Für SVS-Profi Tim Knipping ist die Bundesliga das langfristige Ziel

"Von unserer Mannschaft kann ich nur schwärmen"

Der 24-jährige Tim Knipping wechselte vor der laufenden Saison von der U23 des VfL Borussia Mönchengladbach zum SV Sandhausen und erhielt am Hardtwald einen Vertrag bis 2018 plus Option. Bei seinen zwölf Einsätzen konnte der 1,90 m große Innenverteidiger zwei Tore erzielen. bwa-sport.de unterhielt sich mit ihm über seine erste Saison beim SVS.
Fußball und Psychologie: Hat die 1:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen Schalke 04 etwas ausgelöst?
Tim Knipping:
Überhaupt nicht. Wir haben zwar in den Wochen danach wenig Punkte geholt, aber unsere Leistungen haben trotzdem gestimmt. Uns hat einfach das Quäntchen Glück gefehlt, aber das werden wir uns wieder erarbeiten.

Wo muss im nächsten Heimspiel gegen den VfL Bochum angesetzt werden?
Knipping:
Wir wollen selbstbewusst auftreten und den Gegner mit unserem Pressing unter Druck setzen. Durch direktes Stören, gewonnene Zweikämpfe dem daraus gewonnenen Mut müssen wir dies  in Tore ummünzen. Bochum ist eine spielstarke Mannschaft, die tabellarisch hinter uns steht, und das soll auch nach dem Spiel so bleiben.

SVS-Innenverteidiger Tim Knipping

"Möchte das Vertrauen der Mannschaft zurückzahlen"

Als Neuzugang haben Sie sich gut eingeführt und waren am Aufschwung unter anderem mit zwei Toren beteiligt. Zuletzt sind Ihnen in Kaiserslautern und Heidenheim zwei Fehler unterlaufen. Wie haben Sie persönlich, die Mannschaftskameraden und der Trainer das aufgearbeitet?
Knipping:
Wir haben die Fehler analysiert. Die sind mir unterlaufen und inzwischen abgehakt. Wenn ich wieder spiele, will ich es besser machen, aber ich denke, ich habe auch schon gute Leistungen wie beim Rückrundenstart in Düsseldorf, wo ich einen Treffer beisteuern konnte, abgeliefert. Die Mannschaft und der Trainer stehen hinter mir, und ich möchte das Vertrauen, das sie mir schenken, zurückzahlen. Höhen und Tiefen gehören im Leben einfach dazu.

Bei der U23 in Mönchengladbach konnten Sie mit sieben Treffern in 67 Einsätzen Ihre Torgefährlichkeit unter Beweis stellen. Ist das eine Sache des Instinkts?
Knipping:
Ja, bereits in der Jugend war ich schon relativ torgefährlich. Ich weiß nicht, ob es ein gewisser Instinkt ist – ich probiere eben, mit aller Macht in die Bälle hineinzufliegen, und dabei gelingt hin und wieder glücklicherweise ein Tor.

"Weiß die optimalen Voraussetzungen zu schätzen"

Was haben Sie anderen Talenten voraus?
Knipping:
Gegenüber anderen Jugendspielern bin ich einen etwas anderen Weg gegangen und war nie im Nachwuchsleistungszentrum. Bei Hessen Kassel habe ich mich in die Erste Mannschaft hochgearbeitet. In der Dritten Liga habe ich als 19-jähriger viel gelernt, Spielpraxis gesammelt   und mich relativ früh an den Männerfußball gewöhnt. Die Dritte Liga ist sehr körperbetont, wird von Zweikämpfen geprägt und steht spielerisch etwas hinter der  Zweiten Liga zurück. Das hat mir gut getan, und indem ich dann bewusst den Schritt nach Gladbach wählte, wollte ich mich fußballerisch weiterentwickeln. In den zwei Jahren dort konnte ich mich in vielen Bereichen weiterentwickeln, da die Voraussetzungen überragend waren. Ich weiß das alles zu schätzen. Jetzt hier in Sandhausen bin ich auch glücklich, wobei dies noch nicht das Ende sein soll. Ich weiß, wo ich herkomme und bin stolz auf das, was ich bisher erreicht habe.

Tim Knipping versucht es hier mit einem Distanzschuß

"Langfristig ist die Bundesliga mein Ziel"

Demnach kann das Endziel nur Bundesliga heißen.
Knipping:
Das war von klein auf mein Ziel, aber man sollte trotzdem realistisch sein. Als ich in der Regionalliga war, wollte ich Dritte Liga spielen und dann Zweite Liga, was ich jetzt geschafft habe. Langfristig ist das Ziel natürlich die Erste Liga.

Haben Sie sich den Schritt schon in Gladbach erhofft?
Knipping:
Andre Schubert war in der U23 Trainer und hat mich teilweise mit hochgezogen, als er Profitrainer wurde. Eine Zeitlang gab es viele Verletzte, aber im Bundesligakader war ich nicht. Durch das mittrainieren konnte ich viel mitnehmen, aber Gladbach war damals Champions-League-Teilnehmer, und man muss es eben realistisch sehen, wenn man aus der Dritten Liga gekommen ist.

Super Zusammenhalt und viel Spaß bei der Arbeit

Beim SVS-Training ist der vielzitierte Zusammenhalt und Spaß deutliches Merkmal.
Knipping: Definitiv. Von der Mannschaft kann ich nur schwärmen. Es ist keiner dabei, der negativ heraussticht. Es herrscht ein super Zusammenhalt, und wir lassen uns auch in der gegenwärtigen Zeit nicht unseren Spaß nehmen. Wir wissen, was wir können und wollen alles daran setzen, wieder ein Erfolgserlebnis zu bekommen, um mit noch mehr Spaß wieder ins Training gehen zu können.

Zweites Standbein ist sehr wichtig

Inwieweit macht man sich auch parallel zum Fußball Gedanken?
Knipping:
Ich mache nebenbei noch ein Fernstudium an der Euro-FH – in Internationaler BWL. Ich habe dort zuvor auch mein Abitur gemacht. Man hat einfach  auch schon viel mitbekommen, wie schnell es gehen kann mit Verletzungen. Manuel Stiefler, mit dem ich schon in Saarbrücken zusammen gespielt habe, hat zwei Kreuzbandrisse hinter sich und ist zum Glück wieder auf dem Platz, was ich ihm von ganzem Herzen gönne. Aber das kann schnell auch mal in die andere Richtung gehen, und daher ist es wichtig, sich frühzeitig ein zweites Standbein aufzubauen.

Training mit Sergio Ramos wäre ein Traum

Gibt es für Sie ein sportliches Vorbild?
Knipping:
Ein Vorbild ist für mich Sergio Ramos von Real Madrid. Er ist als Innenverteidiger sehr torgefährlich, auch was entscheidende Tore betrifft – und das, obwohl er nicht die höchste Körpergröße hat. An einem Tag würde ich gern mittrainieren und mir von ihm einige Tipps einholen.

Was sind Ihre Hobbys?
Knipping:
Die Familie ist ganz wichtig für mich. Seitdem ich Fußball spiele, ist sie immer ein paar hundert Kilometer weg, und die freie Zeit versuche ich mit Familie und Freunden zu verbringen.

Fotos: BWA

Kompromisloser Einsatz von SVS-Innenverteidiger Knipping (re.) und Sandhausens kopfballstarker Innenverteidiger Knipping (li.)

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