Das Coronavirus ist das aktuelle Thema in allen Lebensbereichen. Der Krankheitserreger stellt die Bevölkerung auf unbestimmte Zeit vor große, ungekannte Herausforderungen. Auch der Fußball ist davon betroffen. Ohnehin hatte die Bundesliga zuletzt negative Schlagzeilen geschrieben, die Frage nach dem Ausmaß der Kommerzialisierung hatte die Debatte bestimmt, die zutiefst beleidigenden Anfeindungen einiger „Ultras“ zudem eine Diskussion über den Umgang und die Grenzen der Meinungsfreiheit entfacht. In einem Interview mit achtzehn99.de nehmen Dietmar Hopp, Mehrheitsgesellschafter der TSG Hoffenheim, sowie TSG-Geschäftsführer Frank Briel Stellung zu diesen Fragen.
Die Fußball-Bundesliga pausiert nun aufgrund der Corona-Pandemie, zunächst bis zum 2. April. Wie bewerten Sie diese Entscheidung der DFL?
Dietmar Hopp: „Diese Pause ist absolut geboten, weil die Gesundheit der Menschen im Vordergrund stehen muss. Da kann und darf es keine zwei Meinungen geben. Der Fußball kann sich nicht abkoppeln von der Gesellschaft – und wir tun gut daran, in dieser absoluten Krisen- und Ausnahmesituation keine Sonderrolle zu beanspruchen.“
Frank Briel: „Alle andere Fragen müssen da hintenanstehen – und das sage ich auch bewusst in meiner Funktion als Geschäftsführer der unter anderem für die Finanzen verantwortlich ist. Gleichwohl ist es auch unsere Aufgabe, Szenarien zu entwickeln, wie es weitergehen kann. Dabei sind wir eng abgestimmt und agieren natürlich auch ein wenig ohne Netz, denn fast stündlich stehen wir vor einer veränderten Situation.“
Es hätte auch andere Szenarien als die sofortige Pause gegeben, erklärten zuletzt Klubvertreter mit Verweis auf die finanziellen Folgen. Der Bundesliga gehen pro Spieltag rund 75 Millionen Euro an TV-Einnahmen verloren.
Briel: „Die aktuelle Corona-Krise ist für Gesellschaft und Wirtschaft eine noch nie dagewesene Herausforderung und damit auch für die Ansammlung der überwiegend mittelständischen Profiklubs. Die finanziellen Folgen sind für jeden einzelnen Lizenzverein leicht zu ermitteln. Die Abhängigkeit der Klubs von den Medien-, Sponsoring- und Zuschauereinnahmen ist immens. Der Spielbetrieb stellt unsere wirtschaftliche Grundlage dar. Die Fußballindustrie zeichnet als Arbeitgeber für rund 56.000 direkte und indirekt Beschäftigte verantwortlich. Ganz plakativ gesprochen, es geht schlichtweg für viele Klubs um ihre nackte Existenz. Von daher ist es aus meiner Sicht verständlich und zugleich die Verpflichtung der Deutschen Fußball Liga und aller Klubs sämtliche Szenarien für die Erhaltung des Profifußballs und den Tag X zu analysieren. Da gilt es nun, gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen.“
Hopp: „Vor diesen Problemen stehen zahllose kleine und mittlere Unternehmen in diesem Land, und viele Menschen müssen ungemeine Einschränkungen und Belastungen in Kauf nehmen. Dort gilt das Gleiche wie im Fußball: Es schlägt die Stunde der Solidarität. Der Starke hilft dem Schwachen. Ich würde mir wünschen, dass dieser sehr naheliegende Solidaritätsgedanke bei allen Protagonisten der Bundesliga Konsens ist. Für den professionellen Fußball heißt es: Wie müssen den Solidargedanken auch finanziell so unterfüttern, dass wir eine Lösung für die Klubs finden, die von den Einbußen existentieller betroffen sind als andere Vereine. Ich hege durchaus Sympathie für die Idee eines Solidarfonds, um dieser Ausnahmesituation zu begegnen. Da darf es keine Denkverbote geben. Wir bei der TSG werden ganz sicher eine Idee ausarbeiten, wie wir als Klub der Region unseren Beitrag in dieser Notsituation leisten können.“