Huub Stevens tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück

1899 Hoffenheim auf Trainersuche

Huub Stevens ist aus gesundheitlichen Gründen als Trainer der TSG Hoffenheim zurückgetreten. Der Verein hat für heute um 15:00 Uhr zu einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz eingeladen. Die prekäre Lage im Abstiegskampf bei Bundesligist 1899 Hoffenheim hat sich nach der 0:2 Heimniederlage gegen Darmstadt 98 weiter zugespitzt. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt fünf, auf einen Nichtabstiegsplatz sieben Punkte. Nur ein Sieg gegen Schlusslicht Hannover, magere acht Punkte und nur sechs Tore aus zehn Partien – die Bilanz des abstiegskampferprobten Trainers Huub Stevens hatte die erhoffte sportliche Wende verfehlt. Zur Ergebniskrise kam noch ein Erlebnismangel, denn außer dem 3:3 gegen Mönchengladbach bekam die zunehmend frustrierte Anhängerschaft meist Schmalkost geboten. Deutliche Signale gab es zuletzt aus der Fankurve in Richtung Mannschaft. Die treue blau-weiße Anängerschaft dokumentierte mit einer vielsagenden Botschaft in großen Lettern („Legt Euch in die Riemen, Männer!“) sowie einem symbolisches Bild eines auf stürmischer See befindenden Bootes, in dem alle gemeinsam versuchen in sichere Gewässer zu rudern, die Situation.
Nach dem 90 Minuten später folgenden 0:2 gegen Darmstadt wurde es für das zunehmend in Seenot geratene TSG-Boot bedeutend stürmischer und rauer. Pfiffe und Gesänge („Wir haben die Schnauze voll“) veranlasste die Spieler zum Meinungsaustausch mit den Fans. Laut Aussage einiger der Beteiligten soll dies, für beide Seiten, sehr hilfreich gewesen sein. Unterdessen wurde die Luft für Stevens zunehmend dünner, besonders vor dem Abstiegsduell am Samstag beim SV Werder Bremen. Das Duell mit dem hanseatischen Tabellennachbarn hat, angesichts der Tabellenkonstellation 14 Spieltage vor Saisonende, finalen Abstiegskampfcharakter – jetzt zudem ohne seinen als „Feuerwehrmann“ verpflichteten Trainer.

Im Verein ließ man zuletzt keine Trainerdiskussion aufkommen, glaubt an die Wende. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung soll das Verhältnis des Niederländers zu den jungen Spielern nicht zum Besten gestanden haben. Sollte dem so gewesen sein, dürfte das vor allem TSG-Boss Dietmar Hopp schwer missfallen haben. Der Klub-Mäzen legte großen Wert auf den eigenen Nachwuchs, wünscht sich langfristig mehr Profis im Kader vom Typ eines Niklas Süle oder Nadiem Amiri.
Da man im Bundesligadorf in Krisenzeiten recht schnell die Trainerstühle austauschte, stellt sich zuletzt verstärkt die Frage, wie groß das Vertrauen in den 62-jährigen Stevens noch ist? Diese Frage dürfte sich nun von selbst erledigt haben.

Als Stevens-Nachfolger für die neue Saison steht bereits ab dem 1. Juli Julian Nagelsmann in den Startlöchern. Der Gedanke, den Nachwuchstrainer schon früher zu installieren, ihn ins kalte Wasser in mitten aller Abstiegssorgen zu werfen, ist jetzt nicht ausgeschlossen. Als am 2. April 2013 der damals relativ unbekannte Markus Gisdol zusammen mit Alexander Rosen ins Leck gelaufene Boot geholt wurden, glaubten die Wenigsten an eine Rettung.
Das Wasser steht den Kraichgauer zwar noch nicht derart bis zum Hals wie vor drei Jahren, doch der Pegelstand nimmt Woche zu Woche zu. Bei ausbleibendem Erfolg an der Bremer Weser würde das Leck deutlich größer werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Nagelsmann vorzeitig nach dem Stevens-Aus übernimmt ist aber gering, da er den kompletten März über mit Prüfungen für seine Lizenz als Fußballlehrer ausgebucht ist. Ganz so nebenbei eine Bundesliga-Mannschaft im Abstiegskampf zu trainiert ist ausgeschlossen.
In Bremen werden nun am Samstag die bisherigen Assistenten Alfred Schreuder und Armin Reutershahn das Team betreuen.

Foto: Kraichgaufoto

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