bebou

Große Hoffnungen setzen die Hoffenheimer auf ihren wiedererstarkten schnellen Stürmer Ihlas Bebou, der in den vergangenen drei Partien zwei Treffer erzielte und eine Torvorlage gab. Nachdem er vor der Winterpause verletzungsbedingt pausieren musste, zeigte er sich zuletzt stark verbessert. Der pfeilschnelle 28-jährige Togolese sieht sein Team am Samstag nicht chancenlos: „Natürlich sind die Bayern eine Supermacht, aber man fährt dahin, um auch dort etwas zu holen." Dabei könnte die Gunst der Spielplan-Konstellation vielleicht ausschlaggebend sein. Gut möglich, dass - anders als zuvor im Bericht erwähnt – bei der Tuchel-Truppe nach einer 0:3-Hinspielniederlage bei Manchester City in der Königsklasse gegen das Guardiola-Starensemble etwas an Frische und Konzentration verloren ging und das Hauptaugenmerk in diesen Tagen mehr dem Rückspiel am nächsten Mittwoch gegen die Engländer gilt.

"Wollen mit Selbstvertrauen auftreten"

Nicht chancenlos sieht TSG-Abwehrspieler John Anthony Brooks, der in seinen bisherigen zwölf Partien gegen die Bayern noch nie gewinnen konnte, sein Team: Wir fahren dahin, um etwas mitzunehmen. Das ist unser klares Ziel. Natürlich gibt es leichtere Aufgaben, aber wir werden uns bestens darauf vorbereiten und mit Selbstvertrauen auftreten.“

Vergleichsdaten

Interessant sind weitere Vergleiche, was das Spielerische betrifft: Beide Teams erzielten jeweils nur 16 Prozent ihrer Tore nach Standardsituationen – das ist der geringste Anteil unter allen Bundesligisten. Die Bayern erzielten 64 Prozent ihrer Treffer nach Passkombinationen (Top-Wert in der Bundesliga), die TSG traf neunmal nach Flanken (nur Köln häufiger). In einer anderen Statistik liegen die Nordbadener deutlich vorne: Mit 368 Fouls sind sie in dieser Saison Spitzenreiter, während die Münchner bei 239 Fouls die wenigsten aller 18 Erstligisten aufweisen.

Wiedersehen mit dem langjährigen Wegbegleiter

Für Hoffenheims neuen Rekordspieler Oliver Baumann kommt es am Samstagnachmittag vor dem Warm-up auf dem Weg von der Kabine zum Spielfeld durch den 14 Meter langen und drei Meter hohen Spielertunnel, vorbei an modernsten LED-Wänden auf denen mit 4K-Technologie die Konterfeis der Spieler des deutschen Rekordmeisters bespielt werden, zum Wiedersehen mit seinem jahrelangen Torwarttrainer Michael Rechner. Acht Jahre haben beide erfolgreich zusammengearbeitet, ehe Rechner Anfang Februar dem Lockruf der Bayern, speziell dem von damaligen Trainers Julian Nagelsmann folgte, um Nachfolger des geschassten Neuer-Freundes Toni Tapalovic zu werden. „Ich freue mich definitiv, ihn wiederzusehen, aber wir haben auch einen sehr guten Torwarttrainer", sagte Baumann in der Mixed-Zone nach dem Schalke-Spiel in Bezug auf seinen neuen Torwarttrainer Alexander Stolz.

Baumann vermisst Lewandowski nicht

Gegen keinen anderen Gegner kassierte Baumann in seiner langen Karriere so viele Tore wie gegen die Bayern. Von den 62 Gegentreffern in seinen 420 Bundesligaeinsätzen kassierte der TSG-Kapitän die meisten vom ehemaligen FCB-Torjäger Robert Lewandowski. Darauf angesprochen sagte er: „Gut, dass er nicht mehr da ist, so kann er wenigstens seine Bilanz gegen mich nicht weiter ausbauen."
Schiedsrichter der Partie ist Bastian Dankert, attestiert wird er an den Seitenlinien von Rene Rohde und Marcel Unger.

Fotos: Kraichgaufoto

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