Die TSG Hoffenheim spielt in der Sonntagabendpartie des 9. Bundesliga-Spieltages beim VfL Wolfsburg 1:1 Unentschieden und belegt punktgleich mit dem FC Schalke 04 mit 16 Zählern Tabellenplatz vier. Nach einer 2:3-Niederlage in Freiburg und einem 2:2 gegen Augsburg wartet das Team von Trainer Julian Nagelsmann in der Liga seit drei Spieltagen nunmehr auf ein Erfolgserlebnis. Besonders ärgerlich dabei, dass der Ausgleichstreffer für die Wölfe, wie schon im Heimspiel gegen Augsburg, erst in der Nachspielzeit fiel. Die Punkteteilung vor 23.519 Zuschauern fühlte sich demnach erneut eher wie eine Niederlage an.
Falsches Ego kostete TSG den möglichen Auswärtssieg in Wolfsburg
Baumann wehrt Strafstoß von Arnold mit der Fußspitze ab
In der ersten Hälfte gab es wenig zwingende Chancen. Die größte Hoffenheimer Führungsmöglichkeit vergab Florian Grillitsch bereits nach drei Minuten, als er mustergültig von Mark Uth bedient frei vor VfL-Keeper Castells scheitert. Aufregung in der 9. Minute. Bei einem Zweikampf zwischen Posch und Origi, bei dem beide schubsen und zerren entscheidet Schiedsrichter Felix Zwayer in seinem 129 Bundesligaspiel auf Strafstoß für die Grün-Weißen. Eine sehr strittige und harte Entscheidung. Für TSG-Coach Nagelsmann eine klare Fehlentscheidung: "Unfassbar für mich, dass dieser Elfer gegeben wurde. Das war einfach gar nichts. Origi fällt in meinen Verteidiger rein." Doch die Aufregungen blieben ohne Folgen: Maximilian Arnold nagelt die Kugel vom Punkt halbhoch mittig auf den Kasten, doch TSG-Keeper Oliver Baumann kann im Fallen mit der Fußspitze akrobatisch abwehren. Erneut Glück für die Gäste, als der belgische Juniorennationalspieler Origi nach einer Ecke aus der Drehung an der Strafraumgrenze den Ball mit gut 100 km/h ans rechte Lattenkreuz knallt. Eine erste Hälfte, die von vielen Freistößen und Ecken für die aktiveren Gastgeber geprägt war, endet torlos.
Demirbay trifft vom Punkt in den rechten Torwinkel
In der zweiten Hälfet werden die Blau-Weißen stärker und erspielen sich die besseren Torgelegenheiten. In der Folge vergeben Andrej Kramaric, Sandro Wagner und Benjamin Hübner gute Führungschancen. In der 73. Minute entscheidet Zwayer dann auf der anderen Seite auf Strafstoß. Nach einer missglückten Ecke von rechts will Florian Hübner sich den im Strafraum freiliegenden Ball schnappen, wird aber durch Wolfsburgs Tisserand von den Beinen geholt. Demirbay lässt sich diese Chance nicht entgehen und hämmert die Kugel aus elf Metern in den rechten Torwinkel.
Uduokhai köpft in der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich
In den letzten Minuten werfen die Wölfe noch mal alles nach vorn und drücken den Gegner in die Defensive. Es läuft bereits die zweite Minute der Nachspielzeit, als nach einer Didavi-Ecke der 20-jährige Felix Uduokhai am langen Pfosten höher springt als seine drei (!) Hoffenheimer Gegenspieler Hübner, Pavel Kaderabek und Kevin Akpoguma und per Kopf noch den glücklichen Ausgleich erzielt.
Der 1:1-Endstand lässt VfL-Trainer Martin Schmidt zum Remis-König der Bundesliga werden. Es war das fünfte Unentschieden in seinem fünften Spiel als Wolfsburg-Trainer. Die Niedersachsen sind damit seit sieben Spieltagen ohne Sieg. Die Kraichgauer haben zwei wertvolle Auswärtspunkte im Kampf um die ersten Plätze liegen gelassen.
Schlüsselszene der Partie:
Es war die 79. Minute, in der die Kraichgauer alles klar machen hätten können - ja müssen. Bei 1:0-Führung sprintete Kramaric halblinks in Richtung VfL-Tor. Doch anstatt an der Strafraumgrenze zum rechts völlig freistehenden Sturmkollegen Wagner zu passen, schießt der Kroate aus ungünstiger Position in Torhüter Koen Castells Arme. Es sollte zur Schlüsselszene der Partie werden, die am Ende womöglich zwei wichtige Punkte kostete. Uneigennützigkeit und das bessere Auge für den Mitspieler wären hier angebrachter gewesen. Demirbay sah dies nach der Partie im Interview ähnlich: „Das mögliche 2:0 in dieser Szene wäre sicherlich die Entscheidung gewesen. Andrej weiß, dass er quer legen muss.“
"Wir müssen abgewichster werden, das Ego beiseite schieben"
Demirbay nervt, dass zuletzt so viele Punkte unnötig abgegeben wurden. Der Nationalspieler wurde noch deutlicher: „Wir haben einen verdienten Sieg noch aus der Hand gegeben. Es gilt viel cleverer und zielstrebiger unsere Spielzüge zu Ende spielen. Wir müssen abgewichster werden, das Ego beiseite schieben und auch mal den Nebenmann anspielen.“
Eines der größten Mankos der Nordbadener im bisherigen Saisonverlauf, sowohl national als auch international, ist bei eigener Führung den finalen Siegtreffer nachzulegen und so vorzeitig den Deckel drauf zu machen. Die Statistik belegt dies schonungslos: In neun Bundesligapartien gab die TSG neun Punkte nach einer Führung ab.
Die Stimmen der Trainer:
Julian Nagelsmann (TSG-Trainer): "Mit dem Ergebnis bin ich absolut nicht zufrieden. Ein unnötiger Zwei-Punkte-Verlust für uns. Mit der Spielweise bin ich sehr zufrieden, wir sind super in die Partie gekommen. Wir hätten in den ersten fünf Minuten in Führung gehen können - mit zwei Riesenchancen. Es ist in den Phasen der Doppelbelastung nicht so verkehrt, wenn man mal früh in Führung geht. Leider gelingt uns dies nicht. Dann waren wir trotzdem immer noch gut im Spiel. Hatten brutale Umschalträume nach eigenem Ballgewinn, was wir nicht immer perfekt zu Ende gespielt haben. Daraufhin gab es einen kritischen Punkt mit dem Elfmeter. Der Gott sei Dank nicht drin war, weil es absolut keiner war. Wir haben gut weitergemacht. Wir waren sehr dominant, haben gut verteidigt. Nach unserem Elfmeter, der berechtigt war, müssen wir anschließend das 2:0 machen. Wir hätten dreifach heute punkten können - und das wäre auch verdient gewesen. So können wir Wolfsburg zu dem Punkt gratulieren. Sie hatten ein sehr gutes Standard-Verhalten, waren sehr schwer zu verteidigen und machen dann noch ein ordentliches Tor. Für uns ist es am Ende wie gegen Augsburg - ein sehr unglückliches Ergebnis."
Martin Schmidt (Wolfsburg-Trainer): "Jetzt das fünfte Mal nacheinander zu spielen, ist nicht unbedingt schön, aber es ist trotzdem eine Ungeschlagenheit. Für uns war das heute wieder ein Mentalitätspunkt. Das sind momentan die für uns wichtigen Punkte. Wir sind auch heute wieder zurück ins Spiel gekommen, damit wächst unser Selbstbewusstsein, damit wächst auch unsere Haltung in die Spiele reinzugehen. Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden. Wir haben über die Außenbahnen gute Räume gefunden, über die wir angegriffen haben. Über die rechte Seite haben wir ein paar gute Angriffe vorbereitet, aber sie leider nicht fertig zu Ende gespielt. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir haben es nicht geschafft, unsere solide Arbeit frühzeitig zu belohnen. Der Gegner hat in der zweiten Hälfte noch einmal eine Schippe drauf gelegt. Man hat gemerkt, dass wir hier und heute einen Topact der Liga empfangen haben."
Fotos: TSG Hoffenheim