Hoffenheim entdeckt seine Offensivqualitäten – auch dank eines 19-Jährigen

Das Spiel des Nadiem Amiri

Nach dem 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach wartet die TSG Hoffenheim auch im vierten Spiel unter Trainer Huub Stevens weiter auf den ersten Bundesligasieg. Zu Hause ist das Tabellenschlusslicht noch immer ohne Heimerfolg. Aber dennoch, die gezeigten Leistungen gegen den Champions-League-Teilnehmer stimmen zuversichtlich, dass es sportlich wieder bergauf geht. Gegenüber den letzten Partien gegen Hamburg (0:1), Köln (0:0), Frankfurt (0:0) und Berlin (0:1) zeigte die TSG einen teils erfrischenden Offensivfußball.

Stevens hat personell wieder kräftig durchrochiert. Sebastian Rudy, Jonathan Schmid, Ermin Bicakcic und Mark Uth flogen raus, dafür kamen Fabian Schär, Pirmin Schwegler, Steven Zuber und Tarik Elyounoussi in die Startformation. Uth und Kuranyi waren nicht mal für den Kader nominiert. Das Offensivspiel wurde vor allem durch einen wiedererstarkten Kevin Volland im Sturmzentrum zusammen mit den beiden wieselflinken und schnellen Zuber und Nadiem Amiri geprägt.

Dabei begann es wenig erfreulich für die Gastgeber. Der ehemalige Hoffenheimer Fabian Johnson brachte den VfL, nach glänzendem Zuspiel von Dahoud, bereits nach fünf Minuten 1:0 in Führung. Wie schon eine Woche zuvor in Berlin, prallte der Ball vom rechten Innenpfosten ins Tor. Doch die Kraichgauer ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen und glichen durch einen Kopfballtreffer von Zuber, nach einer Amiri Ecke aus. Gäste-Keeper Sommer sah dabei nicht gut aus. Der Bann schien nun gebrochen, die lange Leidenszeit von 407 Spielminuten ohne erzielten Treffer war beendet. Die TSG nun weiter in der Vorwärtsbewegung mit schnörkellosen und zielstrebigen Gegenstößen nach eigenem Ballgewinn.

Nach schöner Vorarbeit von Amiri brachte Eugen Polanski in der 34. Minute die Gastgeber durch einen Rechtsschuss aus zwölf Meter 2:1 in Front. Gladbachs Xhaka fälschte hierbei noch unglücklich ab. Nur zwei Minuten später entschärft Torhüter Oliver Baumann einen Distanzschuss von Dahoud mit einer tollen Parade. Eine verdiente Pausenführung für Hoffe.

Die Nordbadener kamen entschlossener und zielstrebiger aus der Kabine. Es waren gerade mal zwei Minuten gespielt, als Gladbachs Lars Stindl mit einem kapitalen Fehlpass Amiri im Strafraum bediente und der, abgezockte und listig, zum viel umjubelten 3:1vollendete.
Eine weitere Großchance bot sich in der 54. Minute Innenverteidiger Niklas Süle, der nach einer Kopfballverlängerung von Tobias Strobel aus kurzer Distanz und überrascht, den Ball nicht über die Linie brachte.
Keine zwei Minuten später führte eine Unachtsamkeit in der TSG-Hintermannschaft zum Anschlusstreffer. Eine Stindl-Flanke köpft Josip Drmic völlig freistehend aus fünf Meter mit seinem ersten Bundesligator zum 2:3. Strobl und Stär standen in der Beobachterrolle dabei nur Spalier.
Hoffenheim ließ sich nun zurückfallen, macht die Räume eng und versucht es mit vereinzelten Kontern seiner schnellen Offensivkräfte. In der Schlussphase wieder mal ein kapitaler Fehler im Defensivverhalten, der die Mannschaft um den verdienten Lohn bringt. Nach einem Fehlpass im Aufbauspiel bedient der Gladbacher Raffael mit einem genialen Pass den schnellen Johnson. Drei Abwehrspieler standen dabei, anstatt gestaffelt, gleichauf auf einer Linie. Mit einem Schussansatz ließ der US-Nationalspieler Jin-Su Kim und Süle ins Leere grätschen und traf mit links aus kurzer Distanz zum 3:3 Ausgleich. Ausgerechnet ein Ex-Hoffenheimer versaut dem Stevens-Team den ersten Dreier vor heimischer Kulisse.

Trotz der Enttäuschung zeigten die 92 Minuten, in der mit 30.150 Zuschauern ausverkauften Wirsol Rhein-Neckar-Arena, dass die Hoffenheimer noch Offensivfußball können. Die Erinnerungen an frühere offensive, spektakuläre Spieltage wurden wieder geweckt – geweckt auch dank eines unbekümmert aufspielenden und starken Youngsters Nadiem Amiri. Hoffes Bester nach der Partie: „Die Mannschaft gibt mir Mut und sagt mir, dass ich unbekümmert und frech sein soll. Das habe ich dann auch getan.“

Stevens, der sein neu formiertes Team aufgrund der Trainingseindrücke aufgestellt hatte, bei der Pressekonferenz: „Das Unentschieden ist enttäuschend, weil die Jungs gekämpft, jetzt aber nur einen Punkt haben, aber dennoch ein Kompliment an die Mannschaft. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Wir müssen mit Leidenschaft Fußball spielen. Es war ein schönes Spiel und ich möchte meinen Jungs ein Kompliment machen. Das Gegentor in den Schlussminuten darf nicht passieren. Das ist auch etwas, das wir lernen müssen und deshalb sind wir heute auch enttäuscht.“

Der 19-jährige Amiri blickte derweil bereits auf die nächsten Aufgaben: „Wir müssen auf diese Leistung aufbauen. Dann kommen wir unten raus. Ich muss mich beim Trainer und bei der Mannschaft für das Tor bedanken. Sie geben mir das Vertrauen, ermutigen mich, frech zu sein, und auch Fehler zu machen.“

Gästetrainer Andre Schubert war mit dem Punktgewinn zufrieden: „Langweilig wird es bei unseren Spielen nie. Nach dem frühen Tor hätten wir zielstrebiger nachlegen müssen. Wir haben den Gegner zu Kontern eingeladen. Hoffenheim hat sehr gut und mit viel Tempo gespielt. Umso beeindruckender ist es, wie mein Team zurückgekommen ist. Es war ein aufregendes Spiel und ich finde, der Punktgewinn geht in Ordnung.“

Torschütze Eugen Polanski ärgerte sich über die unnötigen Gegentreffer: „Für den neutralen Zuschauer war das sicherlich ein schönes Spiel. Für uns am Ende nicht. Wenn man 3:1 führt, muss man das zuhause über die Bühne bringen. Das zweite Gegentor fällt einfach zu früh und dann werden wir kurz vor Schluss ausgekontert.“

Am Samstag gastiert die TSG Hoffenheim beim starken Aufsteiger FC Ingolstadt. Wird dabei der Konten platzen und der wichtige, ersehnte Dreier gelingen? Auf der Leistungssteigerung gegen Mönchengladbach lässt sich mit Sicherheit aufbauen. Jetzt gilt es entsprechend nachzulegen und die richtige Antwort zu geben.  

Fotos: Kraichgaufoto

Hoffenheims Bester: Nadiem Amiri, Niklas Süle vergibt eine gute Torchance, Stevens gibt die Richtung vor, Eugen Polanski freut sich über seinen Ausgleichstreffer, Hoffenheiemr Torfreude, Steven Zuber köpft ein zum 2:1, Amiri erzielt das 3:1, Ex-Hoffenheimer Fabian Johnson erzielt mit seinem zweiten Treffer den späten 3:3 Ausgleich, Gladbacher Torjubel, Niklas Süle in der Fankurve nach der Partie, Gemeinsamkeit domonstrierten die Hoffe-Fans vor der Partie, und Gladbacher Fanblock

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