Kann der SVS den Höhenflug der Spatzen stoppen?

Sandhausen gastiert am Sonntag beim Tabellenzweiten SSV Ulm

Zum Abschluss des 29. Drittliga-Spieltages gastiert der Tabellensechste SV Sandhausen am Sonntagabend um 19.30 Uhr im Topspiel beim Tabellenzweiten SSV Ulm 1846. Zunächst war das Spiel aufgrund der fehlenden Rasenheizung im Ulmer Donaustadion im Ausweichstadion in Aalen vorgesehen, doch aufgrund der „milden Wetterlage und im Sinne der Fans“ entsprach der DFB nach Zustimmung der Sicherheitsbehörden dem Ausnahmeantrag, in Ulm spielen zu dürfen.

„6-Punkte-Spiel“

Die Ulmer Spatzen sind im Jahr 2024 noch ungeschlagen und könnten dem SV Sandhausen bei sechs Punkten Vorsprung davonfliegen, andererseits könnte der SVS mit Big Points im richtungsweisenden „6-Punkte-Spiel“ bei den Schwaben den Abstand bis auf drei Punkte verkürzen und wäre wieder dick im Aufstiegsrennen dabei. In der Spitzengruppe der 3. Liga ist alles enger zusammengerückt, da Tabellenführer Jahn Regensburg bei zuletzt drei Niederlagen in vier Spielen und der Dritte Dynamo Dresden nach fünf Niederlagen aus acht Spielen kräftig Federn ließen. Der Rückstand des SVS auf den direkten Aufstiegsplatz 2 ist seit dem Rückrundenbeginn von 13 auf 6 Punkte geschrumpft, die Sandhäuser stellen das fünftbeste und die Ulmer das zweitbeste Rückrundenteam.

Sandhausens Sportdirektor Matthias Imhof

„Das war gar nichts von unserer Seite“

Halbzeitfazit von SVS-Sportdirektor Imhof

Beim 1:0-Arbeitssieg über Tabellenschlusslicht SC Freiburg II tat sich der SV Sandhausen zunächst wieder schwer, was SVS-Sportdirektor Imhof zur Halbzeitpause Sorgenfalten auf die Stirn trieb: „Das war gar nichts von unserer Seite. Führungsspieler, die das Heft in die Hand nehmen, haben wir aktuell einfach nicht“. Nach dem Abpfiff zeigte sich Imhof deutlich versöhnter: „Aufgrund der deutlichen Steigerung im zweiten Durchgang war der Sieg verdient. Gerade die beiden zu Beginn der zweiten Hälfte eingewechselten Spieler Diekmeier und Otto haben die Partie gedreht“.

SVS-Kapitän Dennis Diekmeier

„Wir dürfen wir uns diese Schwankungen in der Leistung nicht erlauben“

Sandhausens Diekmeier zur aktuellen Situation

Die beiden mit viel Erfahrung im Profifußball ausgestatteten Akteure kamen zur Halbzeit für Zander und Pink, die nicht an die Leistungen vergangener Wochen anknüpfen konnten, in die Partie, was unterstreicht, welche Möglichkeiten der SVS von der Ersatzbank aus besitzt. Diekmeier: „Ich freue mich, dass ich der Mannschaft heute mit meiner Art und meinem Einsatz helfen konnte. Dennoch dürfen wir uns diese Schwankungen in der Leistung nicht erlauben. Es gilt, mehr von dem zu zeigen, was wir gegen Regensburg oder heute im zweiten Durchgang auf den Platz gebracht haben“. In der deutlich druckvolleren Vorstellung in der zweiten Hälfte scheiterte Diekmeier mit seinem Kopfball noch am Pfosten, bis schließlich Youngster Burcu mit seinem vierten Saisontor traf.

Patrick Greil (re.) im Duell mit Freiburgs Bruno Ogbus

Direkter Durchmarsch ist möglich

Hinter das ursprünglich ausgerufene Ziel Klassenerhalt kann man beim SSV Ulm bei 51 Punkten auf dem Konto längst einen Haken machen. Vielmehr scheint für den mental- und spielstarken Aufsteiger der direkte Durchmarsch von der Regionalliga bis in die 2. Liga möglich, doch gegen solche Teams tat sich der SV Sandhausen im bisherigen Saisonverlauf oftmals leichter.

„Die Kombination aus Mentalität, fußballerischer Qualität und Überzeugung macht es am Ende aus“

Kapitän Reichert zum Ulmer Höhenflug

Keiner verkörpert den SSV Ulm besser wie Kapitän Reichert. Der in Ulm geborene Abwehrchef spielte mit der Ausnahme der Jahre 2014 bis 2016, in denen er sich glücklos beim 1. FC Kaiserslautern versuchte, immer bei seinem Heimatverein und sagt zum Höhenflug der Spatzen: „Ich glaube, dass bei uns eine sehr große Identifikation mit dem Verein herrscht. Und wer den Verein kennt, der weiß, dass wir sehr schwere Zeiten hinter uns haben und dass wir in den vergangenen Jahren wirklich alles getan und viel investiert haben, damit wir jetzt wieder im Profi-Fußball vertreten sind. Diese Mentalität lebt einfach jeder Spieler hier bei uns im Team. Das heißt, dass jeder alles gibt auf dem Platz. Ich denke, das sieht man auch. Und deswegen haben wir unsere Punkte verdient geholt. Die Kombination aus Mentalität, fußballerischer Qualität und Überzeugung macht es am Ende aus“.

Zufriedene Gesichter beim SV Sandhausen nach dem Heimsieg über den SC Freiburg II. Von links: Nikolai Rehnen, Alexander Mühling, Christoph Ehlich, Max Geschwill und Alexander Fuchs

Spatzen schnupperten ein Jahr Bundesliga-Luft

In den 80ern spielte der Klub bereits in der 2. Liga, doch den größten Triumph gab es unter Trainer Ralf Rangnick, der die Ulmer von 1997 bis 1999 von der damals drittklassigen Regionalliga bis in die Bundesliga führte, aus der sie aber sofort wieder abstiegen. Während SVS-Trainer Keller in Ulm auf die schon länger ausfallenden Hennings und Laux verzichten muss, kann Ulms Trainer Wörle nicht auf Verteidiger Strompf zurückgreifen. Strompf sah beim 1:0-Sieg bei 1860 München, mit dem die Ulmer in der Tabelle die Dresdener überflügelten, die fünfte gelbe Karte. In der Offensive der Schwaben hat die Flügelzange mit Chessa (8 Tore/4 Vorlagen) und Neuzugang Scienza (7 Tore/10 Vorlagen) einen großen Anteil am Aufschwung.

Mögliche Aufstellungen:

SSV Ulm: Ortag – Gaal, Reichert, Geyer – Allgeier, Brandt, Maier, Rösch – Chessa, Higl, Scienza
SV Sandhausen: Rehnen – Zander (Diekmeier), Geschwill, Fuchs, Weik – Mühling, Ben Balla – Burcu, Greil, Ehlich – Otto

AM
Fotos: foto2press

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