Das „Tor-Phantom Kießling“ schlug wieder zu
Die TSG 1899 Hoffenheim musste in ihrem letzten Hinrunden-Heimspiel gegen Champions-League-Achtelfinalist Bayer 04 Leverkusen eine bittere 0:1 Pille schlucken. Nach dem 3:4 gegen Köln war dies die zweite Heimspielniederlage saisonübergreifend aus den letzten 13 Partien.
Die Kraichgauer sind nach wie vor Siebter, wobei sich der Abstand zur Spitzengruppe etwas vergrößerte. Leverkusen bleibt weiterhin der Angstgegner, was elf Niederlagen in 13 Partien eindrucksvoll dokumentieren. Torschütze des Tages, vor 24.731 Zuschauern, war ausgerechnet Stefan Kießling, der von den TSG bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen wurde. Das skandalöse Phantom-Tor beim letzten Aufeinandertreffen in Sinsheim wurde ihm immer noch übel genommen. Für Kießling war es bereits der achte Treffer in seinem zwölften Spiel gegen die TSG.
Nach Dauerregen war der Boden tief und schwer bespielbar. Beide Mannschaften lieferten sich in einer kampfbetonten, und vor allem in der Anfangsphase, hektischen Partie intensive Zweikämpfe. Das Werks-Team agierte von Beginn an mutig und offensiv, erspielte sich gute Tormöglichkeiten.
Hoffenheim hätte nach durch einen Doppelpack in Führung gehen können. Erst vergab Roberto Firmino (7. Min.) freistehend vor Torhüter Bernd Leno und nur eine Minute später scheiterte Kevin Volland mit einem Distanzschuss am fehlerfreien Schlussmann.
Auf der anderen Seite ließ Kießling zwei sehr gute Möglichkeiten (15./ 23. Minute) ungenutzt. Gefährlich in dieser Phase vor allem die Ecken von Hakan Calhanoglu, die Torhüter Baumann einige Mühe bereiteten. Das Eckenverhältnis von 1:7, nach gut einer halben Stunde, sprach Bände.
Die Überlegenheit der Rheinländer wurde im zweiten Abschnitt immer größer. Nachdem Gonzalo Castro aus spitzem Winkel an Baumann scheiterte (48.), hatten die TSG-Fans nur zwei Minuten später den Torschrei schon auf den Lippen. Eine gefühlvolle Flanke von Volland köpfte Stürmer Adam Szalai aus kurzer Distanz gegen die Laufrichtung von Leno. Doch Ömer Toprak konnte artistisch den Ball auf der Torlinie stehend aus der Gefahrenzone schlagen. Die TV-Bilder konnten nicht vollständig aufklären, ob der Ball schon hinter der Linie war oder nicht. Die Geschichte eines zweiten, neuen Phantom-Tors war somit vom Tisch.
Leverkusen nun immer stärker, kontrollierte Ball und Gegner, lies kaum Zeit zum Luft holen. Hoffenheimer Entlastungsangriffe wurden bereits früh unterbunden.
Mitten in diese Drangphase dann die längst überfällige Führung. Nach schönem Spielzug und mustergültiger Vorarbeit vom gerade eingewechselten Julian Brandt, drückt Kießling (79.) aus kurzer Distanz ungehindert den Ball ins leere Tor. Kießling, ausgerechnet Kießling werden sich die Blau-Weißen gedacht haben!
Nur vier Minuten später scheiterte Szalai freistehend vor Leno. Trainer Markus Gisdol reagierte, brachte mit Sven Schipplock und Anthony Modeste zwei frische Stürmer. Die Kraichgauer gingen nun volles Risiko, warfen alles nach vorn. Leverkusen suchte mit blitzschnellen Konter die endgültige Entscheidung, scheitert jedoch am Unvermögen oder an Baumann, der mit tollen Paraden sein Team lange im Spiel hielt. Am Ende vergebens, Bayer gewann verdient, Hoffe blieb erstmals in dieser Saison zu Hause ohne Torerfolg.
Gäste-Trainer Roger Schmidt sprach von einem wichtigen Sieg im 26sten Pflichtspiel gegen einen brandgefährlichen Gegner. Das ausgerechnet Kießling das Tor schießt, war für ihn „eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt“.
Kollege Gisdol: „Es gab viele Zweikämpfe um den zweiten Ball. Leverkusen hatte Mitte der zweiten Hälfte eine starke Viertelstunde, wo sie auch das Tor machen. Wir konnten leider unsere guten Torchancen nicht nutzten. Unterm Strich war Leverkusen einen Tick besser.“ Einen Blick auf die Tabelle wollte er sich ersparen: „Man sollte damit aufhören, uns mit den Top-Teams auf eine Stufe zu stellen und messen. In einzelnen Begegnungen kann man schon mal bestehen, aber auf Dauer sind sie uns noch weit voraus.“
Der Blick ist bereits auf das letzte Hinrunden-Spiel am Sonntag (15:30 Uhr) gegen die Hertha im Berliner Olympiastadion gerichtet. Berlin steht aktuell auf Platz 13, vergab mit einer starken Leistung beim 4:4 in Frankfurt in der Nachspielzeit den schon fest eingeplanten Auswärtssieg. In den bisherigen acht Partien ging die Hertha vier Mal als Sieger vom Platz, Hoffenheim konnte nur zwei Spiele für sich entscheiden. Eine interessante und spannende Partie zum Jahresausklang steht bevor.
Foto: Kraichgaufoto