„FIFA entwickelt sich zum Affentheater mit offensichtlich kriminellem Hintergrund“

Fortsetzung des großen Dietmar Hopp Interviews auf bwa-sport.de. Im 2. Teil äußert sich der Mäzen zur ungerechten Verteilung der TV-Gelder, sein vielseitiges Engagement, die skandalöse FIFA-Methoden, die Sorgen um Freund Uli Hoeneß, Kevin Vollands Vertragsverlängerung und seine Nachfolge.
Teil 2

Ungerechte Verteilung der TV-Gelder europaweit:

Dietmar Hopp: Die Engländer sind hier ganz besonders bevorteilt, dort werden horrende Summen bezahlt. Allerdings ist der Fan auf der Insel auch dazu bereit, mehr Geld für das Bezahl-Fernsehen auszugeben. Ein Vergleich: Hoffenheim bekommt zur neuen Saison gut 35 Millionen Euro an TV-Geld. Stoke City, das im unteren Tabellenbereich der Premier-League angesiedelt ist, erhält 100 Millionen, Chelsea London 150 Millionen. Der deutsche Meister Bayern München bekommt aufgrund einer DFL-Staffelung zirka das Doppelte von uns. Über den Zeitraum von drei Jahren bekommt die englischen Liga mehr als neun Milliarden (!) Euro garantiert. Da können wir bei weitem nicht mehr mithalten. In Spanien haben die Top-Clubs wie Real Madrid und FC Barcelona ihre eigenen TV-Verträge, der Rest der Liga bekommt deutlich weniger. In Deutschland haben wir einen Solidaritätspakt, der gestaffelt nach Leistungen gerecht bewertet. England wird uns finanziell enteilen. Aber Fußball-Weltmeister sind wir! (lacht)

 

Vielseitiges Engagement in verschiedenen Bereichen:

Dietmar Hopp: Zuletzt habe ich mein zeitliches Engagement bei der TSG intensiviert, auch um in gemeinsamer Arbeit die Zukunft auf gesunde Beine zu stellen. Ich möchte meinem Sohn Daniel einen soliden Verein hinterlassen. Wie bereits erwähnt sind Zuschüsse in Millionenhöhe aufgrund des Financial Fairplay bald nicht mehr möglich. Der Fußball beschäftigt mich rund ein Viertel meiner Zeit. Ich habe mit meinem Engagement in der Biotech-Branche eine sehr interessante Sache am Laufen, die sehr viel Spaß macht, aber auch mit hohem Aufwand und einer großen Verantwortung verbunden ist. Auch in meiner Stiftung, die gerade die „alla hopp!“-Aktion verwirklicht, verbringe ich viel Zeit. Ich bin ein Mensch, der nicht still sitzen kann und immer etwas machen muss. Für mein Hobby, das Golfen, bleib trotz zunehmendem Alter immer weniger Zeit.

 

Sepp Blatter und unseriöse FIFA-Machenschaften:

Dietmar Hopp: Schon vor einem halben Jahr habe ich gesagt, dass Präsident Blatter zurücktreten – oder besser – erst gar nicht mehr zur Wahl antreten sollte. Die FIFA setzt Milliarden Euro um, bewegt viele Millionen Menschen. Er ist für diesen Job einfach zu alt. Das Ganze hat sich zu einem Affentheater entwickelt, mit offensichtlich kriminellem Hintergrund. Ein zusätzliches Possenspiel, dass Blatter nun den Rücktritt vom Rücktritt erwägt. Die europäischen Spitzenverbände waren nicht in der Lage Europa zu einen. Die Organisation muss deutlich herunter gefahren, völlig neu strukturiert werden. Es ist Unsinn, dass die Fitschi-Inseln das gleiche Stimmrecht haben wie die großen Fußballnationen England, Frankreich oder Deutschland. Durch diese Konstellation werden unseriösen Machenschaften Tür und Tor geöffnet.

 

Entwicklung der Fanszene:

Dietmar Hopp: Mit unserer Fan-Szene bin ich sehr zufrieden, sie hat sich schneller entwickelt als ich das zu hoffen gewagt hatte. Was uns fehlt sind noch die Anhänger außerhalb der Rhein-Neckar-Region. TSG-Fanclubs wie Essen/Ruhr sind da noch die Ausnahme. Das benötigt noch viel Zeit und Aufbauarbeit. Wichtig sind für uns die jungen Fans aus der Region und deren spätere Nachkommen.

 

Darf in der Rhein-Neckar-Arena nur Fußball gespielt werden?

Dietmar Hopp: Veranstaltungen neben dem Fußball sind nicht tabu. Ich habe schon beim Stadionbau darauf hingewiesen, dass so gebaut werden soll, dass auch Konzert möglich sind. Bedenken bestehen natürlich auch wegen des Rasens. Dies sollte aber lösbar sein. Überlegungen in diese Richtung gibt es.

 

Der Freund Uli Hoeneß

Dietmar Hopp: Ich bin mit Uli befreundet, mag ihn sehr. Ich bin deshalb auch subjektiv. Ich habe mich bislang dazu öffentlich nicht detailliert geäußert. Alles, was ich ihm zu sagen habe, sage ich ihm persönlich. Nur eines: Ich fand man ist sehr hart mit ihm ins Gericht gegangen. Zu Beginn der Haftstrafe hatte ich große Angst um ihn, wie er es verkraftet und durchsteht.

 

Wie war es möglich Kevin Volland zur Vertragsverlängerung zu bewegen?

Dietmar Hopp: (lacht) Mein Beitrag war nur der, dass ich Kevin versprochen habe, ihn zu jedem Eishockey-Spiel einzuladen. Kevin war überzeugt davon, dass es ihm und seiner Entwicklung gut tun würde, wenn er noch eine Zeitlang bei uns bleibt.

 

Die Nachfolge ist gesichert

Dietmar Hopp: Mein Sohn Daniel ist durch und durch sportbegeistert. Er wird als mein Nachfolger auch nicht den „schweren Weg der hohen Verluste“ gehen müssen, dafür werde ich noch Vorsorge treffen. Ich bin mir sicher, dass es ihm auch viel Spaß machen wird. Er ist ein großer Sportsmann. Die Fans brauchen sich keine Sorge zu machen.

Foto: Ellen Klose

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