Gelungener Auftakt als neuer Spitzenreiter

Der Start in die 52. Bundesliga-Saison ist für die TSG 1899 Hoffenheim perfekt gelungen. Mit einem 2:0 gegen schwache Augsburger kletterten die Kraichgauer gleich am 1. Spieltag an die Tabellenspitze. Unter dem neuen Vereinslongen „Ein Team. Ein Weg. Einmalig“ soll es eine begeisternde siebte Erstliga-Saison werden. Auch die Fans hatten sich etwas originelles einfallen lassen. Mit einer arbeitsaufwendigen, überdimensional großen Choreographie, die die geballte Kraft der Fankurve symbolisieren sollte, umrandet von tausenden blau-weißen Fahnen, gaben sie auch ihr Motto zum Ausdruck: „Liebe heißt, alles zu geben“. Die Mannschaft nahm diese Vorlagen gerne auf, zeigte phasenweise eine überzeugende Vorstellung. Die Nordbadener, die seit über fünf Monaten zu Hause ungeschlagen sind, gelten nicht zuletzt aufgrund ihrer sieben Neuzugänge für insgesamt 18 Millionen Euro zu den Anwärtern auf die internationalen Wettbewerbe.
Die 23.792 Zuschauer in der Sinsheimer Wirsol-Rhein-Neckar-Arena bekamen in der Auftaktpartie zwar noch keinen spektakulären Offensivfußball, wie größtenteils in der vergangenen Saison, geboten, doch der erste Dreier wirkt beruhigend und gibt Sicherheit. Beide Teams begannen jeweils mit vier Neuzugängen in der Startformation. Bei den Gastgebern war nur ansatzweise das schnelle, dominante Umschaltspiel erkennbar. Zwingend Torszenen blieben über die gesamte Partie hinweg eher selten.
Bei den Blau-Weißen zählten die beiden Neuzugänge Torhüter Oliver Baumann und der zweikampfstarke Bosnier Ermin Bicakcic zu den herausragenden Akteuren. Mit der neuen Nummer eins scheint nun endlich das Dauerproblem zwischen den Pfosten behoben zu sein. Auffallend, wie Baumann ständig seine Vorderleute lautstark dirigiert, hochkonzentriert wirkt und schon sehr gut mit der Abwehr-Viererkette harmoniert.
In der Offensive reichte gegen Augsburg ein Doppelschlag innerhalb von 45 Sekunden für die Entscheidung. Neuzugang Adam Szalai („Nach meinem ersten Bundesligatreffer für die TSG ist viel Last von mir gefallen“) nutzte eine Fehlerkette in der Augsburger Abwehr zur Führung. Keine zwei Minuten später erzielte, nach glänzender Vorarbeit von Roberto Firmino, Tarik Elyounoussi sein erstes Bundesligator. Der Norweger war ein ständiger Gefahrenherd, gewann 56 Prozent seiner Zweikämpfe. TSG-Kapitän Andreas Beck kommentierte den Doppelschlag als „eiskalt und spielentscheidend“.
Für die Donauschwaben ging nach der Pokalpleite beim Viertligisten 1. FC Magdeburg (0:1) nun auch der Ligastart in Sinsheim voll daneben – und am Samstag kommt Borussia Dortmund.
Drei Szenen erhitzten die Gemüter. Glück hatte Hoffenheims Kevin Volland, der noch aufgrund einer Verletzung nicht in Vollbesitz seiner Kräfte ist, als er nach einem Tritt mit den Stollen von hinten in die Wade seines Gegenspielers nur mit Gelb bestraft wurde. Auf der anderen Seite übersah Schiedsrichter Tobias Stieler einen Ellenbogencheck des Augsburgers Ragnar Klavan ins Gesicht von Bicakcic im Strafraum. Auch als Elyounoussi allein auf dem Weg zum gegnerischen Tor kurz vor der Strafraumgrenze von Callsen-Bracker zu Boden gerissen wurde, hätte es Platzverweis geben müssen.
Als einzigen Kritikpunkt sah 1899-Coach Markus Gisdol die mangelhafte Chancenverwertung bei den Kontern in der Schlussphase, die nicht entschlossen zu Ende gefahren wurden. „Tore schießen, keine bekommen“ – eine ganz neue, ungewohnte Situation in Hoffenheim. Mit dem vorhandenen starken Spielerkader, der, laut Aussage von Manger Alexander Rosen, „auch außerhalb des Rasens als Team sehr gut harmoniert und menschlich gut zusammen passt“, ist noch einiges zu erwarten. Voraussetzung bei aller Offensivpower, dass die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt. Am Samstag beim SV Werder Bremen kann dies erneut unter Beweis gestellt werden.
Personell kann sich bis zum Sonntag, dem Ende der Wechselfrist, noch einiges tun. Nachdem Bruno Nazario an Legia Danzig ausgeliehen wurde, sind Tapetenwechsel bei Tobias Weis, Jannik Vestergaard und Koen Casteels durchaus vorstellbar.

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