Auch am 23. Zweitligaspieltag konnte der SV Sandhausen seinen Negativlauf nicht stoppen und verlor am heimischen Hardtwald im Nordbaden-Derby gegen den Karlsruher SC verdient mit 0:2. Die Treffer für die Gäste erzielten vor 8.469 Zuschauern Gondorf (12.) und Ben-Hatira (22.). Der Abstand der Kurpfälzer als Tabellenelfter hat sich nach der achten Saisonniederlage auf nur noch drei Zähler zum Relegationsplatz 16, den der Karlsruher SC innehat, verkürzt. Nur vier von möglichen 18 Punkten in der Rückrunde sind enttäuschend, zumal die Mannschaft gegenüber den Spielen in der Hinrunde in allen Bereichen nicht wiederzuerkennen ist.
Katerstimmung und Abstiegskampf am Hardtwald
Systemumstellung ohne Erfolg
Nach drei Niederlagen in Serie hatte SVS-Coach Koschinat nicht nur sein Team gegenüber dem letzten Spiel in Darmstadt auf sechs Positionen verändert, sondern auch die Grundformation vom gewohnten 4-4-2-System mit Raute in eine 4-2-3-1-Ausrichtung verändert. Die Gäste, die seit acht Spieltagen nicht mehr gewonnen hatten, diktierten von Beginn an das Geschehen und drängten den Gegner tief in dessen Hälfte.
Gondorf und Ben-Hatira bringen den KSC auf die Siegerstraße
Nachdem nach zehn Minuten Marvin Wanitzek mit einem Flachschuss das SVS-Tor nur knapp verfehlte, machte es wenig später sein Mitspieler Jérôme Gondorf besser, als er eine Hereingabe von Änis Ben-Hatira völlig freistehend im Fünfmeterraum einköpfte (13.). Nicht nur in dieser Szene wirkte die Sandhäuser Hintermannschaft völlig unorientiert und fehlerlastig. Der KSC machte weiter Druck und hatte ein deutliches spielerisches Übergewicht. Nach einem überflüssigen Abspielfehler im Spielaufbau landete der Ball bei Wanitzek, der auf Ben-Hatira weiterleitete und dieser mit einem Flachschuss in die untere rechte Ecke zum 2:0 trifft (22.). Die stimmgewaltigen KSC-Fans waren nun aus dem Häuschen und machten mächtig Stimmung. Die völlig von der Rolle wirkenden Sandhäuser hatten in der 38. Minute ihre erste erwähnenswerte Torchance durch Dennis Diekmeier, dessen Flachschuss aus spitzem Winkel KSC-Keeper Benjamin Uphoff mit den Fingerspitzen noch um den Pfosten lenken konnte.
Pfiffe für schwache Vorstellung in Hälfte 1
Auf dem Weg zur Halbzeitpause ernteten die Schwarz-Weißen für ihre schwache Vorstellung vereinzelte Pfiffe von den Rängen. Kapitän Diekmeier sagte nach der Partie in der Mixed-Zone rückblickend auf die erste Hälfte: „Das war viel zu wenig von uns, gerade in der Anfangsphase. Wir haben erst nach dem 0:2 angefangen, Fußball zu spielen. Das ist bitter. Wir hatten dann noch Möglichkeiten, aber es war letztlich schon zu spät.“
SVS ohne jegliche Durchschlagskraft
In den zweiten 45 Minuten verändert Koschinat seine Ausrichtung und ließ mit einem 4-4-2-System mit Doppelsechs, zwei offensiven Außenspielern und zwei Angreifern weiterspielen. Auch wenn das Spiel der Sandhäuser nun etwas gefälliger wirkte, so blieben klare Tormöglichkeiten Mangelware. Nachdem in der 57. Minute Julius Biada in KSC-Keeper Uphoff seinen Meister fand, konnte sich SVS-Torhüter Martin Fraisl bei einem Flachschuss von Philipp Hofmann auszeichnen (59.). Bis auf eine weitere vergebene Kopfballmöglichkeit von Stürmer Kevin Behrens (70.) gelang es den Gastgebern nicht, mit einem Anschlusstreffer die Partie nochmals spannend zu gestalten. Meist fehlte es an der nötigen Konzentration und Durchschlagskraft. Am Ende blieb es am Faschingssonntag bei der enttäuschenden 0:2-Heimniederlage.
Aktuelle Situation sollte allen bewusst sein
Bei den Kurpfälzern sollten nach dieser schwachen und leidenschaftslosen Vorstellung und der Tatsache, dass man im Februar bei allen vier Niederlagen nicht einen Treffer erzielen konnte, die Alarmglocken läuten. Allen sollte bewusste sein, dass man jetzt mitten im Abstiegskampf steckt und nicht mehr auf ein beruhigendes Punktepolster zu den Tabellenniederungen verweisen kann. Am kommenden Sonntag, den 1. März gastiert der SVS in einem weiteren Kellerduell um 13.30 Uhr beim Tabellendreizehnten und nur um einen Punkt schlechteren VfL Bochum.
„Jetzt beginnt das alljährliche Spiel von vorne“
BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, regelmäßiger Besucher am Hardtwald, sagte nach dem Abpfiff gegenüber bwa-sport.de: „Natürlich wünsche ich sowohl Sandhausen als auch Karlsruhe nicht, dass sie so richtig in den Abstiegsstrudel rein kommen. Nach der erneuten Heimniederlage ist Sandhausen unterm Strich jetzt komplett dabei. Damit beginnt jetzt das alljährliche Spiel von vorne. Wenn man noch auf den Saisonbeginn blickt, sah es so aus, als wenn Karlsruhe und Sandhausen völlig souverän durch die Liga spazieren und nichts mit dem Abstieg zu tun haben würden. In einer ausgeglichenen Liga ist man bei drei bis vier Siegen am Stück wieder vermeintlich weg, aber umgekehrt geht es genauso schnell. Der KSC hat heute gewusst, um was es ging und hat durch konsequenteres Zweikampfverhalten und schnelles Umschaltspiel nach vorne deutlich mehr bewegt.“
„Spielten in der ersten Hälfte wie ein Absteiger“
SVS-Geschäftsführer Volker Piegsa appellierte, den Ernst der Lage sich schnell zu verinnerlichen: „In der ersten Halbzeit war es von unserer Seite aus einfach viel zu wenig. Da haben wir gespielt wie ein Absteiger. Es fehlt derzeit der Biss, die Mannschaft ist nicht wach, es muss an der Einstellung gearbeitet werden. Wir haben vier von möglichen 18 Punkten in der Rückrunde geholt, das ist eindeutig zu wenig. Wenn jetzt nicht auch die Letzten hier aufwachen, wird es für uns noch mal ganz ungemütlich.“
Statistik:
SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Kister, Zhirov, Paqarada – Frey, Linsmayer – Gislason (46. Bouhaddouz), Biada (64. Türpitz), Engels (64. Scheu) – Behrens
Karlsruher SC: Uphoff – Stiefler, Gordon, Kobald, Carlson – Groiß – Gondorf, Wanitzek – Camoglu (74. Röser), Ben-Hatira (88. Grozurek) – Hofmann (83. Gueye)
Tore: 0:1 Gondorf (12.), 0:2 Ben-Hatira (22.)
Schiedsrichter: Martin Petersen
Zuschauer: 8.469
Fotos: Fussball Media