Versöhnlicher Saisonabschluss durch Pokalsieg?
Einer nicht zufriedenstellenden Drittligasaison 2023/24 soll am kommenden Samstag ein positives Ende folgen, wenn der SV Sandhausen im Finale des Badischen Pokals als klarer Favorit gegen den Verbandsligisten 1. FC Mühlhausen antritt (Anstoß um 11.45 Uhr in Walldorf). Neben dem Gewinn des Titels geht es auch darum, sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren, um zusätzlich wichtige Einnahmen zu verbuchen.
Kleppo springt bereits zum dritten Mal als Cheftrainer ein
In einer Saison, die man sich nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga beim SVS anders vorgestellt hatte, steht mit Interimstrainer Gerhard Kleppinger am Samstag bereits der dritte Trainer nach Danny Galm und Jens Keller in der laufenden Spielzeit an der Seitenlinie. Der bereits seit 2012 am Hardtwald zumeist als Co-Trainer tätige „Kleppo“ springt für zwei Spiele das dritte Mal als Cheftrainer ein und analysierte über die abgelaufene Saison: „Wir haben zu viele Standardtore und allgemein Gegentreffer kassiert. Gerade gegen Ende der Saison hin waren wir zu instabil. Natürlich darf man nicht vergessen, dass wir einen riesigen Umbruch im Sommer hatten, und einige Spieler hatten nicht die nötige Spielpraxis.“
„Wir gehören in die 2. Liga“
SVS-Interimstrainer Gerhard Kleppinger
Doch der 66-jährige blickt bereits zuversichtlich nach vorne: „Wir haben hier das Potential um aufzusteigen und gehören in die 2. Liga. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als es nächstes Jahr zu packen.“ Um wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen zu können, ist sicher wieder mehr Konstanz angefangen beim Trainerposten vonnöten: In den Zweitligajahren 2013 bis 2020 kam es nur zu drei Trainer-Wechseln, in den vier Jahren danach und damit seit dem Weggang von Sportdirektor Otmar Schork zu sieben Wechseln. Beim Spielerkader soll es nicht wieder so gravierende Änderungen geben, allerdings, so Kleppinger: „Wir werden noch neue Spieler dazubekommen müssen.“
Sehr hohe Fluktuation im Kader
Trotz einer hohen Fluktuation auch bei den Spielern in den vergangenen Jahren gab es im letzten Sommer einen in dem Ausmaß noch nicht dagewesenen Umbruch mit zunächst 18 Zu- und 26 Abgängen, denen in der Winterpause drei weitere Zugänge folgten.
Neuer Trainer und Sportdirektor wurden installiert
Neuer Cheftrainer wurde der 37-jährige und im Profibereich noch unerfahrene Danny Galm, als neuen Sportdirektor holte der Präsident und 1. Vorsitzender Jürgen Machmeier den Geschäftsführer von Austria Klagenfurt Matthias Imhof, der zugleich ein offensives Ziel formulierte, was später bereut wurde, da es doch Druck bei einer neuformierten Mannschaft, die sich erst finden musste, aufbaute: „Als Absteiger aus der 2. Liga ist das Ziel mit dem direkten Aufstieg klar definiert.“
„Wichtig ist, dass wir als Mannschaft stabiler und konstanter werden“
SVS-Sportdirektor Matthias Imhof
So sagte Imhof erst kürzlich vorausblickend auf die nächste Saison: „Wichtig ist, dass wir als Mannschaft stabiler und konstanter werden. Wie weit es dann nach vorne geht, werden wir sehen.“ Bei einem gehobenen Etat für Drittligaverhältnisse ließ sich im vergangenen Sommer die Mixtur aus zweitligaerfahrenen Neuzugängen wie dem Königstransfer Rouwen Hennings, Luca Zander, Sebastian Stolze, David Otto oder den Rückkehrern an den Hardtwald Tim Knipping und Alexander Mühling sowie hoffnungsvollen und hungrigen Nachwuchsspielern gut an.
Im Visier von Erst- und Zweitligisten
Der neue Verteidiger Max Geschwill und der flinke Dribbler Livan Burcu, der mit der U19 des SVS erst aus der Oberliga aufgestiegen war und mit einem Profivertrag ausgestattet wurde, sind aufgrund ihrer guten Leistungen gegenwärtig sogar für einen Wechsel ins Visier von Erst- und Zweitligisten geraten.
Gelungener Saisonstart
Die Kurpfälzer starteten mit verheißungsvollen Heimauftritten in die Saison, kegelten den Zweitligisten Hannover 96 aus dem DFB-Pokalwettbewerb und schlugen Dynamo Dresden sowie 1860 München in der Liga. Doch bereits früh zeigte man sich instabil wie beim 1:4 in Halle oder der Heimniederlage gegen Münster.
Galm ging – Keller kam
Schon nach zwölf Spieltagen bei zuvor zwei Siegen aus acht Partien wurde überraschend die Reißleine gezogen und der junge Trainer Galm musste gehen, da man die Ziele gefährdet sah. Mit Jens Keller stand kurz darauf nicht nur ein wesentlich erfahrener Coach, der einst Schalke 04 in die Champions League führte, fest, sondern den auch eine jahrzehntelange Freundschaft zu Imhof verbindet, der sagte: „Es ist klar, dass ich mich damit in der Öffentlichkeit angreifbarer mache, als wenn ich einen Trainer ohne persönlichen Bezug geholt hätte.“
Sieben Ligaspiele ungeschlagen
Der SVS blieb die ersten sieben Ligaspiele unter Keller ungeschlagen und lieferte obendrein im DFB-Pokal trotz des Ausscheidens der Übermannschaft von Bayer Leverkusen einen leidenschaftlichen Fight. Nach einem kurzen Tief vor der Winterpause startete man auch verheißungsvoll in die Rückrunde und schien spätestens nach dem begeisternden 6:3 nach 0:3-Rückstand über Jahn Regensburg nochmal oben in der Tabelle anklopfen zu können, doch ein Sprung unter die Top 3 der Tabelle blieb immer verwehrt.
Schwache Auswärtsbilanz und Verletzungspech
Nach fünf sieglosen Auswärtsspielen in Folge war der Traum vom Wiederaufstieg ausgeträumt, doch ein entscheidender Faktor war auch das Verletzungspech, das dem SVS über die Saison hinweg ein treuer Begleiter blieb: Routinier Hennings, der nicht nur aufgrund seiner sechs Tore in 14 Einsätzen seine Klasse unter Beweis stellte, musste am 16. Spieltag im Heimspiel gegen Duisburg verletzungsbedingt vom Feld. Leider sollte es sein letzter Einsatz für den SVS bleiben, während Youngster Lucas Laux beim Saisonauftakt in Lübeck noch in der Startelf stand und schließlich verletzungsbedingt kein Spiel mehr bestritt. In der Rückrunde fielen dann die Stammverteidiger Geschwill nach einem üblen Foul in Saarbrücken und Fuchs längere Zeit aus, Zander fiel fast die gesamte Vorrunde aus. In der Breite konnten die Ausfälle wie mit beispielsweise dem Winter-Neuzugang Edvinas Girdvainis nicht aufgefangen werden. Einen Spieltag vor Saisonende entschloss sich Jens Keller überraschend dazu, von seinem Trainerposten zurückzutreten.
Nur einen Punkt gegen die Aufsteiger geholt
Den beiden direkten Aufsteigern in die 2. Liga SSV Ulm und Preußen Münster gelang nach den letztjährigen Aufstiegen in die 3. Liga der sensationelle Durchmarsch von der Regionalliga. Gegen beide Teams konnte der SVS in vier Spielen nur einen Punkt ergattern, was auch Sportdirektor Imhof zur Erkenntnis kommen ließ, dass „Mentalität oftmals Qualität schlug“. Bei einem deutlich geringeren Etat haben die Ulmer eine konstant mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag gelegt. Die von den Drittligatrainern als Topfavoriten auf den Aufstieg gehandelten SVS und Dynamo Dresden gingen beide leer aus, die Dresdener verspielten dabei gar einen Vorsprung von zehn Punkten auf Platz 3 zur Winterpause.
Viel zu viele Gegentore
Bei einem Torverhältnis von 58:57 Toren blieb der SVS in der Defensive einiges schuldig und landete schlussendlich auf dem 8. Rang. David Otto reichten 8 Tore, um interner Torschützenkönig zu werden, doch die 58 Treffer verteilten sich auf 17 verschiedene Torschützen. Der voll einschlagende Winter-Neuzugang Patrick Greil erzielte 7 Treffer, Rouwen Hennings 6 Tore, Richard Meier und Markus Pink 5 Tore, Tim Maciejewski und Livan Burcu 4 Tore. Beste Vorbereiter waren Jonas Weik und Luca Zander mit 7 Torvorlagen, Ehlich mit 6 Vorlagen sowie Otto und Burcu mit 5 Assists. Otto kam in allen 38 Ligaspielen zum Einsatz, es folgen Mühling mit 36, Rehnen und Ehlich mit 34 sowie Weik mit 33 Einsätzen.
Kapitän ging nach 150 Pflichtspielen von Bord
Kapitän Dennis Diekmeier kommt nach 27 Einsätzen auf insgesamt 150 Pflichtspiele für den SVS, nach denen er beim Saisonabschluss gegen den FC Ingolstadt seine lange Karriere beendete und gebührend verabschiedet wurde.
AM
Fotos: foto2press