Ein Duell zweier Teams, die ihr Saisonziel verfehlten
Zum Saisonfinale empfängt der SV Sandhausen am Samstag um 13.30 Uhr den FC Ingolstadt im GP Stadion am Hardtwald. Beide Vereine sind mit hohen Erwartungen in die Saison gegangen, finden sich nun auf den Rängen 9 und 10 im Tabellen-Mittelfeld wieder und spielen nur noch um eine bessere Platzierung.
Enttäuschende Derby-Vorstellung
Mit dem 2:4 im Derby beim SV Waldhof Mannheim, der damit den Klassenerhalt feiern konnte, mussten die Sandhäuser nach einer blutleeren und enttäuschenden Vorstellung in der ersten Halbzeit, nach der man aussichtslos 0:4 zurücklag, auch im letzten Auswärtsspiel einen herben Dämpfer einstecken. Wenig später kam die überraschende Meldung, dass Trainer Jens Keller nicht mehr weiter Trainer am Hardtwald sein wird. Für ihn übernimmt beim Saisonfinale gegen Ingolstadt und im bfv-Rothaus-Pokalfinale gegen den 1. FC Mühlhausen der bisherige Co-Trainer Gerhard Kleppinger die Rolle des Cheftrainers.
Deutlich zu viele Gegentore
Während sich auch die Ingolstädter bei 50 Gegentoren als zu anfällig zeigten, verzeichnet der SVS mit jetzt 56 Gegentoren den siebtschwächsten Wert in der Liga, weswegen Jens Keller nach seinem letzten Spiel als SVS-Trainer in Mannheim klagte: „Die Standardverteidigung begleitet uns schon die ganze Saison, ebenso wie die fehlende Konstanz.“ Wenig Verständnis für den Unmut der SVS-Fans gegenüber der Mannschaft zeigte Kapitän Dennis Diekmeier: „Den Frust der Fans kann man nachvollziehen. Trotzdem muss man uns nicht so beleidigen, wenn wir in die Kurve gehen.“
„Unser Saisonziel haben wir verfehlt, das müssen wir jetzt abhaken“
SVS-Stürmer Otto
David Otto, der nach seinem achten Saisontor nun die Torjägerliste der Kurpfälzer anführt, blickte bereits nach vorn: „Unser Saisonziel haben wir verfehlt, das müssen wir jetzt abhaken. Wir müssen die Schlüsse für nächste Saison ziehen, um dann oben angreifen zu können.“
Zwei Kapitäne gehen von Bord
Zwei Kapitäne verlassen die Dampfer: Während bei den Ingolstädtern nach sieben Jahren der Abschied von Verteidiger und Ex-Kapitän Tobias Schröck, der mit den Schanzern drei dramatische Relegationen erlebte und den Verein verlässt, ansteht, ist es beim SV Sandhausen das letzte und sicher emotionale Spiel einer langen Karriere von Kapitän Dennis Diekmeier.
Diekmeier-Abschiedsspiel im September
Für den September wurde bereits ein Abschiedsspiel für Diekmeier angekündigt. Nachdem der ehemalige Bundesligaprofi in der Winterpause der Saison 2018/19 zum SVS wechselte, hatte er mit seinen Leistungen großen Anteil am damaligen Klassenerhalt. Neben dem Kapitän werden in der kommenden Spielzeit auch Rouwen Hennings, Yassin Ben Balla, Daniel Klein und Lucas Laux nicht mehr für den SV Sandhausen auflaufen. Alle fünf Abgänge werden im Rahmen des letzten Heimspiels offiziell verabschiedet.
Drei Neuzugänge stehen bereits fest
Offen dürfte noch sein, ob er oder Luca Zander, der seine Gelbsperre abgesessen hat, gegen Ingolstadt beginnt. Während die nächsten Wochen zeigen werden, ob noch Abgänge von weiteren Spielern, die Begehrlichkeiten geweckt haben, folgen, stehen drei Zugänge bereits fest: Emmanuel Iwe, der zuletzt in den USA spielte, soll das Offensivspiel beleben, Innenverteidiger Jeremias Lorch, der aktuell eine starke Saison beim Drittliga-Konkurrenten Viktoria Köln spielt, soll der wenn auch zuletzt von Verletzungspech gebeutelten aber dennoch zu löchrigen Defensive mehr Stabilität verleihen und Aziz Alagi, der aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum kommt.
Erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball
Aufgrund der Stagnation und fehlenden Fortschritten trennten sich die Ingolstädter Anfang Mai von Trainer Michael Köllner und sorgten anschließend für ein Novum im deutschen Profifußball: Die 32-jährige Sabrina Wittmann, bis dato Trainerin der U19 des FCI, wurde bis Saisonende zur Nachfolgerin Köllners ernannt und ist damit die erste Cheftrainerin im deutschen Männer-Profifußball.
„Wir wollen zielstrebig in Richtung Tor spielen“
Ingolstadts Trainerin Sabrina Wittmann
Die Interimstrainerin über ihre Gefühlswelt und Arbeitsweise: „Ich habe nicht damit gerechnet, aber alles in allem ist es unfassbar schön. Mir geht es darum, gute Dinge beizubehalten und reinzuhören, was die Spieler wollen. Die Basis soll die Defensive sein, aber wir wollen nicht komplett auf Ballbesitz gehen, sondern zielstrebig in Richtung Tor spielen.“
Erstes und einziges Auswärtsspiel?
Nach Wittmanns Debüt beim 1:1 gegen Waldhof Mannheim sah das im zweiten Heimspiel in Folge beim 6:1 gegen den VfB Lübeck schon recht vielversprechend aus. Die Partie am Sandhäuser Hardtwald wird das erste Auswärtsspiel für Wittmann – auch das Einzige? Während FCI-Sportdirektor Ivica Grlic sagt, man sei für alles offen, sagte die Trainerin angesprochen auf Erwartungen bezüglich einer Weiterbeschäftigung: „Meine einzige Erwartung ist, dass wir in Sandhausen auf unsere Leistung nochmal einen draufsetzen können, ansonsten steigen keinerlei Erwartungen.“
Treffsichere Offensive
Ingolstadts Torjäger Jannik Mause (18 Saisontore) zog sich kürzlich eine Wadenverletzung zu und fällt damit die letzten Spiele aus, auch Rechtsverteidiger Marcel Costly wird das Saisonfinale aufgrund der Gelbsperre verpassen. Betrachtet man die Effektivität vor gegnerischen Toren, wäre einiges mehr für die Oberbayern möglich gewesen: 64 erzielte Tore sind der zweitbeste Wert hinter Preußen Münster, mit dem Dänen Sebastian Grönning wurde in der Winterpause ein weiterer treffsicherer Stürmer an Land gezogen, der in 14 Einsätzen 7 Tore erzielte.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Klein – Diekmeier (Zander), Göttlicher, Knipping, Weik – Ben Balla, Mühling – Richardson, Greil, Ehlich – Otto
FC Ingolstadt: Funk – Cvjetinovic, Malone, Lorenz, Seiffert – Fröde – Kopacz, Deichmann, Kanuric – Testroet, Grönning
AM
Fotos: foto2press