Der Presseraum im Geschäftsstellen- und Trainingszentrum der TSG 1899 Hoffenheim in Zuzenhausen platzte bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Vorstellung von Trainer Huub Stevens aus allen Nähten. Zusätzliche Stühle mussten herbeigeschafft werden, um den über 60 Medienvertretern Sitzplätze zur Verfügung zu stellen. Zunächst nahm Alexander Rosen, Direktor für Profi-Fußball, auf dem Podium Platz und ließ die vergangenen, hektischen Tage nochmals Revue passieren. Für Rosen war es ein besonderes Anliegen, Dankesworte an das freigestellte Trainerteam um Markus Gisdol mit seine Assistenten Frank Fröhling und Frank Kaspari zu richten. Rosen: „Die letzten Tage waren sehr intensiv, nicht einfach. Ich hatte zu Markus Gisdol eine intensive Verbindung, was alles nicht einfach machte. Doch die Fakten und kritische Bewertung der sportlichen Bilanz 2015 haben uns zu dem Entschluss kommen lassen, eine Änderung herbeizuführen. Bemerkenswert, wie sich die Mannschaft zuletzt mit einbezogen hat. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Man hatte den Eindruck, es hat nicht sein sollen, oft war es wie verhext, dass Bälle statt ins Tor an den Innenpfosten gingen oder späte Gegentreffer fielen.“
Die Entscheidung in Richtung „Feuerwehrmann“ Stevens fiel schnell
Nach einer Besprechung im Golf-Club in St. Leon-Rot berieten Gesellschafter Dietmar Hopp, der neue Geschäftsführer Dr. Peter Görlich, der Leiter des Nachwuchsbereiches Dirk Mack und Manager Rosen die weitere Vorgehensweise. Man war sich relativ schnell einig, die Wahl fiel auf den 61-jährigen Holländer Huub Stevens. Rosen nahm telefonischen Kontakt auf, als dieser am Samstagnachmittag gerade die Bundesliga-Konferenz am TV verfolgte. Daraufhin flogen am Sonntag Hopp, Rosen und Dr. Görlich zu Stevens nach Eindhoven. Man war sich relativ schnell einige, Stevens wollte sich jedoch noch zuvor mit seiner Frau abklären.
Rosen: „Herr Stevens gab uns seine Zusage unter der Bedingung, dass dieses Engagement nur bis zum 30.06.2016 befristet sei. Das passte auch zu unseren Vorstellungen.“ Für den Manager ist Stevens „ein erfahrener Trainer, der mit solchen Dingen umgehen kann.“
Nagelsmann war dann die Überraschung
Überraschend verkündete Rosen dann eine weitere Neuigkeit, die bwa-sport.de bereits im Vorfeld gemutmaßt hatte. Ab dem 1. Juli 2016 wird der derzeitige U19-Trainer Julian Nagelsmann, als Nachfolger von Stevens, neuer Lizenzspielertrainer. Das große Vertrauen in den 28-Jährigen unterstreicht ein Dreijahresvertrag bis 2019.
Rosen: „Julian Nagelsmann passt zu unserem Weg. Wir sind von seiner Qualitäten und Autorität überzeugt. Wir wollen dies hier offen und ehrlich zum Ausdruck bringen.“
Nagelsmann wurde intern schon lange als künftiger Profitrainer gehandelt. Dietmar Hopp hatte schon mehrfach angedeutet mit ihm ein großes Talent in den eigenen Reihen zu haben. Dass dies nun so schnell ging, war der aktuellen Situation geschuldet. Interesse gab es zuletzt auch von anderen Vereinen, wie dem FC Bayern, den Red-Bull Clubs Leipzig und Salzburg sowie verschiedenen ausländischen Clubs. Rosen: „Die Perspektive hat sich nun etwas schneller ergeben. Nagelsmann ist Zukunft – Stevens ist Gegenwart!“
Hoffenheim ist von der Qualität seines Nachwuchstrainer absolut überzeugt
Hoffenheim hat eine mutige Entscheidung getroffen, sich relativ früh für die Nachfolge von Stevens festgelegt. Es ist eine große Bürde auf den jungen Nachwuchstrainer, der derzeit seine Lizenz-Trainer-Ausbildung macht. Die TSG ist von seinen Qualitäten absolut überzeugt, sieht ihn als reifen und erfahrenen Trainer. Seit 2006 ist Nagelsmann schon im Nachwuchsbereich tätig, in Hoffenheim seit 2010. Er besuchte schon viele Fortbildungslehrgänge, ist sehr lernfähig. Rosen: „Aufgrund der anstehenden Prüfungsphase wollen wir ihn zunächst völlig zurücknehmen, Interviewanfragen ablehnen, die gesamte Konzentration auf das aktuellen Geschehen richten.“
Der zukünftige Chef-Coach bleibt weiter bei der U19, mit der er im vergangenen Jahr Deutscher Meister wurde. Erste Bundesliga-Erfahrungen sammelte, der damals 25-Jährige als kurzfristiger Co-Trainer unter Marco Kurz in Hoffenheim. Ob diese Erfahrungen und alle lobenden Worte letztendlich ausreichen, um ein Profiteam erfolgreich zu führen, wird die Zukunft zeigen.
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