Hoffenheim auf dem Vormarsch nach Europa?

Konstanz, bessere Chancenverwertung und etwas Glück sind Voraussetzungen für eine tolle Saisonplatzierung. „Die Mannschaft ist sehr gut und ausgeglichen besetzt. Trainer und Manager machen einen tollen Job. Es könnte am Saisonende für den internationalen Wettbewerb reichen“, prophezeit 1899-Fan Andreas Schüle, einer der rund 30 Fahnenschwenker in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Schüle steht mit dieser Meinung stellvertretend für viele Hoffe-Fans, die alle gespannt auf das Abschneiden ihrer TSG in der siebten Erstliga-Saison blicken.
Der Dorfverein hat sich inzwischen im Fußball-Oberhaus etabliert. Das positive Auftreten sowie die offensive und begeisternde Spielweise haben sehr viel zum verbesserten Image beigetragen. Unter der sportlichen Leitung von Alexander Rosen als Direktor Profifußball und Markus Gisdol als Chef-Trainer ging es in den vergangenen 22 Monaten kontinuierlich steil nach oben.
Gisdol zu den gestiegenen Ansprüchen im Umfeld: „Natürlich wollen wir nach der tollen Entwicklung der letzten Monate versuchen weiter oben reinzuschnuppern. Dies ist jedoch sehr schwierig, die Luft da oben ist sehr dünn. Wir müssen versuchen unser Grundniveau weiter zu erhöhen.“
Der (neue) Hoffenheimer Grundgedanke liegt in der Art und Weise wie der Fußball interpretiert wird. Dabei soll die Spielweise taktisch stabiler, der Gegner weiter vom eigenen Tor fern gehalten werden, um somit weniger Torabschlüssen in Strafraumnähe zuzulassen. Das riskante Spiel, bei hohem verteidigen und frühen attackieren des Gegners, ist nach wie vor vorhanden.
Der Spielerkader ist aufgrund personeller Ergänzungen in allen Mannschaftsteilen breiter aufgestellt und qualitativ sehr gut besetzt. Ein leistungsfördernder Konkurrenzkampf,  der sportlich fair und sauber über die Bühne geht, verlief bislang ohne jegliche Störfeuer. Das Gedränge, sich für die Topp 18 am Spieltag zu empfehlen, ist groß. An den Schwachstellen im Defensivbereich wurden die notwendigen Reparaturen und Korrekturen vorgenommen. Die Stellschrauben neu justiert.
Hoffe lässt dem begeisternden Offensivfußball mit hohem Unterhaltungswert den nächsten Entwicklungsschritt folgen. Das Trainerteam bastelt weiter akribisch am spielerischen, taktischen und körperlichen Bereich, der als Grundlage für einen  laufintensiven und engagierten Vollgasfußball steht.
Wenn es gelingt, das Spielsystem noch flexibler zu gestalten, für die Gegner noch unberechenbarer zu werden und vor allem Konstanz in die Leistungen zu bringen, sollte auf dem Vormarsch in Richtung Europa nichts mehr im Wege stehen.
Sicherlich wird dabei die bislang  gedämpfte und zurückhaltende Erwartungshaltung verloren gehen, die Erwartungen und Begehrlichkeiten ansteigen. Damit müssen die Kraichgauer noch lernen umzugehen. Anders als in der Vergangenheit, versteht das Gespann Gisdol/Rosen geschickt den Druck von der jungen Mannschaft zu nehmen.
Rosen: „Ich sehe uns deutlich stabiler, auch wenn es kleinere Ausschläge gab. Unsere Spielweise mit extrem hohem Pressing birgt zwar hin und wieder Gefahren, was uns bewusst ist, dennoch glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind das Gleichgewicht Schritt für Schritt zu finden.“
Personell sah Rosen keinen Handlungsbedarf, den bestehenden Kader während der Wechselperiode zu verstärken. Das Vertrauen in das Vorhandene ist groß, auch die Hoffnung in den eigenen Nachwuchs.
Hier ist seit dem 1. Januar  Dirk Mack, ehemaliger Verbandsauswahltrainer und Trainerausbilder, für das Nachwuchsleistungszentrum zuständig. Von der Erfahrung und Fachkompetenz des neuen sportlichen Leiters der 1899-Akademie verspricht man sich neue Ideen und eine Weiterentwicklung der gut vernetzten Nachwuchsarbeit.
Nach der englischen Auftakt-Woche gegen Augsburg, Bremen und Wolfsburg ist zu erwarten, dass auch Gisdol nach Rosen seinen Vertrag vorzeitig bis 2018 verlängert. Wenn die sportlichen Zielsetzungen, die finanziellen Rahmenbedingungen festgezurrt sind, dürfte dem nichts mehr im Wege stehen. Rosen und Gisdol pflegen ein außergewöhnliches Vertrauensverhältnis, sind die Architekten der jungen, entwicklungsfähigen Mannschaft. Wie akribisch und zielorientiert hier gearbeitet wird, verdeutlicht die außergewöhnliche Tatsache, dass im Sommer kein einziger Profivertrag ausläuft.
Sollte der Traum von TSG-Fan Schüle in Richtung Europa wahr werden, so würden auch die Chancen die beiden Top-Stars Firmino und Volland zu halten, um ein vielfaches steigen.
Eine spannende, interessante und womöglich auch zukunftsorientierte zweite Saisonhälfte kann beginnen.

Foto: BWA.

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