Kann Sandhausen bei kriselnden Sachsen nachlegen?

SVS gastiert bei Tabellenschlusslicht Dynamo Dresden

Zum letzten Auswärtsspiel der Hinrunde und des Jahres tritt der SV Sandhausen am Sonntag um 13.30 Uhr beim Tabellenschlusslicht Dynamo Dresden an. Eine Hinrunde, die noch zwei Spiele andauert und in welcher der SVS nach einer Durststrecke von sieben Spielen überraschenderweise in den letzten drei Spielen gegen Teams aus dem oberen Drittel sieben Punkte einfuhr. Mit bereits 21 Punkten auf dem Konto sind die Kurpfälzer als Tabellensiebter auf einem guten Weg.

Bouhaddouz erweist sich als Glücksgriff

Eng verknüpft ist der Aufschwung sicher mit dem 32-jährigen Stürmer Bouhaddouz, der nach einem enttäuschenden Jahr in der Ersten Saudi-Arabischen Liga zum zweiten Mal in Sandhausen anheuerte und ein unerwartet starkes Comeback feiert. Das Ganze erst seit dem 6. Spieltag, da er zuvor noch verletzungsbedingt passen musste. Der marokkanische Nationalspieler traf nicht nur in den letzten vier Heimspielen in Folge, sondern erwies sich auch als wichtige Unterstützung für Sturmpartner Behrens und war somit an sieben der letzten zehn Sandhäuser Tore beteiligt. Auch Bielefelds Torjäger Klos lobte die beiden Stürmer auf unkonventionelle Weise: „Die beiden Ochsen vorne drin sind schwer zu verteidigen.“

SVS-Stürmer Kevin Behrens (re.) beim flanken

Großer Kampfeswille und unglaubliche Gier

Sowohl beim Sieg gegen Fürth wie auch der Überraschung gegen die finanziell mit ganz anderen Möglichkeiten ausgestatteten Stuttgarter gab es Phasen, in der die Gegner dem SVS spielerisch überlegen waren. Doch das Koschinat-Team zeichnet momentan ein großer Kampfeswillen und die unglaubliche Gier, das Tor zu verteidigen, wie es Präsident Machmeier ausdrückte, aus, was auch weiterhin der Weg zum Erfolg sein muss. Koschinat: „Die Mannschaft arbeitet sehr gut zusammen, und es gibt immer wieder Phasen, in denen unsere Außenverteidiger schnell hinter die Abwehrkette kommen und in denen Flanken gefährlich werden, weil wir große Strafraumpräsenz haben.“  

Fraisl und Paurevic bärenstark

Kam ein Ball durch, war Torhüter Fraisl, der Schuhen bereits hat vergessen lassen, mehrfach mit starken Reflexen zur Stelle. Zudem konnte Paurevic die Ausfälle von Zenga und Frey im defensiven Mittelfeld zu seinen Gunsten nutzen und zuletzt zweimal als zweikampfstarker Stabilisator glänzen. In Dresden muss Trainer Koschinat jetzt auf Linksverteidiger Paqarada, der zusammen mit Behrens bei jeweils drei Torvorlagen der stärkste Vorbereiter ist, wegen einer Gelbsperre verzichten. Dieckmann könnte nach überstandener Verletzung auf der Position zu seinem Debüt in dieser Saison kommen.

Emanuel Taffertshofer (re.) setzt sich gegen Patrick Möschl durch

Dresden beendet die Zusammenarbeit mit Trainer Fiel

Die Chancen, den Höhenflug in der sächsischen Landeshauptstadt beim krisengeschüttelten Tabellenletzten fortzusetzen, scheinen für den SVS gar nicht so schlecht zu stehen. Doch die drei Saisonsiege fuhr Dynamo Dresden im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion ein, wo eine Unterstützung von über 20.000 frenetischen Fans gewiss ist. Die Geduld der Fans wurde jedoch bei sieben Niederlagen in den letzten acht Spielen gegen fast ausschließlich Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte auf eine harte Probe gestellt. Der Verein reagierte auf die Talfahrt und hat sich am vergangenen Montag von Trainer Cristian Fiel, der seit Februar diesen Jahres im Amt war, getrennt. Auch Co-Trainer Mölzl wurden von seinen Aufgaben entbunden. Ungenauigkeiten in allen Mannschaftsteilen prägten das Spiel gegen Kiel, was Fiel zu dem Kommentar veranlasste: „Es war ein komplettes Versagen unserer Mannschaft. So wie wir heute gespielt haben, wirst du keinen Punkt mehr holen.“

Scholz übernimmt als Interimstrainer

Als Nachfolger wurde Heiko Scholz als Interimstrainer von Wacker Nordhausen verpflichtet. „Er wird die Mannschaft betreuen, bis wir eine Entscheidung zur Neubesetzung des Cheftrainerpostens getroffen haben", ließ Geschäftsführer Minge verlauten. Als Co-Trainer wird U-19-Trainer Weiße installiert. Scholz wechselte bereits als Zwölfjähriger in die Nachwuchsschule von Dynamo und spielte später von 1990 bis 1992 für die Profis der Dresdner. Der 53-jährige Scholz soll - ausgestattet mit einem Vertrag bis 2021 – auch unter dem neuen Cheftrainer Teil des Trainerstabs bleiben.

Wacklige Defensive

Die Sachsen verkauften sich oftmals teuer und schieden im DFB-Pokal erst im Elfmeterschießen bei Hertha BSC Berlin aus oder verloren in der Liga erst in der Nachspielzeit beim Hamburger SV. Doch bei 28 Gegentoren zeigt man sich insgesamt zu anfällig im 3-5-2 System. Pech hierbei, dass Eckpfeiler wie Abwehrrecke Hartmann oder Ebert verletzungsbedingt ausfallen. Doch auf die Stürmer wie den schnellen Senegalesen Koné, der mit sechs Toren die interne Torschützenliste anführt und auch letzte Saison beim 3:1-Heimsieg über den SV Sandhausen traf oder den schwedischen Neuzugang Jeremejeff gilt es aufzupassen. Es ist mit kämpferischen und weniger die spielerische Lösung wie Stuttgart suchende Sachsen zu rechnen, die einiges gutzumachen haben.

Erinnerungen an alte, glorreiche Zeiten

„Wir haben einen Traum“ lautet ein Claim bei Dynamo, in dem daran erinnert wird, wer man ist, wer man sein will und wohin der Weg führen soll. Ein Ziel lautet 100 Europapokalspiele, von dem man nur zwei Spiele aus glorreichen Zeiten entfernt ist, in denen Dynamo insgesamt acht Meisterschaften in der ehemaligen DDR errang. Nach der Wiedervereinigung spielte die Mannschaft von 1991 bis 1995 in der Bundesliga, doch der erste große und schwere Schritt zu besseren Zeiten muss der Klassenerhalt in der 2. Liga sein.

Fotos: Kraichgaufoto

Alexandr Zhirov (re.) gegen Lucas Röser, Erich Berko (li.) gegen die beiden Sandhäuser Dennis Diekmeier und Tim Kister, Kevin Behrens (re.) gegen Dzenis Burnic, und Trifft SVS-Stürmer Aziz Bouhaddouz auch in Dresden?

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