Gelingt 1899 Hoffenheim der große Coup im Dortmunder Hexenkessel?

Mit großem Selbstvertrauen ins Millionenspiel auf dem Weg zur Champions League

Das späte 1:0 durch Benjamin Hübner gegen Eintracht Frankfurt hat die TSG Hoffenheim vor dem Megagipfel am Samstag (15:30 Uhr) bei Borussia Dortmund in eine gute Ausgangsposition gebracht. Mit dem Last-Minute-Sieg sind die Kraichgauer an den Westfalen vorbeigezogen und liegen nun in der Bundesligatabelle um einen Punkt besser auf Platz drei. Ein Remis würde, im mit über 80.000 Zuschauern restlos ausverkauften Signal-Iduna-Park, schon reichen, um im Endspurt für die direkte Champions League Qualifikation die Nase hauchdünn vorne zu haben. „Das Tabellenbild ist so rum schon schöner. Der Druck liegt nun bei Dortmund. Sie müssen, wir wollen. Dennoch brauchen wir keinen Motivationsschub, bauen nicht zusätzlich Druck auf den Gegner auf. Wir machen keine Psychospiele, um den Gegner zu verunsichern, wie es die Bayern öfters machen“, sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann im Vorausblick und fügt hinzu: „Das Kribbeln ist schon zu spüren. Angst oder Druck gibt es für uns keinen, vielmehr pure Vorfreude auf ein Spiel, das wir uns erarbeitet haben.“
Ob am Ende Platz drei oder vier – das Saisonfazit im zehnten Erstligajahr ist schon jetzt ein riesen Erfolg. Der Dorfverein hat sich erstmals für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert, wird in der Saison 2017/18 auf Europatour gehen. 58 Punkte sind bereits Vereinsrekord – die Marke der Aufstiegssaison 2008/09 mit 55 Punkten ist geknackt.

Julian Nagelsmann blickt bei der Pressekonferenz optimistisch in Richtung Dortmund-Spiel

Spannender könnte der Zieleinlauf kaum sein

Das Duell zwischen Schwarz-Gelb und Blau-Weiß wird als Endspiel um Platz drei gesehen, wenngleich für beide Kontrahenten die exakt gleichen Restgegner Bremen und Augsburg zu keinen leichten Aufgaben werden. Beide haben zuletzt Siege eingefahren und können die Saison mit positiven Resultaten zu einem feierlichen Abschluss bringen. Während die Hanseaten in Richtung Europa League schielen, haben die Donauschwaben den Klassenerhalt vor Augen. Der Zieleinlauf der 54. Bundesligasaison könnte gar nicht spannender sein, da sich nach aktuellem Stand mit Dortmund und Hoffenheim zwei Teams auf Augenhöhe begegnen. Kleinigkeiten werden in den 90 Spielminuten plus Nachspielzeit entscheiden sein.

Eine einmalige Chance

Das Spiel um Platz drei wird zum Millionenspiel. Der üppige Geldsegen, den die UEFA für die Champions League Gruppenphase ausschüttelt, könnte zum großen Jackpot für die Kraichgauer werden. Das Qualifikationszittern Mitte August, als Vierter gegen eines der Top-Teams aus Los-Topf 1, möchte mansich ersparen ersparen. Die einmalige Chance beim Konzert der Großen dabei zu sein, ist zum Greifen nah.

Sandro Wagner (re.) im Duell mit Dortmunds Sven Bender

Bedeutend hin, bedeutend her - es steht viel auf dem Spiel

Auf die Frage von bwa-sport.de bei der heutigen Pressekonferenz, ob das bevorstehende Duell um Platz drei für den jüngsten Bundesligatrainer das bisher Bedeutenste wird, sagte dieser: "Die Partie ist für mich und die Mannschaft bedeutend. Ob es die bedeutendste meiner bisherigen Trainerkarriere ist, weiß ich nicht. Es gab auch in der vergangenen Saison sehr viele wichtige Spiele. Damals gab es viel negativen Druck, heute ist es positiver. Wir freuen uns auf die Partie, weil wir uns dieses Spiel und die Chance erarbeitet haben. Im Rückblick auf die bisherige Saison war jedes Spiel wichtig - ohne die Siege, die Unentschieden und die Punkte, wäre die Partie in Dortmund jetzt nicht bedeutend."

Kein Duell Tuchel gegen Nagelsmann

Der TSG-Coach legte bei der PK großen Wert darauf, dass es kein Spiel Tuchel gegen Nagelsmann sondern Dortmund gegen Hoffenheim wird: "Es ist nur ein normales BL-Spiel. Es wird kein Trainer- oder Taktik-Battle, daran werde ich mich nicht beteiligen. Es ist immer interessant gegen Thomas zu spielen, weil er sich immer was einfallen lässt und viel umstellt, da muss man hellwach sein."

In den Zweikämpfen ein bischen weh tun

Es ist davon auszugehen, dass sowohl der BVB als auch die TSG eine offensive Spielweise bevorzugen werden und sich dabei sicherlich viele Torchancen erspielen werden. Für Nagelsmann liegt hier der entscheidende Faktor: "Es kommt darauf an, dass wir die sich bietenden Chancen konsequent nutzen." Zudem hat er, wie er selbst sagt, "eine Idee, einen Plan", wie man die Gastgeber schlagen kann: "Im Hinspiel haben wir es über weite Strecken gut gemacht und ihnen in den Zweikämpfen auch ein bisschen wehgetan. In der Rückwärtsbewegung wird es darauf ankommen, schnell einzuschätzen, ob wir genug Druck auf den Ball bekommen oder ob wir die Räume hinter der Kette schließen können, die Dortmund gerne bespielt. Es gibt durchaus auch Räume, die wir bespielen wollen. Dortmund ist zuhause seit 36 Spielen ungeschlagen, sie machen nicht viele Fehler und kassieren wenige Gegentore, aber es gibt schon auch Dinge, die sie nicht perfekt machen."

Erinnerungen an den bislang einzigen Erfolg in Dortmund

Gut in Erinnerung ist dem TSG-Coach noch der letzte, bislang einzigste Sieg beim BVB am 19. Mai 2013, wo er an der Seite von Markus Gisdol als Co-Trainer fungierte. Nagelsmann: "Den Ausgang würde ich natürlich wieder so nehmen, den Verlauf eher nicht. Wir hatten damals schon sehr viel Glück und den Fußballgott auf unserer Seite. Wenn man ehrlich ist, hatte Dortmund Chancen, um sechs oder sieben zu null zu führen. Dann kommen die Elfmeter, einer gegen Großkreutz als Keeper, und wir drehen das Ding. So etwas darf man nicht jeden Tag erleben, so etwas muss man auch nicht jeden Tag erleben." Die Erkenntnis aus dem damaligen ´Wunder von Dortmund`ist für ihn, dass man am Samstag dem Gegner nicht mehr so viele Chancen zulassen darf wie anno 2013.

Bilanz spricht für die Gastgeber

In siebzehn Bundesligaduellen setzten sich bisher sechs Mal die Borussen durch, vier Mal gewann die TSG, sieben Mal wurden die Punkte geteilt. Drei der vergangenen vier Duelle endeten mit einem Unentschieden. Damit es zum vielleicht zweiten historischen Bundesligasieg im größten deutschen Fußballtempel kommt, werden 3.500 mitreisende Hoffe-Fans ihr Bestes geben. Damit es nicht erneut zu unschönen Hassgesänge in Richtung Dietmar Hopp kommt, haben sich, laut 1899-Pressesprecher Holger Kliem, "beide Vereine im Vorfeld ausgetauscht. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Wartze und Dietmar Hopp haben miteinander telefoniert".

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Mark Uth versucht sich gegen die Dortmunder Abwehrreihe durchzusetzen und TSG-Keeper Oliver Baumann kann sich auf ein arbeitsintensives Match einstellen

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