Beim SV Sandhausen gehen die Blicke in Richtung Tabellenkeller
Dem knappen Heimsieg gegen Bielefeld folgte für den SV Sandhausen prompt der nächste Rückschlag mit der 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund II und so lautet die Realität statt dem anvisierten Aufstiegs- eher Abstiegskampf. Da die Mannschaften im Tabellenkeller gepunktet haben, ist der Vorsprung des Tabellenelften SVS auf die Abstiegszone von sieben auf fünf Punkte geschmolzen.

Ungewöhnliche Anstoßzeit
Am Sonntag der Bundestagswahl bleibt den Kurpfälzern nur die Wahl, alles für einen weiteren Heimsieg zu investieren, wenn der SV Wehen Wiesbaden am 25. Drittliga-Spieltag um 19.30 Uhr im GP Stadion am Hardtwald gastiert. Erstmals wird ein Spieltag am Hardtwald abgeschlossen.

„So gut wie die zweite Halbzeit war, so schlecht war die Erste“
Fazit von SVS-Coach Kocak
SVS-Trainer Kenan Kocak analysierte nach der Niederlage in Dortmund treffend: „In der ersten Halbzeit waren wir nicht da, haben unseren Plan gar nicht umgesetzt. Nach der Pause waren wir spielbestimmend und tonangebend. So gut wie die zweite Halbzeit war, so schlecht war die Erste.“

Einer enttäuschenden ersten Hälfte folgte eine Leistungssteigerung
Statt 0:1 hätte es nach einer halben Stunde auch 0:3 aus Sandhäuser Sicht stehen können, da die jungen Dortmunder meist einen Schritt schneller waren, die bessere Spielanlage zeigten und so zu Chancen kamen. Die Korrektur im System von der Dreier- zu einer Vierer-Abwehrkette noch in der ersten Hälfte brachte schließlich Entlastung, bevor der SVS in der zweiten Halbzeit über weite Strecken dominanter, wenn auch nicht zwingend genug war. Der zur zweiten Hälfte gekommene agile Stanislav Fehler hatte dabei noch die besten Chancen zum Ausgleich, womit er ein Kandidat für die Startelf gegen Wiesbaden sein könnte.

Kocak sah Rot
Kenan Kocak reagierte schließlich am Ende verbal zu impulsiv über die seinem Empfinden nach zu geringe Nachspielzeit und handelte sich somit die Rote Karte ein, womit der SVS-Coach erstmal zum Zuschauen verdammt ist. Womöglich hilft die taktische Umstellung, wieder besser in die Spur zu kommen, doch vermutlich sind die Ursachen tiefer zu ergründen, wieso der SVS wiederholt Phasen verschläft und Ansprüchen hinterherhinkt.
Die Zusammenstellung des Spielerkaders passt nicht
Aus den zunächst eher punktuellen Verstärkungen ist – die Zugänge aus der Winterpause mitgerechnet – wieder ein deutlicher Umbruch bei 19 Neuzugängen in einem 33 Akteure starken Kader geworden. Spieler, die noch mehr zu einer Einheit verschmelzen und alles für noch wichtige Punkte investieren müssen, um nächste Saison neu angreifen zu können.

„Vielleicht fehlen uns einfach Typen“
Präsident Machmeier zur Kaderzusammenstellung
An erfahrenen Spielern mangelt es dem SVS nicht, doch SVS-Präsident Jürgen Machmeier benennt Defizite, die zu Beginn der Saison bei besseren Leistungen schon behoben schienen: „Vielleicht fehlen uns einfach Typen. In Situationen, in denen es nicht läuft, haben wir niemanden, der das Spiel an sich reißt.“
Bei einem Sieg könnte man am Gegner vorbeiziehen
Mit einem Heimerfolg gegen den SV Wehen Wiesbaden könnte der SVS nach Punkten mit den Hessen gleichziehen und würde sie in der Tabelle überholen. Der SVWW befand sich bis vor zwei Wochen noch in Reichweite der Spitzenplätze, hat aber mit der Niederlage beim Spitzenreiter aus Cottbus und der 1:3-Heimniederlage gegen Rot-Weiss Essen nach einer 1:0-Halbzeitführung wichtigen Boden als Tabellenneunter bei sieben Punkten Rückstand zu Relegationsplatz 3 eingebüßt.

„Die entscheidenden Momente finden in den Sechzehnern statt“
Trainer Döring zur allgemeinen Situation seines Teams
Ein geknickter Trainer Nils Döring nach der Heimpleite: „Unsere Leistungsschwankungen sind unverständlich, nach zwei Siegen verlieren wir zweimal. Wir kassieren einfach zu viele Gegentore. Die entscheidenden Momente finden in den Sechzehnern statt.“
Aufstiegsplanung im Jubiläumsjahr
Allerdings halten die Hessen mit zwölf Gegentoren nach Weitschüssen einen Negativrekord. Nach dem Aufstieg folgte im vergangenen Sommer der sofortige Abstieg aus der 2. Bundesliga, doch da einige zweitligaerprobte Spieler gehalten wurden, ging man ambitioniert in die Drittligasaison. Spätestens zum 100. Geburtstag des Klubs nächstes Jahr peilt man den Wiederaufstieg an.


Wichtige Leistungsträger
Nick Bätzner gehört im Mittelfeld neben dem Niederländer Thijmen Goppel wie schon letzte Saison zu den Leistungsträgern und besten Tor-Vorbereitern, doch auf Bätzner muss Trainer Döring aufgrund eines Muskelfaserrisses seit Anfang Februar verzichten. Abwehrchef Sascha Mockenhaupt ist die personifizierte Erfahrung und ist mit 304 Einsätzen zum Rekordspieler des SVWW vor Alf Mintzel, der sowohl für Sandhausen als auch für Wiesbaden spielte, aufgestiegen. Mit dem ehemaligen Ingolstädter Fatih Kaya wurde zu Saisonbeginn ein variabler und technisch versierter Wunschspieler verpflichtet, der mit 13 Treffern zu den Top-Torschützen der Liga gehört, Moritz Flotho traf auch bereits achtmal.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Richter – Kreuzer, Lang, Lewald, Ehlich – Schikora, Duman – Butler, Greil, Fehler – Otto
SV Wehen Wiesbaden: Stritzel – Mockenhaupt, Carstens, Luckeneder – Goppel, Gözüsirin, Taffertshofer, Greilinger – Wohlers, Kaya – Flotho
AM
Fotos: foto2press