Kann der SVS seine Auswärtsschwäche ablegen und in Fürth punkten?

SV Sandhausen gastiert beim Tabellenzweiten Greuther Fürth

Am Mittwochabend um 18.30 Uhr gastiert Zweitligist SV Sandhausen im Sportpark Ronhof beim Tabellenzweiten SpVgg Greuther Fürth. Die Kurpfälzer sind derzeit die „Mannschaft der Stunde“. Nur eine Woche nach deren Corona-Quarantäne gelang den Sandhäusern nach dem 2:1-Heimsieg gegen Aufstiegsfavorit Hamburger SV am vergangenen Sonntag mit einem 4:2 über Hannover 96 die nächste Überraschung. Die Schwarz-Weißen kletterten durch den dritten Sieg in Folge von Platz 17 auf 15 und haben nun deutlich bessere Chancen auf den Klassenerhalt, zumal sie zwei Spiele weniger als die drei dahinter platzierten Mannschaften ausgetragen haben.

Von Abstiegsangst keine Spur

Sandhausen, das inzwischen Platz 50 in der ewigen Zweitligatabelle belegt, stellte mit neun Punkten aus den letzten drei Partien einen neuen Vereinsrekord auf. Statt Abstiegsangst ist Optimismus und Selbstvertrauen angesagt. Torjäger Kevin Behrens, der gegen Hannover doppelt traf, blickt sehr zuversichtlich auf die nächsten Aufgaben: „Überragend, dass wir zuletzt sechs Punkte holten. Wir sind im Flow, der Teamgeist stimmt.“ Und Spielmacher Julius Biada fügt hinzu: „Der Sieg gegen den HSV hat uns unheimlich viel Kraft gegeben. In dieser Form müssen wir uns nicht verstecken.“

Aleksandr Zhirov ist ein wichtiger Stabilisator in der Sandhäuser Hintermannschaft

Den Ball flach halten

Doch Vereinspräsident Jürgen Machmeier warnt trotz aller aufkommenden Begeisterung vor einer zu großen Erwartungshaltung: „Wir haben noch gar nichts erreicht, auch wenn wir uns in eine deutlich bessere Situation gebracht haben. Diese Position wollen wir mit aller Gewalt halten.“ Auch der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca drückt etwas auf die Bremse: „Wir sind noch lange nicht am Ziel und stehen noch vor einigen harten Wochen, haben aber nun die Basis geschaffen und freuen uns auf die kommenden Spiele.“ Der SVS sollte auf alle Fälle den Ball weiter flach halten, kühlen Kopf bewahren und hochkonzentriert Spiel für Spiel angehen. Die aufkommende Euphorie kann sich bei ausbleibendem Erfolg schnell wieder ins Gegenteil wenden. Der Spagat zwischen Erfolg und Misserfolg ist in dieser unberechenbaren Liga nicht allzu groß.

Schweres Auswärtsprogramm

Das Restprogramm der Kurpfälzer hat es nämlich in sich: Von den fünf noch ausstehenden Begegnungen muss man vier Mal auswärts antreten und empfängt mit dem Tabellenvierzehnten Jahn Regensburg nur noch eine Mannschaft daheim. Die Auswärtsgegner Fürth, Kiel, Heidenheim und Bochum sind allesamt im vorderen Tabellendrittel beheimatet. Während die Sandhäuser Auswärtsbilanz mit nur einem Sieg noch sehr ausbaufähig ist, scheint das Abstiegsgespenst zumindest nicht mehr direkt im Hardtwald umher zu geistern. 28 ihrer insgesamt 31 Punkte holten sich die Schwarz-Weißen bereits in der heimischen Arena, was der fünfbeste Ligawert ist.

Gute Erinnerungen an die Kleeblätter

Nachdem die Kurpfälzer in dieser Saison in 13 Spielen erst einmal auswärts punkten konnten, soll nun ausgerechnet bei den Fürthern, die um den zweiten Aufstieg in die Bundesliga seit 2012 kämpfen, Zählbares mitgenommen werden. Der einzige Erfolg bei den Franken ist jedoch noch gar nicht lange her: Im Juni letzten Jahres machte der SVS am 30. Spieltag mit einem 2:1-Erfolg einen großen Schritt in die Richtung Klassenerhalt. Kevin Behrens und Julius Biada trafen für den SVS, während Daniel Keita-Ruel, der jetzt für die Sandhäuser stürmt, mit seinem Treffer für die Kleeblätter nur noch verkürzen konnte.

Das Auswechselkontingent voll ausschöpfen und Kräfte bündeln angesichts des engen Terminkalenders beim SVS

Aus einem Abstiegskandidaten wurde ein Aufstiegsaspirant

Der Abgang Keita-Ruels ist jedoch zugleich die größte Veränderung im Team von Trainer Stefan Leitl, der auf Konstanz und ein eingespieltes Team baut und aus einem Abstiegskandidaten einen Aufstiegsaspiranten geformt hat, der mit 57 Treffern die zweitmeisten hinter dem Hamburger SV erzielt hat. Regensburgs Trainer Selimbegovic bezeichnete die Franken im vergangenen Jahr gar als das spielstärkste Team der Liga. Kennzeichen für das Spiel der laufstarken Franken ist eine gute Passsicherheit im Bereich von 20 Metern vor dem gegnerischen Tor und ein aktives Stören in der gegnerischen Hälfte.

Fürth kassierte bereits vier Heimniederlagen

Die SpVgg schwächelte daheim bei bereits vier Niederlagen auf Platz 10 der Heimtabelle, stellt aber das auswärtsstärkste Team der Liga mit acht Siegen. Das eingespielte Team wird jedoch so nicht bestehen bleiben, denn bereits jetzt stehen die Abgänge zweier Leistungsträger fest: Spielmacher Sebastian Ernst wird zu Hannover 96 wechseln, und mit Linksverteidiger David Raum hat ein großes Talent bis 2025 bei der TSG Hoffenheim unterschrieben.

Gefahr kommt über die Außen

Raum konnte ebenso wie Mittelfeldspieler Anton Stach nicht nur zuletzt bei der U21-Nationalmannschaft überzeugen, sondern ist mit 14 Torvorlagen auch der stärkste Vorbereiter der 2. Liga. Mit den Außenverteidigern Raum und Marco Meyerhöfer stellen die Franken zwei der laufstärksten Spieler der Liga, die zusammen bereits zu 21 Toren die Vorlagen gaben. Die Torgefährlichkeit bei den Fürthern ist auf viele Schultern verteilt: Branimir Hrgota traf zwölf Mal, Havard Nielsen neun Mal, Julian Green acht Mal und Sebastian Ernst sieben Mal.

Gute Chancen als Außenseiter

SVS-Verteidiger Tim Kister lobt den neuen Teamgeist, der ihn hinsichtlich der nächsten Aufgaben zuversichtlich stimmt: „Inzwischen kämpft jeder für jeden. Wir sind auf einem guten Weg, den wir am Mittwoch in Fürth fortsetzen wollen.“ Auch wenn die Schwarz-Weißen im Frankenland als Außenseiter ins Spiel gehen, so kann womöglich das neu gewonnene Selbstvertrauen mit dem nötigen Quäntchen Glück ausschlaggebend für den Spielausgang sein. Fürth, das zu Hause längst keine Macht ist, steht nach der Niederlage zuletzt beim FC St. Pauli und nur drei Punkten vor dem Dritten HSV entsprechend unter Druck. Eine weitere Niederlage dürfen sich die Grün-Weißen auf keinen Fall leisten.

Fotos: Kraichgausport (2) und BWA (2)

Sandhäuser Mauer

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