Hoffenheims junge Wilde Kerle begeistern

Eines der jüngstens Team der 1899-Bundesligahistorie

Wir hatten es schon in der vergangenen Woche angedeutet, nun ist es eingetreten. U23-Spieler Russell Scott Canouse feierte beim 50. Bundesligaheimsieg der TSG 1899 Hoffenheim sein Bundesligadebüt. Das Eigengewächs profitierte beim 1:0 Erfolg über Wolfsburg vom Ausfall der vier defensiven Mittelfeldspieler Sebastian Rudy, Eugen Polanski, Pirmin Schwegler und Tobias Strobl.

Russell Canouse feiert Bundesligadebüt

Der US-Amerikaner, der in Lancaster im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren wurde, kam in der 67. Minute für den Schweizer Fabian Schär ins Spiel. Er fügte sich nahtlos ein und machte im Mittelfeld geschickt die Räume eng und warf sich in die Zweikämpfe. Voller Stolz verfolgte sein Vater, der eigens aus den Staaten angereist war, auf der Tribüne dessen ersten Bundesligaauftritt.
Trainer Julian Nagelsmann über den Debütanten: „Es ist nicht einfach zu verkraften, im Training dabei zu sein, dann im Kader stehen, und dann auch noch zu spielen. Von Anfang an wäre wohl ein bisschen viel gewesen beim ersten Mal, aber wir wollten ihn reinwerfen.“

2014 kam der große Durchbruch

Im Juni 2014 wurde der US-Boy mit der U19 der Kraichgauer Deutscher Meister gegen Hannover 96, wenige Wochen später gewann er mit der U20-Auswahl seines Heimatlandes das „NTC Invitational“ in Kalifornien – jeweils als Kapitän. Glückwünsche gab es damals auch von Nationaltrainer Jürgen Klinsmann.
Über Facebook hat Canouse Freunde über die ganze Welt verteilt, viele sieht er nur im Heimaturlaub, der sich auf zwei Mal jährlich reduziert hat. Entwickelt sich seine Karriere so weiter, dürfte er wohl seltener nach Hause fliegen, dafür aber die Freundschaftsanfragen über Facebook stark zunehmen.
Nagelsmann war mit dem Debüt sehr zufrieden: „Er hat seine Sache gut gemacht und fast keinen Zweikampf verloren. Russell hat ein Riesenherz und einen tollen Charakter, er hat es sich verdient über die letzten Jahre, dass er mal einen Einsatz bekommt.“

Er wird es schwer haben sich zu behaupten

Ob Canouse weiter im Kader bleibt oder nach der Rückkehr der etablierten Stammkräfte wieder weichen muss, ließ sein Trainer offen: „Das muss man sehen, der Fokus liegt auf der Sicht des Spielers. Wenn er bei uns spielt, kann er dabeibleiben, wenn er wenige Chancen auf Einsatzzeiten hat und alle anderen zurückkommen, muss man sehen, dass er Spielzeit bekommt, das ist wichtig für seine Entwicklung.“ Nagelsmann machte aber deutlich, dass auch weitere U 23-Talente unter Beobachtung stehen.
Neben Canouse waren zuletzt in der Schlussphase vier weitere Eigengewächse auf dem Platz: Ebenfalls aus dem A-Jugend-Meisterteam Philipp Ochs (18) und Nadiem Amiri (19) sowie Niklas Süle (20) und Jeremy Toljan (21). Sie alle durchliefen die 1899-Nachwuchsakademie. Gegen die Wolfsburger stand zwischenzeitlich eines der jüngsten Hoffenheimer Bundesligateams mit einem Durchschnittsalter von 22,3 Jahren auf dem Platz.

Für Niklas Süle ist es der richtige Weg

Auf die Frage von bwa-sport.de, ob sich Niklas Süle nun schon zum Mittelalter in der Mannschaft zählt, konterte der Innenverteidiger: „So weit ist es noch nicht. Russell ist ein paar Monate älter als ich, doch ich freue mich für ihn. Das ist momentan überragend, dass der nächste sein Debüt gegeben hat. Das ist der Weg, den Hoffenheim immer gehen wollte. Man sieht, langsam trägt es Früchte.“

Die Verjüngungskur findet Gefallen

Bemerkenswert: Hoffenheim machte aus der Not eine Tugend. Die Zuschauer waren begeistert, sorgten mit den verteilten Klatschen auf den Rängen „als zwölfter Mann“für eine tolle, außergewöhnliche Stimmung in der Rhein-Neckar-Arena. Manager Alexander Rosen honorierte dies mit Freude: „Von Julians erstem Tag an haben die Zuschauer unseren Weg angenommen. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Mut kann man uns nicht absprechen.“

Foto: Kraichgaufoto

Nadiem Amiri mit Offensivdrang, rechts Philipp Ochs, Philipp Ochs am Ball, dahinter Russell Canouse und Niklas Süle (li.), und Jeremy Toljan treibt den Ball nach vorn

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