Die TSG Hoffenheim zieht am Ende der Hinrunde 2015/16 ein weniger erfreuliches sportliches Fazit. Statt des anvisierten gesicherten Mittelfeldplatzes befinden sich die Kraichgauer Bundesliga-Fußballer mitten im Abstiegskampf, überwintern gar, erstmals in ihrer achtjährigen Bundesliga-Historie, auf dem letzten Tabellenplatz. Der umfangreiche, selbst inszenierte personelle Umbruch erweist sich als besonders schwierig. Die Abgänge der erfahrenen Leistungsträger Roberto Firmino, Andreas Beck, Sejad Salihovic, David Abraham, Anthony Modeste und Sven Schipplock konnten (noch) nicht kompensiert werden. Bis auf Jonathan Schmid, tun sich die Neuzugänge Joelinton, Pavel Kaderabek, Kevin Kuranyi, Fabian Schär, Mark Uth und Eduardo Vargas in der höchsten deutschen Spielklasse schwer Fuß zu fassen. Statt herzerfrischendem Offensivfußball bekamen die Fans oft biederen Abstiegskampf geboten. Fraglich, ob das Team, das für eine komplett andere Spielweise zusammengestellt wurde, auch Abstiegskampftauglich ist.
Mit dem enttäuschenden Pokal-Aus fing es an
Mit großer Enttäuschung begann die Saison nach einer unterirdischen Leistung bei der 0:2 Pokalniederlage bei Zweitligist TSV 1860 München. Auch beim Bundesligaauftakt in Leverkusen war bei der schmeichelhaften 1:2 Niederlage noch vieles Stückwerk. Eine deutliche Leistungssteigerung war im ersten Heimspiel gegen die Münchner Bayern erkennbar. Die TSG bereitete dem Rekordmeister mit viel Leidenschaft, Einsatz und Kampf reichliche Probleme. Durch ein Gegentor in der Schlussminute zum 1:2 brachten sich die Nordbadener selbst um den verdienten Lohn. Nach einem torlosen Remis bei Aufsteiger Darmstadt 98 sorgten zwei Gegentreffer in der Nachspielzeit, bei der 1:3 Heimniederlage gegen Werder Bremen, erneut für Enttäuschung. Die Negativbilanz fand mit einer 1:3 Niederlage beim FSV Mainz 05 eine Fortsetzung.
Mini-Serie weckte Hoffnung
Eine Mini-Serie ließ Hoffnung auf eine Trendwende aufkommen. Dank einer aufopferungsvollen und mutigen Vorstellung gegen Dortmund wurde beim 1:1 Unentschieden der erste Heimpunkt verbucht. Dem folgte beim 3:1 in Augsburg der erste Saisonsieg. Den zweiten Sieg in Folge hatte man im Derby gegen Stuttgart bereits vor Augen, ehe die Schwaben erneut durch einen Last-Minute-Treffer zum 2:2 ausglichen. Hoffenheim brachte sich zum wiederholten Mal um den verdienten Lohn und geriet ins Zweifeln. Es folgten zwei Niederlagen gegen Wolfsburg (2:4) und Hamburg (0:1), die deutlich machten, dass die Mannschaft völlig aus der Spur geraten war und immer tiefer in die unteren Tabellenregionen zusteuert.
Ein Trainerwechsel sollte die Wende herbeiführen
Die Verantwortlichen zogen die Reisleine und ersetzten Trainer Markus Gisdol durch den im Abstiegskampf erfahrenen Niederländer Huub Stevens. Dessen Hauptaugenmerk galt zunächst einer verstärkten Defensivausrichtung. Bezeichnend hierfür, zwei torlose Remis in Köln und gegen Frankfurt. Nach einer schwachen ersten Hälfte im Berliner Schneegestöber präsentierten sich die Nordbadener in der zweiten Hälfte angriffslustiger und mutiger. Ein Kuriosum sicherlich, dass die Hertha ohne nennenswerte Torchancen und Dank eines Eigentors am Ende 1:0 siegte. Eine deutliche Leistungssteigerung folgte beim 3:3 gegen Mönchengladbach. Aufgrund einer offensiven Grundausrichtung und spielerisch überzeugender Leistung führten die Gastgeber nach einer Stunde mit 3:1. Erneut verhinderte ein später Gegentreffer den erhofften ersten Heimsieg.
Last-Minute-Tor in Ingolstadt
Weniger spektakulär und begeisternd das folgende 1:1 bei Aufsteiger FC Ingolstadt, das beiden Mannschaften fehlendes Bundesliga-Niveau attestierte. Glück für die Kraichgauer, dass der verdiente Ausgleich noch in der Nachspielzeit fiel. Für etwas Erleichterung und Hoffnung sorgte dann der folgende erste Heimsieg beim knappen 1:0 gegen Hannover. Am letzten Spieltag beim FC Schalke 04 versäumten es die Nordbadener den erhofften großen Schritt zu machen. Gegen müde und schwächelnde Gastgebern versäumten es die Hoffenheimer bei schlechten Chancenverwertung zu punkten. Eine unnötige 0:1 Niederlage bedeutete bei gleichzeitigen Erfolgen der Konkurrenten das Abrutschen und Überwintern auf den letzten Platz.
Die Hoffnungen ruhen auf Stevens und personellen Verstärkungen
Die Hoffnungen in Richtung Klassenerhalt bei aktuell nur 13 Punkten ruhen auf dem erfahrenen Trainer Huub Stevens. Dank der finanziellen Möglichkeiten ist zu erwarten, dass der Verein in der kurzen Winterpause personell nachrüstet. Ein torgefährlicher Stürmer und ein kreativer Mittelfeldspieler würden der Mannschaft sicherlich gut zu Gesicht stehen. Dass solche Verstärkungen am Ende der Halbserie schwer zu bekommen sind, ist klar.
Gesamtbilanz 2015 entspricht einem Abstiegsplatz
Was bleibt ist eine saisonübergreifende enttäuschende Bilanz 2015. In den 17 Rückrunden-Partien 2014/15 holte das Team unter Trainer Gisdol bei nur fünf Siegen magere 18 Punkte. In der Vorrunde 2015/16 unter Gisdol und anschließend Stevens nur zwei Siege und 13 Zähler. In der Summe entspricht dies im Durchschnitt einem Abstiegsplatz. Nach diesem enttäuschenden Jahr kann es 2016 eigentlich nur noch besser werden.
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