Eine vielsagende Partie umrahmt mit wenig aufschlussreichen Worten

Berlin steht vor der Tür

Das letzte Auswärtsspiel der Hoffenheimer im Berliner Olympiastadion wird für die TSG-Fans auf längere Sicht unvergessen bleiben. Mit 5:0 fegte man die gastgebende Hertha im letzten Vorrundenspiel kurz vor Weihnachten 2014 aus dem eigenen Stadion. Es war der höchste Bundesligasieg der Vereinsgeschichte. Die Vorzeichen vor der Sonntagpartie an gleicher Stelle sind jetzt völlig anders. Die Hauptstädter rangieren auf Tabellenplatz vier, sind im Höhenflug. Der Dorfverein auf dem 17ten, vorletzten Platz, sucht händeringend nach einem Erfolgserlebnis, um Selbstvertrauen zu tanken. Ein ähnlich dominantes Auftreten wie vor elf Monaten wird es daher mit Sicherheit nicht werden.

Bei der heutigen Pressekonferenz ließ sich Hoffenheims neuer Trainer Huub Stevens nicht in die Karten schauen, beantwortete die Fragen zur bevorstehenden 13. Bundesligapartie zurückhaltend. Er sieht die Hertha aus einer guten Organisation heraus guten Fußball spielen.

Länderspielpause kam Stevens äußerst ungelegen

Stevens betonte mehrfach, dass ihm die zweiwöchige Bundesliga-Pause sehr ungelegen kam. Aufgrund der Länderspielabstellungen konnte er nur mit wenigen Stammkräften arbeiten und musste daher den Trainingskader mit Spielern der U23 auffüllen. So konnte er nicht wie gewünscht im taktischen Bereich arbeiten. Eine Einheit am Donnerstag und das Freitagstraining waren hierfür zu wenig.

Internes Gespräch mit Vargas nach dessen unsportlicher Reaktion

Eduardo Vargas kam als letzter Spieler am Donnerstagnachmittag aus Südamerika zurück, wo er mit der Nationalelf Chiles in Uruguay eine bittere 0:3 Klatsche kassierte. Aufgrund der Reisestrapazen ist fraglich, ob der Stürmer gegen Berlin genügend Kraft für die gesamten 90 Minuten hat. Stevens hat sich intern mit Vargas über dessen Unsportlichkeit am Rande des Spiel ausgetauscht. Der chilenische Stürmerstar hatte bei seiner Auswechslung in der 82. Minute dem gegnerischen Publikum gleich zweimal den ausgestreckten Mittelfinger entgegengestreckt. Gut möglich, dass Hoffenheims Stürmer nachträglich noch eine Länderspielsperre droht. Stevens forderte von seinem Spieler mehr Professionalität, auch wenn von den gegnerischen Fans provoziert wurde. Es blieb bei diesem Gespräch, eine Strafe kam für Stevens nicht in Frage: „Das ist Sache des chilenischen Verbandes“.

Lob für den Berliner Trainer-Kollegen

Lob gab es vom TSG-Coach für den ungarischen Kollegen Pal Dardai, der unter ihm in Berlin gespielt hat: „Pal war schon damals immer ein Typ war, der zuerst an die Mannschaft gedacht hat. Das hat sich auf sein Trainersein übertragen. Er macht in Berlin einen sehr guten Job.“
Personell werden den Hoffenheimern der gelb-gesperrte Kapitän Pirmin Schwegler und der Tscheche Pavel Kaderabek, der mit einer Reizung des Knies von der Nationalmannschaft zurückkehrte, fehlen.

Stevens-Sprüche haben Tradition

Auch wenn der Holländer bei dieser Pressekonferenz in manchen Punkten etwas gereizt wirkte, so hatte er immer wieder einige Sprüche parat, mit denen er versuchte die Stimmung aufzuheitern. Aussagen, die so manches Phrasenschwein bei Talk-Shows mit viel Kleingeld füttern bzw. füllen würden.
Beispiele gefällig: „Ein Tag an dem man nichts lernt, ist ein verlorener Tag!“ oder „Die Straßen sind für einen Fußballer nicht mehr so begehbar wie früher. Es ist mehr Verkehr!“ oder „Die Verteidigung fängt beim Stürmer an und die Offensive bei den Abwehrspielern – anders ist das heute nicht mehr denkbar!“
In seiner noch relativ kurzen Zeit im Kraichgau gesteht er schon viele Eindrücke gewonnen zu haben. Stevens: „Ich lerne jeden Tag in jedem Training dazu. Es gibt ständig neue Eindrücke – positive wie negative.“
Die Wegstrecke vom Hotel in Sinsheim bis zum Trainingsgelände in Zuzenhausen kennt er, auch die zum Stadion. Dass er inzwischen dabei auf die Navigationshilfe im Auto verzichten kann, sieht er als Fortschritt.

Sportlich passt es noch nicht Vollends

Rein sportlich passt ihm noch einiges nicht: „Als Trainer bin ich selten zufrieden, weil das perfekte Spiel noch nicht gespielt wurde. Ich habe sowohl gegen Köln als auch gegen Frankfurt gute und schlechte Dinge gesehen. Welche genau das sind, verrate ich nicht.“

Ausgeglichene Bilanz

Die Bilanz aus den bisherigen zehn Duellen ist ausgeglichen. Vier Siege gab es auf beiden Seiten, zwei Mal trennte man sich Unentschieden. Rund 300 Fans begleiten das Team in die Bundeshauptstadt. Aufgrund der terroristischen Vorkommnisse am Rande der Länderspiele in Paris und Hannover werden die Sicherheitskontrollen verstärkt bzw. intensiviert. Eine frühe Anreise der Anhängerschaft wird daher empfohlen.

Foto: BWA und Kraichgaufoto

Berlin gegen Hoffenheim - es könnte ein enges Duell werden

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