Das Spitzenspiel des 27. Bundesligaspieltages steigt am Dienstagabend unter Flutlicht in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Der gastgebende Tabellendritte TSG Hoffenheim strebt dabei den ersten Sieg gegen Spitzenreiter FC Bayern München an. Dafür ist es auch Zeit, denn gegen keinen anderen Erstligisten sind die Kraichgauer in ihrer neunjährigen Bundesligazugehörigkeit noch sieglos. In den bisherigen 17 Duellen gab es zwar fünf Unentschieden, aber auch zwölf Niederlagen. Mut macht auf den ersten Dreier das 1:1 im Hinrundenspiel in München, wo das Team von Trainer Julian Nagelsmann phasenweise die bessere Mannschaft war.
Die Spielweise der Bayern, als auch die der Hoffenheimer, ist geprägt von hohem Ballbesitz. Die Bayern treten extrem dominant auf. Darum wird es für die TSG zum einen darauf ankommen, sich eigene Spielanteile zu erarbeiten und zum anderen sehr konzentriert und konsequent gegen den Ball zu agieren.
Gelingt der TSG im 150. Bundesligaheimspiel der erste Sieg über die Bayern?
"Um erfolgreich zu sein, brauchen wir alle einen sehr guten Tag"
Ein besonders gut gelaunter und teils humorvoller Nagelsmann sagte bei der heutigen Pressekonferenz über die Chancen seines Teams gegen den Ligakrösus: „Wir brauchen am Dienstag einen sehr guten Tag - alle in der Mannschaft. Egal, ob sie in der Startelf stehen, auf der Bank oder der Tribüne sitzen. Alle müssen eine gewisse Spannung haben. Wenn die Bayern dann keinen Sahnetag haben, ist was drin. Wenn sie doch einen haben auch, aber es wird eben sehr viel schwerer.“
"Carlo Ancelotti hat es so vorhergesagt"
Der Respekt vor dem Rekordmeister ist da. Nagelsmann: „Das beängstigende am momentanen Auftreten der Bayern ist, dass Trainer Carlo Ancelotti es zu Beginn der Saison genau so vorhergesagt hat. Dass sie in der Hinrunde hin und wieder Probleme haben würden, im März und April aber aufdrehen. Sie haben gegen Augsburg zuletzt toll kombiniert und schöne Tore geschossen. Es wird darum gehen, dass Bayern den Bann am Dienstag nicht bricht, denn sonst überollen sie dich. Dort spielen nur Weltklassespieler. Deshalb ändert es auch nichts, wenn sie rotieren. Rotation bei den Bayern bedeutet etwas anderes als Rotation bei anderen Bundesligisten.“
Neuer, Müller und Thiago werden fehlen
Bayern-Coach Ancelotti zeigte sich auf der zeitgleichen Pressekonferenz in München vorsichtig optimistisch. Personell muss oder wird er etwas umbauen: „Thomas Müller wird gegen Hoffenheim ausfallen – er braucht eine Pause. Gegen Dortmund oder Real wird er wieder fit sein. Manuel Neuer ist erst heute wieder ins individuelle Training eingestiegen. Zudem bekommt Thiago aufgrund seiner zuletzt vielen Einsätze eine Pause.“ Sein junger Hoffenheimer Kollege hat bei der Kaderzusammenstellung hingegen die Qual der Wahl: Nachdem Lukas Rupp und Pavel Kaderabek am Samstag bei der U23 über die volle Distanz spielen konnten und so wieder in den Rhythmus kommen sind sie für die nächsten Partien Optionen. Nagelsmann wollte hinsichtlich der Startformation nichts preisgeben: „Wir werden uns anschauen, wer komplett fit ist und gegen die Bayern bestehen kann. Dann benennen wir den Kader.“
"Gutes Training erhöht die Aussicht auf Erfolg"
Auf die Frage, was die eigentliche Stärke seines Teams ausmache, sagte der gebürtige Landsberger: „Meine Mannschaft hat einen großen Lernhunger und wir haben eine außergewöhnliche Trainingsqualität. In dieser Spielzeit gab es zwei schlechte Einheiten. Ein Trainingsweltmeister bringt im Spiel zwar nicht zwingend den Sieg, aber gutes Training erhöht die Aussicht auf Erfolg. Wir bringen unsere Trainingsleistungen in dieser Saison auf den Platz.“ Dass dabei noch nicht alles so nach seinen Wünschen und Vorstellungen funktioniert, sagte er auch: „Im Spiel nach vorne müssen wir die Umschaltsituationen noch besser zu Ende spielen. Inzwischen erkennen wir sie schon und gehen nach der Balleroberung nicht in den Ballbesitz über. Aber der Moment für den entscheidenden Pass fehlt oft noch. Unser Entscheidungsverhalten muss sich verbessern. Das ist der nächste große Entwicklungsschritt.“
"Wir werden einen ähnlichen Ansatz wählen wie im Hinspiel"
Bei den Kraichgauer ist seit dem Hinspiel in München vor allem eine Weiterentwicklung im Defensivverhalten deutlich erkennbar. Nagelsmann hat aus dem Remis in der Allianz-Arena wichtige Erkenntnisse für sein Team gewinnen können: „Damals haben wir es 60 Minuten sehr gut gemacht. Der Ballbesitz war ziemlich ausgeglichen. Danach waren es nur noch 35 Prozent. Wir hatten am Ende Glück. Eine Niederlage wäre verdient gewesen.“
Der TSG-Coach weiß, worauf es am Dienstagabend ganz besonders ankommt: „35 Prozent Ballbesitz werden nicht reichen. Wenn man den Bayern den Ball überlässt, kann man bis zum Abpfiff nur hoffen. Wir werden also einen ähnlichen Ansatz wählen wie im Hinspiel. München fühlt sich mit dem Ball wohler und wenn sie ihn nicht haben, können sie kein Tor erzielen.“
Zwei Heimspiele in Folge ausverkauft
Wie so oft war auch dieses Mal vor dem Bayern-Spiel der Presseraum im Dietmar-Hopp-Sportpark in Zuzenhausen restlos überfüllt. Am Ende der 23:30 minütigen PK vermeldete Pressesprecher Holger Kliem nicht nur eine ausverkaufte Arena gegen die Bayern sondern auch volles Hause gegen den übernächsten Gegner Borussia Mönchengladbach am Ostersamstag (15. April, 15:30 Uhr).
Fotos: Kraichgaufoto und BWA