bwa-sport.de sprach zum Bundesliga-Beginn mit dem ehemaligen Nationalspieler und Fußballprofi Christoph Metzelder über die neue Saison, die Auswirkungen des WM-Titels, die Chancen der TSG 1899 Hoffenheim und das Financial-Fairplay.
Herr Metzelder, was erwarten Sie vom weiteren Verlauf der 52. Bundesliga-Saison?
Christoph Metzelder: Bis auf die Fans des FC Bayern München hoffen doch alle, dass es etwas mehr Wettbewerb gibt. Für die Spannung in der Liga wäre es sicherlich gut, wenn die Folgeteams die Lücke zu den Bayern mehr schließen könnten.
Ist die Ausgeglichenheit der Liga gefährdet?
Christoph Metzelder: Für die Bundesliga spricht, im Vergleich zu den anderen europäischen Spitzenligen, dass theoretisch auch der Letzte den Ersten schlagen kann. Dies war leider in der vergangenen Saison nicht der Fall, daher hoffe ich, dass es wieder enger zugeht.
Auf was freuen Sie sich ganz besonders von der neuen Saison?
Christoph Metzelder: Ich freue mich ganz besonders auf die Stars der Weltmeisterschaft in Brasilien und hoffe, dass auch in der Liga ihre Klasse zu sehen ist. Spannend wird auch die Suche nach den Talenten, die Jahr für Jahr ihren großen Durchbruch schaffen.
Wie groß erwarten Sie den Schub durch den Weltmeistertitel?
Christoph Metzelder: Die Euphorie in Deutschland ist rießig, nicht zuletzt seit der WM 2006, wo bei uns die tollen, großen und modernen Arenen entstanden. Die Fans freuen sich ganz besonders auf die Nationalspieler. Man muss aber auch berücksichtigen, dass die WM-Teilnehmer, aufgrund ihrer kurzen Pause und begrenzter Trainingsvorbereitung, eine gewisse Anlaufzeit benötigen. Das ist ganz normal und war bei allen großen Turnieren der Fall. Aufgefallen ist mir in den ersten Ligaspielen, dass viele Fans mit Deutschland-Trikots und T-Shirts in die Stadien kamen. Die Freude ist hier ist sehr groß.
Wie stufen Sie die TSG 1899 Hoffenheim in ihrer siebten Erstliga-Saison ein?
Christoph Metzelder: Ich kenne Trainer Markus Gisdol aus der gemeinsamen Zeit beim FC Schalke 04. Er hat einen klaren Plan, den er in der letzten Saison schon offensiv gut umgesetzt hat. Defensiv gab es hingegen einige Probleme. Wenn die Hoffenheimer diese in den Griff bekommen, werden sie in der Tabelle weiter nach oben klettern. Persönlich traue ich ihnen einen festen Platz im oberen Mittelfeld zu.
Gerade für die Defensive wurden entsprechend nachgerüstet. Glauben Sie, dass nun diese Lücken geschlossen werden konnten?
Christoph Metzelder: Das eine ist personell, das andere klar mannschaftstaktisch. Der Fokus wird auch in dieser Saison auf die Offensive gerichtet sein, daher glaube ich nicht, dass Hoffenheim nur mit 20 Gegentoren die Runde beenden wird. Zuletzt waren viele Spiele dabei, die sie abgeschenkt haben, oftmals trotz deutlicher Führung. Ergebnisse wie ein 4:4 können sie in der neuen Saison nicht gebrauchen, wenn sie ihre Ziele erreichen möchten.
Ist die Qualifikation für die Europa-League realistsich?
Christoph Metzelder: Hoffenheim hat die Qualität und Spielweise dahin zu kommen. Das Hauen und Stechen auf den vorderen Plätzen ist in der Bundesliga dermaßen groß, dass hierfür auch viel Glück von Nöten ist. Das Tempo bei den ambitionierten Mannschaften hat zuletzt extrem zugenommen. Auchwas die Investitionen in den Spielerkader anbelangt. Ob Mönchengladbach, Leverkusen, Wolfsburg oder Schalke, Dortmund und Bayern, die marschieren vorne weg mit einem völlig anderen Tempo, als der Rest der Liga. Hoffenheim traue ich schon zu, dahinter eine vernünftige Rolle zu spielen.
Die Investitionen bei den großen europäischen Teams scheinen ins unermessliche zu gehen.
Christoph Metzelder: Schauer Sie doch mal auf Real Madrid, dem umsatzstärksten Verein der Welt. Sie haben für Neuzugang James Rodriguez in zwei Tagen 300.000 Trikots verkauft. Das ist eine Marketingstrategie, die gut funktioniert. Gegensatz hierzu ist Paris Saint-Germain oder Manchester City, wo jeweils ein Mäzen die Mannschaft subventioniert. Hier ist jetzt das Financial-Fairplay gefordert.
Glauben Sie in Wirklichkeit daran, dass diese Vorgaben in der Realität umgesetzt werden können?
Christoph Metzelder: UEFA-Präsident Michel Platini hat dies zur Chefsache auserkoren. Hoffenheim muss da genauso mitspielen, die Zahlen müssen passen. Natürlich gibt es immer wieder Mittel und Wege dies zu umgehen. Dann kostet die Trikot-Brust nicht mehr 30 sondern 300 Millionen Euro. Es wird jetzt schon versucht, das Ganze zu umgehen. Ich erwarte, dass die UEFA hier ganz genau hinschaut.
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