Mit der Punktausbeute aus der Englischen Woche ist man bei Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim sehr zufrieden. Fünf Zähler waren es nach dem 2:0 in Stuttgart, dem 3:3 zu Hause gegen Freiburg und dem 0:0 beim FSV Mainz 05. Fünf Punkte in sechs Tagen, Tabellenplatz vier, neben Bayern, Gladbach und Mainz noch ungeschlagen – das kann sich sehen lassen. Noch nie standen die Kraichgauer nach sechs Spieltagen besser da. Selbst in der Aufstiegssaison 2008/09, als die TSG überraschend Herbstmeister wurde, rangierte man mit zehn Punkten auf Platz sechs.
Bei den Nordbadener steht das Ergebnis an erster Stelle, nicht das Erlebnis. Das unterhaltsame 3:3 gegen Freiburg dürfte da als Ausnahme gelten, denn weniger die drei erzielten Treffer als vielmehr die Fehler bei den Gegentoren wurden mehrfach angesprochen.
Alexander Rosen, Direktor für Profi-Fußball bei den Hoffenheimer, zog nach sechs Spieltagen sein erstes Fazit: „Wir sind sehr zufrieden. Wenn wir unseren Auftakt rein nach Punkten betrachten, kann man von einem tollen Start sprechen.“ Rosen sieht vor allem im Defensivverhalten deutliche Fortschritte: „Wir lassen den Gegnern viele weniger Torchancen zu. Das war in der letzten Saison so nicht der Fall.“
Nur fünf Gegentore in sechs Partien unterstreichen dies. Wann gab es das zuletzt?
Der defensiver ausgerichteten Spielweise fiel jedoch das temporeiche und spektakuläre Offensivspiel zum Opfer. In der Vorwärtsbewegung werden noch zu viele Fehler begangen, die Bälle oftmals schnell und leichtfertig verloren. Die Tormöglichkeiten sind, aufgrund der defensiveren Spielausrichtung, deutlich weniger geworden. Am schnellen Umschaltspiel aus einer gesicherten Defensive in die Spitze ist noch zu arbeitet. Im Spielaufbau fehlt es am finalen, präzisen Pass.
Mit dem vorhandenen Spielerkader und dessen Flexibilität kann Trainer Markus Gisdol, je nach Gegner, variieren. Die Vielseitigkeit eines Sebastian Rudys, der bis zur Rückkehr des Südkoreaners Jin-Su Kim von den Asia-Games in der nächsten Woche, auf der Außenverteidigerposition spielt, ist hilfreich. Ebenso die Alternativmöglichkeiten eines Tobias Strobl, der auf allen Verteidigerpositionen und im defensiven Mittelfeld einsetzbar ist.
Das Stürmerkarussell dreht sich um die Alternativen Adam Szalai, Sven Schipplock und Modeste. Je nach Gegner und Spielstand hat Gisdol in vorderster Front mehrere Möglichkeiten zur Auswahl.
Auf dem Weg zu alter Form ist, nach fast überstandener Rückenverletzung, Offensivspieler Kevin Volland. Der Allgäuer konnte, aufgrund seiner Beschwerden, vier Wochen nicht richtig trainieren, kam so nur zu Kurzeinsätzen. Gegen Mainz wirkte er sehr engagiert und rackerte unermüdlich. Dass er noch ohne Saisontor ist, stört ihn wenig: „Aufgrund unserer Spielanlage muss ich auch hinten viel aushelfen. Da muss man extrem lange Wege nach vorne gehen. Das mit den Toren kommt von allein.“
Gute Gelegenheit bietet sich am Samstag (Beginn: 15:30Uhr) im Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Bei den Königsblauen ist nach den Siegen in Bremen und im Derby gegen Dortmund das Selbstvertrauen zurückgekehrt. Zu einem Vorteil für die Hoffenheimer könnte die Doppelbelastung der Schalker, die in dieser Woche noch in der UEFA-Champions-League gegen NK Maribor antreten mussten, werden. Mit einer ausverkauften Sinsheimer Arena ist zu rechnen, zumal die Schalker mit reichlich Fans anreisen. Ob es zu einem blau-weißes Torfestival kommt, hängt sicherlich vom Spielsystem beider Mannschaften ab. Ähnlichkeiten zwischen Mainz und Hoffenheim wünscht man sich dabei weniger.
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