Hoffenheim siegt über zahnlose Wölfe verdient mit 1:0

Vielumjubelter 50. Bundesliga-Sieg für die Kraichgauer

Die TSG Hoffenheim hat mit einem Blitzstart die Weichen für den dritten Heimsieg in Folge gestellt. Die Nordbadener schlugen nach der 1:5-Derby-Klatsche in Stuttgart zurück, besiegten den Champions-League-Viertelfinalisten VfL Wolfsburg mit 1:0. Die Wölfe taten sich schwer, die richtigen Mittel gegen einen leidenschaftlich kämpfenden und spielerisch starken Gegner zu finden. Die Hoffenheimer vergaben zudem einen Strafstoß durch Kevin Volland.
Für 1899-Coach Julian Nagelsmann war es eine perfekte Woche. Am Mittwoch erhielt er als zweitbester Prüfungsabsolvent mit einem Notendurchschnitt von 1,3 die Fußballlehrer-Lizenz in Frankfurt überreicht, und drei Tage später triumphierte er mit seinem Team über das Wolfsburger Starensemble.
Nur ein Tor zwischen beiden Teams ist deutlich unterm Durchschnitt, denn zuletzt fielen in den vergangenen 15 Begegnungen pro Partie durchschnittlich vier Treffer. Zunächst schien es in Richtung Torfestival hin zu laufen, denn nach nur drei Minuten nutzte Andrej Kramaric einen Fehler des VfL im Aufbauspiel zur 1:0 Führung.
Die TSG zog sich danach etwas zurück und überließ dem Gegner das Spiel. Die Niedersachsen hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz (fast 70 Prozent), wussten damit aber gegen einen dicht gestaffelten, lauf- und zweikampfstarken Gegner wenig anzufangen. Dem Champions-League-Viertelfinalisten boten sich kaum Chancen.
Der erste Höhepunkt der zweiten Hälfte war ein Strafstoß für die Gastgeber. Ex-Hoffe-Keeper Koen Casteels brachte Kramaric im Strafraum zu Fall und erhielt dafür Gelb. Doch der Belgier machte seinen Fehler wieder gut und parierte den in die Tor-Mitte geschossenen Strafstoß von Kevin Volland (57.) mit einer Faust. Das 2:0 wäre die Vorentscheidung gewesen, so aber blieb es spannend bis zum Schluss.
Wolfsburg drängte im weiteren Spielverlauf weiter auf den Ausgleich, fand jedoch keine Mittel, um hinter die disziplinierte Hoffenheimer Abwehrkette zu kombinieren.
Die größte Chance des VfL hatte Weltmeister André Schürrle in der Nachspielzeit mit einem Schuss aus elf Metern, den aber TSG-Keeper Oliver Baumann glänzend parierte.
Groß der Jubel bei den 25.000 TSG-Fans, die während der gesamten 90 Minuten ihre Mannschaft lautstark unterstützten und den 50. Bundesliga-Heimsieg euphorisch feierten.
In der 67. Minute gab U23-Nachwuchsspieler Russel Canouse sein Bundesliga-Debüt. Mit Toljan, Süle, Amiri und Ochs war der Deutsch-Amerikaner, in dem wohl jüngsten Erstligateam der Kraichgauer, das fünfte Hoffenheimer Eigengewächs auf dem Feld.
Die Hoffenheimer wollen am Samstag in Hamburg nachlegen und unter Trainer Nagelsmann den ersten Auswärtssieg landen. Nach der Leistung gegen Wolfsburg dürfte dies nicht unmöglich sein. Der Abstand zum Relegationsplatz, den Eintracht Frankfurt innehat, beträgt bei 24 Punkten nur noch ein Tor.

Stimmen nach dem Spiel:

Julian Nagelsmann (Trainer TSG Hoffenheim): „Ich habe schon mehr gezittert als heute, weil wir trotz des großen Drucks gut verteidigt haben. Wir haben trotz der frühen Führung unseren Plan verfolgt und die Räume gut eng gemacht. Ein zweites Tor hätte uns natürlich gut getan. Kämpferisch war das sehr gut, fußballerisch konnten wir nach der Pause nicht für genügend Entlastung sorgen. Ich bin sicher, wenn wir so weiterspielen, so laufen und kämpfen, werden wir die Klasse erhalten.“

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): „Wir haben verdient verloren, sind extrem schläfrig in die Partie gekommen und zeigten ein schlampiges Passspiel. So konnte Hoffenheim immer wieder leicht in Ballbesitz kommen und wir haben keinen Rhythmus gefunden. In der gesamten ersten Halbzeit nicht. Koen Casteels hält uns mit dem gehaltenen Elfmeter im Spiel, aber in der Folge konnten wir keine echten Chancen herausspielen.“

Oliver Baumann (1899-Torhüter): „Zum Schluss wurde es ein Schweinespiel. Am Anfang waren wir sehr gut drin, haben fast nichts zugelassen. Gegen Ende war es der eine oder andere Ballverlust zu viel und wir hatten kaum noch Entlastung. Stark, wie wir den verschossenen Elfmeter weggesteckt haben.“

Kevin Volland (TSG-Stürmer): „Die letzten zwei Elfmeter habe ich rein gemacht, heute hat es nicht geklappt. Insgesamt sind wir heute sehr solide und leidenschaftlich aufgetreten. Ich kann den Sack natürlich früher zumachen, dann wird es hinten raus nicht so eng.“

Klaus Allofs (Manager VfL Wolfsburg): „Hoffenheim kämpft um die Existenz in der Liga – das hat man gemerkt. Zum 1:0 haben wir die TSG förmlich eingeladen. Die Mannschaft war sehr müde und wir sind zu keiner Zeit ins Spiel gekommen. Diese Partie war für uns wichtiger als das nächste Spiel in der Champions League. Trotz allem Respekt für die Leistung des Gegners müssen wir hier normalerweise drei Punkte mitnehmen.“

Foto: BWA

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