Der als Abstiegskandidat gehandelte SV Sandhausen überrascht weiterhin die Konkurrenz und entwickelt sich immer mehr als Dorfverein zum Stolperstein für die Großen in der Zweiten Liga. 20 Treffer dokumentieren, dass Trainer Kenan Kocak sein Team deutlich offensiver spielen lässt als Vorgänger Alois Schwartz. Der 3:1-Derby-Sieg beim KSC – der Erste im Wildpark überhaupt für die Nordbadener – ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Mannschaft inzwischen schnell stabilisiert hat und sich von den Tabellenniederungen immer mehr entfernt. Nach dem 3:2 Heimerfolg gegen 1860 München legte der SVS in Karlsruhe noch eine Schippe drauf und drehte zum zweiten Mal in Folge einen Rückstand in einen Sieg, dem ersten Saison-Auswärtserfolg.
Kocak war zu Recht stolz auf seine Jungs: „Meine Mannschaft war in der zweiten Halbzeit präsenter, giftiger, galliger und mit einem guten Pass- und Positionsspiel“.
Die bisherige Bilanz mit vier Siegen, drei Unentschieden und einer Niederlage erinnert an die vergangene, beeindruckende Hinrunde, als die Nordbadener lange die Liga aufmischten und erst nach der Winterpause etwas einbrachen und auf Platz 13 abrutschten.
Der SVS kann sich mit einem Heimsieg tabellarisch vor Berlin setzen
Es kann am Sonntag (Beginn 13:30 Uhr) zu einer sehr richtungsweisenden Heimpartie des 14. Zweitliga-Spieltag gegen den 1. FC Union Berlin kommen. Dem Sieger winkt der Anschluss an das obere Tabellendrittel. Während die Hauptstädter, als aktuell Sechster mit 22 Punkten und zwei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz, bereits vor der Saison zu den Aufstiegskandidaten zählten, spielt der SVS im Herbst eine seiner stärksten Vorrunden seit der Zweitligazugehörigkeit. Die Kurpfälzer weisen nach 13 absolvierten Partien – wie in der Vorsaison – 19 Punkte auf und können in den noch ausstehenden drei Hinrunden-Partien die Hälfte der magischen 40 Punktemarke, die normalerweise zum Klassenerhalt reicht, überschreiten.
Als Neunter können sie, bei drei Punkte Rückstand zu Platz vier und fünf zu Platz drei, mit einem Heimerfolg sich tabellarisch vor die Berliner setzen.
Ball flach halten vor dem schwierigen Restprogramm
Doch am Hardtwald ist man klug genug, den Ball flach zu halten und keine übertriebene Euphorie aufkommen zu lassen. Wohlwissend, dass es aufgrund des schwierigen Restprogramms bis zum Jahresende auch sehr schnell wieder nach unten gehen kann.
Nach dem Heimspiel gegen Berlin folgt das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg mit dem besonderen Duell gegen den ehemaligen SVS-Coach Schwartz, danach gastiert der starke Aufsteiger aus Würzburg am Hardtwald, bevor es im letzten Spiel des Jahres zu Hannover 96 geht. Auch wenn die Sandhäuser Mannschaft derzeit einen sehr gefestigten Eindruck hinterlässt, bremst Präsident Jürgen Machmeier die Erwartungshaltungen, indem er humorvoll darauf hinweist, dass „der SVS ein Topfavorit auf den Klassenerhalt ist“.
Aufsteigende Form bei den Stürmern Wooten und Höler
Ein Garant für den Erfolg ist das neue Sturmduo Andrew Wooten und Lucas Höler, das sich zuletzt von Spiel zu Spiel steigerte. Während Wooten in Karlsruhe seine Saisontreffer sechs und sieben erzielte, netzte Höler zum vierten Mal ein, wobei sein fünftes Saisontor keine Anerkennung fand: Erwiesenermaßen war der Ball beim nicht gegebenen Treffer mit vollem Umfang hinter der Torlinie.
In der Abwehr sind Daniel Gordon und Philipp Klingmann, deren Dienste beim KSC nicht mehr gefragt waren, wichtige Leistungsträger. Aufgrund seiner zuletzt kassierten fünften Gelben Karte muss Klingmann jedoch am Sonntag das Spiel von der Tribüne aus verfolgen.
Fehlen dürfte auch Stammtorhüter Marco Knaller, der unter Rückenbeschwerden leidet.
Union ist etwas aus der Spur geraten
Gegner Union Berlin, der nach zehn Spieltagen noch auf dem zweiten Tabellenplatz zu finden war, konnte mit Glück die dritte Niederlage in Folge abwenden. Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal bei Borussia Dortmund (0:3 im Elfmeterschießen) erlitt die Mannschaft des neuen Trainer Jens Keller einen leichten Knacks. Seitdem gab in der Zweiten Liga zwei 0:1-Niederlagen und ein 1:1 Remis im Spitzenduell gegen den VfB Stuttgart. Besonders von den starken Union-Angreifer Collin Quaner und Steven Skrzybski, die zusammen bereits 13mal trafen, sowie Mittelfeldmotor Damir Kreilach (vier Saisontore) geht reichlich Torgefahr aus.
Positive Bilanz gegen die Hauptstädter
Für Statistikfreunde: Gegen keinen anderen Zweitligisten hat der SVS zu Hause eine bessere Bilanz als gegen Union Berlin (drei Siege, ein Unentschieden) aufzuweisen. Union gewann nur eines der letzten vier Spiele, am 10. Spieltag beim 3:1 in Aue. Sandhausen gewann drei der letzten vier Spiele und verlor nur eines der letzten acht Partien beim 0:1 am 11. Spieltag in Bielefeld.
Foto: Uwe Schmidt