„Ein Wechsel spielt für mich momentan keine Rolle“

Pavel Kaderabek fühlt sich bei der TSG und in Sinsheim sehr wohl

Hoffenheims Rechtsverteidiger Pavel Kaderabek zählt im bisherigen Saisonverlauf zu den positiven Erscheinungen im Bundesliga-Team von Trainer Julian Nagelsmann. Der 1,82 Meter große tschechische Nationalspieler besticht sowohl durch seine Zweikampfstärke im Defensivbereich als auch seine Offensivqualitäten. Wenn sich der gebürtige Prager mit seinem schnellen und dynamischen Antritt ins Offensivspiel einschaltet, ist er vom Gegner nur schwer zu bremsen. bwa-sport.de unterhielt sich mit dem 24-jährigen Familienvater, der seit Sommer 2015 bei den Kraichgauer unter Vertrag steht und in Sinsheim wohnhaft ist.

Pavel, zuerst einmal Respekt, Sie sprechen inzwischen sehr gut Deutsch. Wie viele Unterrichtsstunden haben Sie pro Woche?
Pavel Kaderabek:
Ich habe mittlerweile nur noch zweimal im Monat Deutschunterricht. Es war mir wichtig, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, weil es alles viel einfacher macht. Die Kommunikation mit meinen Teamkollegen, aber auch den Alltag.

„Wir haben ein gutes und funktionierendes Mannschaftsgefüge“

Wie gefällt Ihnen das Leben hier in Deutschland und was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat Tschechien?
Kaderabek:
Ich fühle mich hier sehr wohl. Vor kurzem erst bin ich mit meiner Familie aus Heidelberg weggezogen, auch eine sehr schöne Stadt, in der wir uns sehr wohl gefühlt haben. Jetzt wohnen wir näher an meinem Arbeitsplatz. Mir und meiner Familie geht es hier sehr gut, unsere kleine Tochter wächst in der Region auf und ich denke, sie hat es da ganz gut erwischt. An meiner Heimat vermisse ich am meisten meine Familie und meine Freunde, aber dadurch dass Prag nicht so weit weg ist, können wir uns immer wieder gegenseitig besuchen.

Sportlich läuft es sehr gut. Wo sehen Sie die Gründe für den positiven Lauf der TSG?
Kaderabek:
Wir sind ein richtig gutes Team. Wir haben viel Spaß zusammen, sowohl auf, als auch neben dem Platz. Wir unternehmen auch immer mal wieder privat etwas – das hilft natürlich für ein gutes und funktionierendes Mannschaftsgefüge. Natürlich hat auch unser Coach Julian Nagelsmann einen großen Anteil. Seine Ideen sind gut, wir setzen sie auch fast immer gut um und er bereitet uns immer richtig gut auf unsere Gegner und die Spiele vor.

Stark im Zweikampf, entschlossen im Spiel nach vorn: Hoffenheims Tscheche Kaderabek (re.)

Das Läuferische ist eine meiner Stärken

Im Team von Trainer Julian Nagelsmann sind sie aufgrund konstant guter Leistungen gesetzt.
Kaderabek:
Ich habe mich mit der Spielweise der TSG identifiziert, ich bekomme klare Aufgaben vom Trainerteam, kann meine Rolle auf dem Feld aber dennoch auch frei interpretieren.

Wenn Sie zur Attacke blasen, bis zum Umfallen kämpfen und die Linie rauf und runter rennen, wirken Sie nach Spielen völlig ausgepowert. Ihr Top-Speed soll bei 33,3 Kilometer pro Stunde liegen. Woher haben Sie diese Power?
Kaderabek:
Ich denke, das ist Veranlagung. Ich bin schon immer viel gelaufen, mir macht das nichts aus, das ist eine meiner Stärken.

Fußball und Eishockey sind in der Heimat gemeinsam die Sportart Nummer 1

Ihr Vater und auch Großvater waren auch bekannte Fußballer in ihrer Heimat.
Kaderabek:
Das stimmt. Mein Papa hat auch Fußball gespielt, allerdings nicht als Profi. Mein Opa war Profi – er hat für Sparta Prag und die tschechische Nationalmannschaft gespielt.

Sie haben alle Nationalmannschaftsstationen Tschechiens durchlaufen. Welchen Stellenwert hat der Fußball in Ihrem Heimatland?
Kaderabek:
Ich würde sagen, Fußball ist gemeinsam mit Eishockey Sportart Nummer 1 in Tschechien.

Enttäuschter Gesichtsausdruck nach einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung

Ein Saisontor soll es auf alle Fälle noch werden

Wie intensiv verfolgt man die Spiele der TSG in Tschechien? Gibt es in Ihrer Heimatstadt Prag inzwischen auch schon „Hoffe-Fans“?
Kaderabek:
Als ich noch bei Sparta Prag gespielt habe, war ich der Lieblingsspieler einiger Fans. Die sind jetzt eben TSG-Fans, seitdem ich in der Bundesliga spiele. (lacht)

Sie haben in Ihren 38 Ligaspielen schon einige Tore vorbereitet. Wann werden Sie Ihren ersten Bundesligatreffer erzielen?
Kaderabek:
Das ist eine gute Frage. Natürlich spiele ich auf einer Position, auf der man eher Tore vorbereitet. Aber selbstverständlich würde ich auch gerne selbst mal ein Tor machen. Vielleicht klappt es ja noch in dieser Saison.

Draxler und Iniesta waren besonders unbequeme Gegenspieler

Was war Ihr bislang unbequemster Gegenspieler in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft?
Kaderabek:
In der Bundesliga war das Julian Draxler, damals noch beim VfL Wolfsburg. In der vergangenen Saison haben wir in Wolfsburg 2:4 verloren, ich hatte einen schwarzen Tag, bei mir lief gar nichts zusammen und ich wurde nach 22 Minuten ausgewechselt. Mein Gegenspieler damals war Draxler. Mit der tschechischen Nationalmannschaft war es besonders schwer, gegen den Spanier Andres Iniesta zu spielen. Er hat einfach keinen Ball verloren. Da habe ich mich schwer getan.

Vor einem halben Jahr brachte Ihre Freundin Tereza die kleine Ema zur Welt. Hat sich das Familienglück auch positiv auf Ihre sportlichen Leistungen ausgewirkt?
Kaderabek:
Ja, in gewisser Weise schon. Es ist wunderschön, nach Hause zu kommen und meine kleine Tochter in den Arm zu nehmen, mit ihr zu spielen und sie lächeln zu sehen. Sie macht mich glücklich und stolz.

Perfektes Familieglück

Sie wohnen, im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen die in Heidelberg leben, seit Dezember in Sinsheim. Wie gefällt es Ihnen hier?
Kaderabek: Wir haben ein sehr schönes Haus, in dem wir uns sehr wohl fühlen. Außerdem wohne ich jetzt deutlich näher am Trainingszentrum, das ist natürlich angenehm. Uns gefällt es hier sehr gut.

Was machen Sie besonders gerne in Ihrer Freizeit?
Kaderabek:
Am liebsten spiele ich natürlich mit meiner Tochter und bin mit meiner Verlobten und unserem Hund unterwegs. Wir sind oft und viel draußen, das tut uns allen gut.

"Mache mir über andere Ligen keine Gedanken"

Im Sommer lehnte die TSG ein Zehn-Millionen-Angebot für Sie aus England ab. Trotz Vertrag bis 2019, würde Sie die Premier-League reizen?
Kaderabek:
Ich bin sehr glücklich, in Deutschland zu sein und in der Bundesliga spielen zu dürfen. Ich wollte immer hierhin und habe es vor knapp zwei Jahren geschafft. Darüber freue ich mich und mache mir über andere Ligen und keine Gedanken – ein Wechsel spielt für mich momentan keine Rolle. Die Bundesliga ist mittlerweile außerdem eine der besten Ligen der Welt.

Hand aufs Herz! Wird Hoffenheim sich am Ende der Saison erstmals für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren?
Kaderabek:
Momentan stehen wir gut da. Aber die Saison ist noch lange nicht zu Ende, es gibt viele Teams, die hinter uns stehen, die unbedingt noch die internationalen Plätze erreichen möchten. Wir dürfen nicht nachlassen, müssen alles geben, am Ende wissen wir dann mehr.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Hart im Zweikampf, Vorbildliche Schusshaltung, Kaderabek bei einem Fantreffen, Laufduell mit Dortmunds Marcel Schmelzer, Unsanft zu Fall gebracht, Bedingungsloser Einsatz im Kampf um den Ball, Kaderabek versucht es mit einem Distanzschuss, Nachdenklicher Blick, Kunstschuss gegen die Bayern, und Laufduell mit Münchens David Alaba

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