Die 36 Profivereine der 1. und 2. Bundesliga fiebern in diesem Jahr ganz besonders dem Saisonende entgegen. Derzeit befinden sich alle Mannschaften pandemiebedingt in einem zweiwöchigen Quarantäne-Trainingslager, damit die noch auszutragenden Partien möglichst ohne Corona-Ausfälle termingerecht und reibungslos von statten gehen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat der kickenden Profizunft strenge und klare Vorschriften erlassen. Jetzt auf der Saisonzielgeraden darf nichts mehr passieren, am Pfingstwochenende soll die Saison 2020/21 beendet werden. So beherbergen derzeit auch Spieler, Trainer und Betreuerteam der TSG Hoffenheim nach den täglichen Trainingseinheiten im Dietmar Hopp-Sportpark in Zuzenhausen anschließend das Hotel Sinsheim unweit der PreZero-Arena an der A6, um sich für die Bundesligapartie des 33. Spieltages am Samstag um 15.30 Uhr bei Arminia Bielefeld geschützt und abgeschottet vorzubereiten. Damit in den zwei Wochen in der noblen Unterkunft direkt neben dem Auto & Technik-Museum kein Lagerkoller aufkommt, hat Trainer Sebastian Hoeneß schon im Vorfeld darauf bestanden, dass genügend Brett- und Gesellschaftsspiele vorhanden sind. Die Stimmung ist, wie zu hören ist, recht locker – die Anspannung nach dem feststehenden Klassenerhalt gelöst.
Kann Hoffenheim seine positive Serie weiter ausbauen?
TSG noch ohne Gegentor gegen Bielefeld
Im Gegensatz zu den Hoffenheimern, die seit dem 4:2-Heimsieg über den FC Schalke 04 am vergangenen Spieltag rechnerisch gesichert sind, kämpfen die Bielefelder noch um den Erstligaverbleib. Im Tabellenkeller ist in den noch ausstehenden zwei Spieltagen vieles möglich. Die Arminen stehen auf Relegationsplatz 16, punktgleich mit Werder Bremen auf Platz 15 und zwei Punkten Vorsprung vor dem 1. FC Köln auf einem direkten Abstiegsplatz. Selbst Augsburg auf Rang 14 ist bei nur zwei Punkten mehr auf dem Konto in Schlagweite der Ostwestfalen. Mit einem Heimsieg über die Hoffenheimer könnte das Team von Trainer Frank Kramer zum großen Befreiungsschlag ausholen. Dass dies nun ausgerechnet gegen die Kraichgauer erfolgen soll, ist rein statistisch kein leichtes Unterfangen. Zum einen ist die TSG seit fünf Bundesliga-Spielen ungeschlagen (zwei Siege, drei Remis), und zum anderen konnte man noch nie gegen die Kraichgauer gewinnen, geschweige denn einen Treffer erzielen. In den bisherigen drei Duellen hieß es am Ende 0:3, 0:2 und 0:0. Aus Sicht der Gastgeber wäre der Zeitpunkt, dieser Negativbilanz ein Ende zu bereiten, nie passender als aktuell.
Ex-Hoffe-Coach Kramer hat für Stabilität gesorgt
Für Trainer Kramer, der von Sommer 2011 bis März 2013 in Hoffenheim tätig war, wäre es zudem etwas Besonderes ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Verein zu punkten. Der 49-jährige gebürtige Memminger hat im vergangenen März die Nachfolge von Uwe Neuhaus angetreten und der Arminia zu neuer Stabilität verholfen. So blieb der Erstligaaufsteiger in vier der vergangenen fünf Partien jeweils ohne Gegentor. Während der DSC die letzten beiden Heimspiele gegen Schalke 04 und Freiburg gewinnen konnte, warten die Hoffenheimer seit sieben Spieltagen noch auf einen Auswärtssieg. Im bisherigen Saisonverlauf taten sich die Blau-Weißen besonders gegen die Aufsteiger schwer. Nach einem torlosen Remis im Hinspiel gegen die Bielefelder gab es auch gegen den zweiten Aufsteiger VfB Stuttgart nur einen Punkt zu ergattern.
Kramaric möchte Ibisevic-Rekord übertreffen
Hoffnung auf ein erfolgreiches Saisonende macht Torjäger Andrej Kramaric, der rechtzeitig zum Saisonendspurt wieder zu alter Torgefährlichkeit zurückgefunden hat. In den noch ausstehenden beiden Spielen kann er mit aktuell 18 erzielten Toren, den vereinsinternen Saisonrekord von Vedad Ibisevic aus der Saison 2008/09 noch übertreffen. Wie man den ehrgeizigen Kroaten kennt, wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um dieses Ziel zu erreichen.
Pentke ersetzt Baumann im Tor
Die Liste der Ausfälle ist lang: Neben den bekannten Langzeitverletzten Konstantinos Stafylidis, Ermin Bicakcic, Benjamin Hübner und Dennis Geiger, fehlen in den letzten beiden Saisonspielen Howard Nordtveit, Munas Dabbur, Chris Richards, Christoph Baumgartner und Oliver Baumann. Während sich Baumgartner im Training eine Verletzung im rechten Sprunggelenk zuzog, laboriert Baumann seit Wochen an einer Schambeinentzündung, die dringend Ruhe benötigt. „Da der Klassenerhalt sicher ist, haben wir uns gemeinsam entschieden, dass ich nicht mit in das vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager gehe, sondern eine Pause einlege, um die Probleme auszukurieren“, sagte Hoffenheims Nummer 1 in einem Vereinsinterview. Für ihn steht der erfahrene Philipp Pentke im Tor, auf der Bank wird als dessen Vertreter der junge Luca Philipp Platz nehmen.
Stuttgart und Freiburg sind in Reichweite
Auch wenn der Abstand zu den internationalen Rängen außer Reichweite ist, so könnte die Hoeneß-Truppe mit zwei Siegen über Bielefeld und Hertha BSC Berlin noch an den beiden baden-württembergischen Konkurrenten VfB Stuttgart und SC Freiburg vorbeiziehen. Beide haben ein anspruchsvolles Restprogramm zu absolvieren: Stuttgart muss an diesem Wochenende nach Mönchengladbach und empfängt am 34. Spieltag Bielefeld. Freiburg empfängt jetzt Meister FC Bayern und muss beim Saisonfinale bei den heimstarken Frankfurtern antreten. Rechnerisch, wer hätte das gedacht, ist im Kampf um die "baden-württembergische Meisterschaft" noch einiges möglich - am Ende könnte gar die Tordifferenz ausschlaggebend sein. Der Sprung in die obere Tabellenhälfte auf Platz 9 wäre in einer außergewöhnlichen, von Höhen und Tiefen geprägten Saison 2020/21 für die Hoffenheimer lediglich als kleiner Imagegewinn zu werten. Zu mehr aber auch nicht, dafür war das 13. Erstligajahr in der Summe am Ende aufgrund der bekannten Begleitumstände enttäuschend.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA