Hintergründe zur aktuellen Situation und das Theater um Hasebe

"Personell gehen wir derzeit auf dem Zahnfleisch"

Die Medienvertreter mussten in der Interview-Zone der Frankfurter WM-Arena lange warten bis ein Hoffenheimer Spieler sich den Fragestellern stellte. Frisch geduscht und auf dem Weg zum Mannschaftsbus äußerte sich Außenspieler Schulz: „Die Enttäuschung ist groß, es ist bitter so ein Spiel am Ende noch zu verlieren. Frankfurt machte in der Schlussphase Mega-Druck, wir konnten in Unterzahl nicht mehr für Entlastung sorgen.“ Dennoch sieht der Nationalspieler weiterhin Chancen für eine Qualifikation für den Europapokal-Wettbewerb: „Die ersten 15 Minuten in der zweiten Halbzeit stimmen positiv, dass wir mutig auf die nächsten Aufgaben blicken können. In der Phase wusste Frankfurt nicht wo hinten und vorne ist. Frankfurt hat zwar sechs Punkte mehr als wir, aber wir werden nicht aufgeben.“ Was den gebürtigen Berliner mehr Sorgen bereitet ist die aktuelle Personalsituation: „Personell gehen wird derzeit auf dem Zahlfleisch. Viele Spieler brechen uns derzeit weg, dennoch konnten wir das bisher kompensieren. Aber so wie in Frankfurt mit zehn Mann ist das sehr schwer.“

TSG-Coach Nagelsmann (li.) regt sich mächtig über das Verhalten von Hasebe (re.) auf. Frankfurts Da Costa und Torwart Trapp versucht ihn zu beruhigen.

"Es tut gerade total weh"

Die Enttäuschung nach der 2:3-Niederlage war bei Torhüter Baumann besonders erkennbar. Er war einer der Letzten, die sich auf den Weg in die Kabine begab. Der Last-Minute-Gegentreffer machte ihn völlig ratlos und wütend. Minutenlang kauerte er nach dem Abpfiff in seinem Torraum auf dem Rasen der Frankfurter Arena, nachdem er nach dem dritten Gegentreffer wütend mehrfach gegen den linken Frankfurter Torpfosten trat. Eintracht Keeper Trapp erwies sich in dieser Situation als Trostspender, unterhielt sich lange mit dem Kollegen. Für die Hoffenheimer Nummer 1 ist die aktuelle Situation rätselhaft: „Wir kommen nicht so richtig vorwärts zurzeit. Es ist schwer, auch wegen der vielen Ausfälle, die wir gerade haben. Schade, dass wir solche Spiele wie auch schon in Leipzig, nicht über die Zeit bringen. Es tut gerade total weh.“

"Es ist eine schwierige Ausgangssituation"

Stürmer Szalai, dem zur Zeit das Tore schießen besonders schwer fällt und der in Frankfurt Pech mit einem Lattentreffer hatte: „Es sieht nicht so gut aus, was die nächste Saison betrifft. Wir müssen punkten in den letzten Spielen, aber es ist eine schwierige Ausgangssituation.“

"Wir verlieren zu viele Punkte"

Auch Vize-Weltmeister Kramaric zeigte sich total enttäuscht und zugleich verärgert: „Die ganze Saison ist wie dieses Spiel heute. Wir sollten das Spiel eigentlich gewinnen. Wir arbeiten hart und spielen auch gut, aber verlieren zu viele Punkte, die wir eigentlich brauchen, um in die Europa League zu kommen. Man kann es nicht beschreiben, es ist einfach schade."

Heftige Diskussionen nach einem Foul an Amiri. Im Mittelpunkt Eintracht-Kapitän Hasebe.

"Trainieren seit drei Wochen mit zwölf Feldspielern"

TSG-Trainer Nagelsmann sagte bei der Pressekonferenz: „Wer solche Spiele gewinnt, steht auch relativ weit oben. In der ersten Halbzeit waren wir noch zufrieden. Das erste Gegentor hat den Verlauf des Nachmittags schon vorher angezeigt. Am Anfang der zweiten Halbzeit haben wir es dann sehr gut gemacht und sind auch die verdient in Führung gegangen. Nach der gelb-roten Karte für Adams haben wir nicht mehr nach vorn verteidigt. Es tut schon weh. Ich bin sicher nicht bekannt dafür zu jammern. Aber wir trainieren seit drei Wochen mit zwölf Feldspielern. Wir haben viele Ausfälle."

Das Theater um Hasebe

Was war das eigentlich nach dem Abpfiff los? Hoffenheims Trainer Nagelsmann eilt aufs Spielfeld und stellt Eintracht-Kapitän Hasebe im Mittelkreis. Frankfurter Spieler kommen hinzu, versuchen den Coach zu beruhigen. Bei der Pressekonferenz wollte trotz Nachfrage Nagelsmann zu der Situation nicht näher eingehen, verwies eher den Frankfurter Kapitän zu befragen oder sich die Szenen im TV anzuschauen. Nagelsmann: „Ich habe zu Hasebe gesagt, was ich zu Hasebe gesagt habe, und das war auch nur für Hasebe bestimmt.“
Um was ging es denn? In der 80. Minute wurde Hoffenheims Amiri lange auf dem Platz behandelt. Hasebe passte dies angesichts aufgrund des 1:2-Rückstandes seines Teams überhaupt nicht, unterstellte dem Gegner übertriebenes Zeitspiel. Zudem diskutierte er wild mit den behandelten TSG-Betreuern, die sich angegriffen fühlten und sich bei Schiri Gräfe beschwerten. Inmitten der Rudelbildung musste der verletzte Amiri gestützt vom Feld gebracht werden.

Rosen vermisst Respekt und Charakter

TSG-Sportdirektor Rosen brachte das Verhalten Hasebes ebenfalls auf die Palme. In der Mixed-Zone sagte er gegenüber den Journalisten: „Ich weiß, dass er unsere medizinische Abteilung beleidigt hat. Und dann gucken Sie, was er nach dem 3:2 gemacht hat. Im Fußball geht es auch um Werte. Mir sind Respekt und Charakter sehr wichtig. Das hat heute ein Spieler des Gegners vermissen lassen." Die Kraichgauer waren besonders erbost, weil der Japaner beim 3:2-Siegtreffer provokativ vor der Hoffenheimer Bank gefeiert und gejubelt hat. Der ansonsten nicht medienscheue Hasebe wollte in der Mixed Zone keine Interviews geben und ließ den drei ungeduldig wartenden japanischen Kollegen vom Pressesprecher ausrichten, dass er bereits unter der Dusche stehe und keine Interviews danach geben möchte.

Verletzungspech ist höhere Gewalt

Das Verletztenlazzarett der Hoffenheimer hat sich nach den Ausfällen von Demirbay und Amiri weiter vergrößert. Jetzt wurde zudem noch bekannt, dass Mittelfeldspieler Geiger sich in Berlin einer Leistenoperation unterziehen lassen musste und noch einige Wochen fehlen wird. Rosen: "Die Mannschaft hat angesichts der vielen Verletzten großen Charakter bewiesen. Ich bin sehr stolz auf sie. Nach so einer Niederlage müssen wir wieder aufstehen und den weiteren Nackenschlag wegstecken. Die Frage, ob es richtig war in der Winterpause den ein oder anderen abzugeben ist müßig, denn kein Kaderplaner kann acht oder neun Ausfälle einplanen - dabei vier auf einer Position. In dem Fall ist es höhere Gewalt." Der Manager glaubt dennoch die Saisonziele zu erreichen: "Wir sind immer noch auf Schlagdistanz. Punktemäßig haben wir im Vergleich zur letzten Saison nach 24 Spieltagen zwei Punkte mehr, nur mit dem Unterschied, dass die Oberen mehr gepunktet haben. Trotz allem, es gibt noch zehn Spiele.

Fotos: BWA

Hitzige Gemüter auf beiden Seiten, Enttäuschte TSG-Fans nach dem Abpfiff, Endergebnis, Freude bei den Eintracht-Fans, und Pressekonferenz

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