Erstmals spielen Bruder und Schwester zusammen in einem Seniorenteam

Die Wiedervereinigung von Jessica und Dennis Bauer beim SV Rohrbach/S.

Es kommt immer wieder mal vor, dass bei einer Fußballmannschaft verschiedene Konstellationen auftreten. Dass dabei Brüder zusammen in einem Team spielen ist nichts außergewöhnliches. Die Kombination, dass Vater zusammen mit Sohn in einer Mannschaft spielt, gab es auch schon hin und wieder, wenn auch selten. Doch dass Bruder und Schwester bei einem Verbandsspiel einer Seniorenmannschaft gemeinsam in einem Team auf dem Feld stehen, ist dagegen schon etwas Besonderes. Im Fußballkreis Sinsheim war dies jetzt erstmals beim SV Rohrbach/S. der Fall. Hier spielten Jessica und Dennis Bauer zusammen bei einem Punktspiel der Kreisklasse B II.

Fußballkreisvorsitzender Johannes Schinko

Ich finde es sehr bemerkenswert, wenn Frauen sich auch im Männerfußball behaupten können!“

Fußballkreisvorsitzenden Johannes Schinko

Für den Fußballkreisvorsitzenden Johannes Schinko ein bislang einmaliger Fall: „Seit dieser Saison ist es möglich, dass Frauen auch bei Herrenmannschaften aktiv spielen dürfen. Ich finde es sehr bemerkenswert, wenn Frauen sich auch im Männerfußball behaupten können. Diese Entwicklung entspricht dem Lauf der Zeit und ich rechne damit, dass der Zuspruch in den nächsten Jahren noch zunehmen wird.“ Der Sinsheimer Fußballchef sieht dabei aber auch einige zusätzlich zu überwindenden Hürden: „Es ist für die Spielerinnen nicht ganz einfach, was Umkleidekabine und Duschen anbelangt. Hier muss meist vor Ort etwas improvisiert werden.“ 

Der Kontakt brach nie ab

Für Jessica Bauer fiel die Entscheidung sich der Herrenmannschaft anzuschließen nicht schwer: „Da ich jeden Sonntag auf dem Sportplatz verbringe und die Spiele beider Seniorenteams des SV Rohrbach S. – in denen unter anderem auch mein Bruder Dennis spielt – mir anschaue, hat sich das angeboten.“

Jessica Bauer treibt den Ball durchs Rohrbacher Mittelfeld

Laufduell mit dem Trainer war mit ausschlaggebend

Einen nicht unwesentlichen Anteil am Comeback hatte Trainer Kim Feßenbecker: „Kim hat mich angesprochen, ob ich nicht wieder Lust hätte Fußball zu spielen. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob er es ernst meinen würde. Als ich dann bei meiner ersten Trainingseinheit gegen ihn beim Laufduell antrat, war ich mir relativ sicher, dass es die richtige Entscheidung war wieder aktiv einzusteigen. Der Support der Mannschaft während dem wöchentlichen Training motivierte mich zudem immer mehr. “

Doppeltes Spielrecht für Jungs und Mädchen

Für die 25-Jährige war es keine große Eingewöhnungsphase, schließlich kickte sie seit ihrem vierten Lebensjahr zusammen mit Jungs in der Jugendabteilung beim SV Rohrbach/S. Parallel spielte sie dabei ab ihrem zwölften Lebensjahr noch in der Mädchenmannschaft der TSG Hoffenheim im Breitensport in der Verbandsliga. Auch wenn diese Doppelbelastung sehr zeitaufwendig war, ging sie mit voller Begeisterung sowohl bei den Jungs, als auch bei den Mädchen ihrem Lieblingshobby mit vollem Eifer nach. Nach ihrer Zeit als Jugendtrainerin beim SV Rohrbach/S. wechselte die defensive Mittelfeldspielerin von 2019-2022 zur Frauenmannschaft des TSV Waldangelloch in der Landesliga.

Ab der B-Jugend kein Spielrecht mehr bei den Jungs

Im trüben, nasskalten Herbst kam dann die Lust am Fußballspielen nach eineinhalbjähriger Auszeit wieder zurück und sie entschied sich dafür, für ihren Heimatverein wieder die Kickschuhe zu schnüren: „Nach der B-Jugend durfte ich nicht mehr mit den Jungs im Team spielen. Dies war damals für mich sehr enttäuschend. Umso mehr freue ich mich, dass dies jetzt wieder möglich ist.“ Berührungsängste gab es nie: „Den Großteil der Mannschaft kenne ich über viele Jahre. Hier sind bereits auch viele Freundschaften entstanden, so dass es hier keinerlei Anpassungsprobleme gibt. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und von Anfang an sportlich sehr gefordert. Der Zusammenhalt innerhalb der 2. Mannschaft ist sehr stark.“

Die Mannschaft hat in den letzten Spielen sehr viel Moral bewiesen!“

Jessica Bauer über die 2. Mannschaft des SV Rohrbach/S.

Als sportliches Ziel steht bei Jessica Bauer neben ihrer sportlichen Weiterentwicklung der Erfolg des Teams an erster Stelle. Der Aufwärtstrend beim aktuell Tabellenzweiten kommt für sie wenig überraschend: „Die Mannschaft hat in den letzten Spielen sehr viel Moral bewiesen, konnte einige Spiele trotz Rückstand noch zu ihren Gunsten wenden und am Ende für sich entscheiden. Wir sind eine sehr gute Truppe mit einem großen Kader, der auch für die Kreisklasse A gut aufgestellt ist.“

Dennis Bauer im Vorwärtsgang, rechts dahinter seine Schwester Jessica

Der gemeinsame Torjubel war in dieser Situation schon außergewöhnlich!“

Dennis Bauer zum ersten gemeinsamen Spiel

Für Bruder Dennis, der aufgrund seiner zeitlichen Einschränkung als Jugendtrainer beim ASC Neuenheim nur selten beim Seniorentraining teilnehmen kann und deshalb in der zweiten Mannschaft des SVR spielt, war es schon etwas Besonderes, als seine um ein Jahr ältere Schwester erstmals mit ihm wieder zusammen auf dem Platz stand. „Als Jessica gegen den FC Rohrbach a. G. in der 77. Minute bei ihrem ersten Einsatz eingewechselt wurde, traf ich nur drei Minuten später zum 4:1-Endstand. Der gemeinsame Torjubel war in dieser Situation schon außergewöhnlich.“ Eine Woche später waren es schon 45 Minuten, die die beiden beim 12:0-Kantersieg des SV Rohrbach/S. über die SpG Treschklingen/Babstadt gemeinsam auf dem Spielfeld verbrachten.

Erinnerungsfotos aus früheren gemeinsamen Jugendspielen für den SVR

Jessica im Laufduell bei einem C-Jugend-Landesligaspiel für den SV Rohrbach/S. im Jahr 2014

Nach acht Jahren wieder im Team vereint

Nach zwölf gemeinsamen aktiven Jahren in der SV-Jugend, sowohl als Spieler und Spielerin, wie auch als Jugendtrainer und Jugendtrainerin, standen die beiden Geschwister nach achtjähriger Unterbrechung erstmals wieder zusammen auf dem Platz im gleichen Vereinsdress.

Fotos: BWA

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