Kann der SVS seine katastrophale Auswärtsbilanz verbessern?

Sandhausen gastiert nach der Schiele-Entlassung beim SC Paderborn

Die 2:3-Heimniederlage des SV Sandhausen gegen den Karlsruher SC nach einer 2:0-Pausenführung war der nächste Rückschlag in einer enttäuschenden Saison, doch erst die nächsten der noch 13 ausstehenden Zweitligaspiele werden den Weg der Kurpfälzer weisen. Ein Rückschlag zu viel für Michael Schiele, der nach nicht mal drei Monaten als SVS-Trainer von seinen Aufgaben entbunden wurde. Die zweite Trainerentlassung in einer Saison ist ein Novum in der Zweitliga-Geschichte des SV Sandhausen, für den interimsweise Ex-Profi Stefan Kulovits und Gerhard Kleppinger die Trainingseinheiten leiten und beim kommenden Spiel die Verantwortung tragen.

Abstiegsendspiele gegen die Nordlichter

Es folgen absolute Abstiegsendspiele gegen die norddeutschen Kellerkinder VfL Osnabrück, die nach sieben Niederlagen in Folge ebenfalls gerade ihren Trainer Marco Grote entlassen haben sowie Eintracht Braunschweig. Doch zunächst soll am Samstag um 13 Uhr in der Partie bei Bundesligaabsteiger SC Paderborn die katastrophale Auswärtsbilanz bei bisher einem Saisonsieg und neun Niederlagen verbessert werden. In diesen Spielen zu punkten für das große Ziel Klassenerhalt ist Pflicht, denn in den letzten sieben Partien der Saison warten fünf Mannschaften, die derzeit im ersten Tabellendrittel platziert sind.

Das Trainerduo Kulovits (re.) und Kleppinger, das in der Schiele-Nachfolge am Samstag in Paderborn die Sandhäuser Mannschaft coacht

Zum wiederholten Male Führung verspielt

Der SVS zeigte im Spiel gegen Karlsruhe nach einer Umstellung auf ein 4-2-3-1 System besonders in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit mehr als gute Ansätze im Offensivspiel, und die beiden Stürmer Kevin Behrens und Winterzugang Patrick Schmidt, die in der Regionalligasaison 2017/18 damals noch im Trikot des 1. FC Saarbrücken zusammen 38 Tore erzielten, harmonierten gut. Doch geradezu fatal, dass auch in dieser Partie und damit zum vierten Male in den letzten sechs Spielen eine Führung verspielt wurde und aus diesen vier Spielen nur ein Punkt heraussprang.

Defensive Anfälligkeit unverändert

Die Achillesferse diese Saison, die teuer zu stehen kommen kann, bleibt die defensive Anfälligkeit, die sich seit dem Trainerwechsel keineswegs gebessert hat: In acht Spielen unter Ex-Coach Uwe Koschinat kassierte der SVS 12 Gegentore, in 13 Spielen unter Michael Schiele 30 Gegentore. Behrens: „Ich kann das nicht erklären. Offenbar sind wir noch nicht so gefestigt, eine Führung über die Zeit zu bringen und fangen an zu zweifeln“.  Nach der Saison muss mehr denn je analysiert werden, doch momentan zählen mit dem aktuellen Kader nur Punkte, und für das Spiel am Samstag könnten zwei zuletzt angeschlagene und wichtige Offensivakteure, die wieder ins Training einstiegen, zurückkehren: Auf Seiten des SVS Julius Biada und bei Paderborn Sven Michel. Michel erlitt einen Muskelfaserriss beim DFB-Pokal-Aus seines Teams bei Borussia Dortmund, bei dem die Ostwestfalen dem BVB einen großen Kampf lieferten und erst nach der Verlängerung mit 2:3 ausschieden.

Abwehrspieler Kister (re.) und Duell mit Paderborns Antwi-Adjei

Paderborn im gesicherten Mittelfeld

Bei 27 Punkten auf dem Konto rangiert der SC Paderborn in der 2. Liga auf Platz 10 der Tabelle und verpasste zuletzt bei zahlreichen ausgelassenen Chancen einen Dreier im Spiel bei Hannover 96. Trainer Steffen Baumgart: „Die Jungs haben ein sehr intensives Spiel gemacht. Ich war zufrieden, was das nach vorne verteidigen oder das Zurückerobern der Bälle anging. Ich hätte nur gewünscht, dass wir uns belohnen“. Am Dienstag nach dem Spiel gegen Sandhausen bestreitet Paderborn noch das Nachhol-Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim, das zum ursprünglichen Termin wegen Schneefalls 75 Minuten vor dem Anpfiff abgesagt wurde.

Vertrauen in Trainer Baumgart

Die Laufbahn als Trainer der Ostwestfalen hält für Steffen Baumgart nun schon vier Jahre an, in denen dem charismatischen Coach mit seinem Team zwei Aufstiege von der 3. Liga bis in die Bundesliga gelangen, doch letztes Jahr führte der Weg wieder eine Liga runter ins Unterhaus. Baumgart praktiziert mit seinem Team weiterhin einen offensiven Spielstil im 4-3-3 System, dennoch stellt der SCP das laufschwächste Team der Liga mit 2.300 absolvierten Kilometern, der SVS das dritt-laufschwächste mit 2.350 und Fürth zum Vergleich das laufstärkste mit 2.455 Kilometern.

Unter den Top 25 bis 30 des deutschen Fußballs etablieren

Für den Neuanfang nach dem Bundesligaabstieg wurde eine leichte Verjüngungskur vollzogen, und von den Neuzugängen aus überwiegend unteren Ligen haben sich drei Akteure, von denen keiner über 23 Jahre alt ist, in den Fokus gespielt: Chris Führich wurde von der U23 von Borussia Dortmund ausgeliehen, Maximilian Thalhammer kam vom FC Ingolstadt und Ron Schallenberg kehrte nach seiner Leihe vom SC Verl zurück. Führich konnte bereits acht Tore erzielen, Dennis Srbeny sieben und Sven Michel drei. Die Abwehr hält der weiterhin unverzichtbare und mit viel Erstligaerfahrung ausgestattete 35-jährige Uwe Hünemeier zusammen. Die Ziele formulierte der Geschäftsführer Sport Fabian Wohlgemuth nach einer Berg- und Talfahrt in den vergangenen Jahren zurückhaltender: „Wir wollen uns in den Top 25 bis 30 des deutschen Fußballs etablieren“.

Mögliche Aufstellungen:

SC Paderborn: Zingerle – Ananou, Hünemeier, Schonlau, Collins – Schallenberg, Thalhammer, Vasiliadis – Führich, Srbeny, Antwi-Adjei (Michel)
SV Sandhausen: Kapino – Diekmeier, Röseler, Zhirov, Contento – Linsmayer, Bachmann – Schmidt, Biada (Halimi), Esswein - Behrens

Fotos: Kraichgausport

Sandhausens Patrick Schmidt (re.) zeigte gegen den KSC eine ansprechende Leistung und Paderborns engagierter Trainer Baumgart

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