Klassenerhalt und Personalplanungen geniesen höchste Priorität

Hoffenheims aktuelle Situation

Nur noch 22 Tage, dann geht die achte Erstligasaison der TSG Hoffenheim zu Ende. Eine Saison, die seit dem ersten Spieltag im Zeichen des Abstiegskampfs steht und in der gleich drei Trainer (Markus Gisdol, Huub Stevens und Julian Nagelsmann) in der sportlichen Verantwortung standen. Namhafte, erfahrende Profis kamen mit hohen Erwartungen, die sie nur teilweise erfüllen konnten. Junge, entwicklungsfähige Eigengewächse, die kaum einer auf dem Radar hatte, haben sich in der zweiten Hälfte der Rückrunde in den Vordergrund gespielt.

Im Bundesligadorf wird das Licht nicht ausgehen

Als im Kraichgauer in der Winterpause symbolisch die rote Laterne des Tabellenletzten leuchtete, glaubte man bundesweit, dass im Bundesligadorf in Kürze die Lichter ausgingen. So manch einer phi­lo­so­phie­rte schon über Zweitligaderbys gegen den Karlsruher SC, SV Sandhausen und 1. FC Kaiserslautern, setze keine Cent auf den Klassenerhalt. Die Spielweise unter Ex-Coach Stevens machte zudem wenig Hoffnung auf Besserung.

Klettertour unter Nagelsmann

Seit der junge Nagelsmann, Favorit für den Titel „Trainer der Rückrunde“, das Himmelfahrtskommando vor zehn Wochen an der Elsenz übernommen hat, ging es steil nach oben. 20 Punkte in zehn Spielen, drittbester Liga-Wert hinter Dortmund und Bayern. Angesichts der noch offenen Abstiegsfrage, ist die Klettertour von Platz 18 auf 13 immer noch eine Bestandsaufnahme. Dennoch ist die Zahl derer, die fest an den Ligaverbleib glauben, in den letzten Wochen sprunghaft angestiegen. Die Art und Weise, wie sich die Nagelsmänner dem Abstiegskampf stellen, wie engagiert und spielerisch sie zu Werke gehen, imponiert.

Qualitativ hochwertigster Abstiegskampf

Es ist der qualitativ hochwertigste, kniffligste und spannendste Überlebenskampf seit Gründung der Bundesliga 1963/64. Mit Köln, Darmstadt, Hamburg, Hoffenheim, Augsburg, Stuttgart, Bremen und Frankfurt drohen gleich acht Vereinen, nach dem wohl ersten Absteiger Hannover, der bittere Gang in die Zweitklassigkeit. Sollte am Main kein fußballerisches Wunder mehr passieren, dürfte die Eintracht höchstwahrscheinlich den Niedersachsen folgen. Relegationsplatz 16, und damit höchstwahrscheinlicher Gegner von Zweitligist 1. FC Nürnberg, wird hart umkämpft. In der vergangenen Saison hatte der Hamburger SV, der sich glücklich über die Relegation gegen den KSC durchsetzte, zu diesem Zeitpunkt 28 Punkte – Bremen als aktuell 16ter bringt es vor dem 31. Spieltag auf 31 Punkte.

Manager Rosen liebt keine Rechnereien und plant für die neue Saison

1899-Manager Alexander Rosen hält von Rechnereien wenig: „Wir schauen nicht auf die Konkurrenten sondern machen in den restlichen vier Spielen einfach mit der gleichen Bereitschaft und Zuversicht weiter.“
Je früher der Klassenerhalt fest steht, desto gezielter kann Rosen seine Kaderplanungen vorantreiben. Gegenüber bwa-sport.de verriet er, bereits inmitten der Planungen zu stecken. Mit Tobias Strobl (geht nach Mönchengladbach) steht der erste Abgang bereits fest. Zudem laufen die Verträge von Jens Grahl, Alexander Stolz, Kai Herdling und Kevin Kuranyi aus. Diese vier Personalien werden mit Sicherheit unabhängig von der Spielklasse behandelt werden. Den ausgeliehenen Stürmer Andrej Kramaric, vom bevorstehenden, ungekürten englischen Überraschungsmeister Leicester City, möchte man unter allen Umständen gerne halten. Dazu Manager Alexander Rosen: „Andrej ist ein Topspieler im Offensivbereich, den wir unbedingt halten wollen.“ (mehr dazu in unserem Bericht vom 17. April über Kramaric). Aller Voraussicht nach kehren zudem die ausgeliehenen Janik Haberer (VfL Bochum) und Marvin Schwäbe (VfL Osnarbrück) zur TSG zurück.

Große Fragezeichen hinter Volland und Süle

Eine nicht weniger schwere Aufgabe dürfte es sein, die national und international heiß begehrten Leistungsträger Kevin Volland und Niklas Süle zum Bleiben zu überzeugen. Beiden bietet sich die Chance bei großen Vereinen sich über regelmäßige internationale Einsätze  verstärkt für die A-Nationalmannschaft zu empfehlen. Trotz bestehender Verträge müssen die Hoffenheimer Verantwortlichen gute Argumente finden, um beide zum weiteren Bleiben zu überreden.

Nachwuchstalente stehen weiter hoch im Kurs

Da sowohl Rosen als auch Nagelsmann ihre Wurzeln im Achtzehn99-Nachwuchsleistungszentrum haben, dürften Philipp Ochs, Nadiem Amiri und Jeremy Toljan weiterhin zum Stammpersonal gehören. Mit Russell Canouse und Baris Atik kann man auf weitere, hoffnungsvolle Talente zurückgreifen. Beide schnupperten schon ein wenig Bundesligaluft, zuletzt in der Heimkabine bei der Siegesfeier nach dem Hertha-Spiel.   

Foto: Kraichgaufoto

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