Kocak´s Ziel sind drei Auswärtspunkte bei Aufstiegskandidat Union Berlin

Sandhausen reist selbstbewusst in die Bundeshauptstadt

Den Klassenerhalt endgültig klarmachen könnte der SV Sandhausen mit einem Überraschungserfolg am 31. Spieltag beim Tabellenvierten 1. FC Union Berlin (Freitag um 18:30 Uhr). Mit dem verdienten 4:0-Erfolg im Derby gegen den Karlsruher SC haben die Kurpfälzer nicht nur die schwarze Serie von zehn sieglosen Spielen beendet, sondern stehen jetzt auch fünf Punkte vor dem 16. Aue bei 38 Punkten, welche in den letzten elf Jahren immer zum Ligaverbleib gereicht haben – allerdings geht es im Tabellenkeller eng wie lange nicht zu. Man hörte die Zentnerlasten, die SVS-Präsident Jürgen Machmeier von den Schultern fielen: „Die Erleichterung ist riesengroß, und die Jungs haben einem enormen Druck standgehalten. Es gilt jetzt, weiter zu machen und in den restlichen vier Partien gut abzuschneiden“.

Kann SVS-Stürmer Richard Sukuta-Pasu (li.) auch in Berlin für reichlich Torgefahr sorgen?

Kann Sukuta-Pasu auch in Berlin seine Torgefahr unter Beweis stellen?

Ebenfalls erleichtert zeigte sich natürlich der nach dem Derby von den Fans gefeierte Trainer Kenan Kocak, der auch ein Sonderlob für Matchwinner Richard Sukuta-Pasu übrig hatte „Richie ist robust, kann die Bälle festmachen und ist schnell und dynamisch“. Der in dieser Saison oftmals als Joker eingesetzte Sukuta-Pasu konnte den Ausfall des Gelb-gesperrten Lucas Höler gegen Karlsruhe mehr als kompensieren und zeigte zum wiederholten Male eine bärenstarke Leistung im SVS-Dress, indem er wie bei der Pokalsensation beim SC Freiburg an drei Toren beteiligt war. Im Lager des SVS hofft man nun, dass der "Held vom KSC-Spiel" auch in Berlin seine Torgefahr unter Beweis stellen und mit Toren für sein Team glänzen kann.

Klingmann und Linsmayer fehlen Gelbgesperrt

Viel zu kritisieren gab es vom SVS-Coach nach dem befreienden Sieg gegen den KSC nicht: „Die Spieler haben mir mit ihrer Leistung gegen den KSC wenig Argumente geliefert, etwas zu ändern.“ Höler wird genauso wie Tim Kister wieder eine Option darstellen, doch stattdessen fallen jetzt mit Philipp Klingmann und Denis Linsmayer zwei für die Defensive wichtige Akteure bei den offensivstarken Hauptstädtern wegen Gelbsperren aus. Marco Thiede wurde gegen den KSC als Rechtsverteidiger für Klingmann eingewechselt und bewies mehr als deutlich, dass auf den Mann mit dem großen Kämpferherzen Verlass ist. Thiede genießt das volle Vertrauen des Trainers: „Marco ist ein Vorbild für jeden Fußball-Profi, sowohl auf, als auch neben dem Platz. Selbst in Phasen, in denen es mal nicht so gut läuft, verhält er sich stets professionell und gibt jeden Tag Vollgas. Seine Leistung gegen Karlsruhe hat mich sehr gefreut. Er ist ein Krieger!“
Ebenso zeichneten sich die im Mittelfeld starken Thomas Pledl und Manuel Stiefler für den deutlichen Derbysieg verantwortlich. „Wir sind noch nicht durch, aber die Erleichterung ist riesig“ sagte Stiefler nach dem Spiel und hatte dabei sicher auch das Restprogramm mit den Spielen in Berlin und Würzburg sowie am Hardtwald gegen Nürnberg und zum Abschluss Hannover im Blick.

Die SVS-Fans feiern den Derbysieg. In Berlin wird es am Freitagabend um ein Vielfaches schwerer werden.

SVS weiter ohne Gordon, Paqarada wieder im Training

Verzichten müssen die Kurpfälzer weiterhin auf Daniel Gordon. Der Innenverteidiger, der sich im Auswärtsspiel gegen 1860 München im Zweikampf am Rücken verletzte, musste bereits letzten Sonntag pausieren. Ein Einsatz gegen Berlin komme für ihn noch zu früh, so Kocak. „Wir gehen aber davon aus, dass er in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen kann.“ Der zuletzt angeschlagene Linksverteidiger Leart Paqarada konnte am Mittwoch wieder mit der Mannschaft trainieren. Mittelfeldspieler Taner Yalcin trainiert seit Beginn der Woche wieder individuell mit dem Ball.

Union als Tabellenvierter weiter im Aufstiegsrennen

Noch nicht klar ist auch, in welcher Liga Union Berlin nächste Saison spielt, denn im Kampf um den Aufstieg geht es genauso eng wie im Kampf gegen den Abstieg zu. Mit sechs Siegen in Folge stürmte das Aufsteigerteam von Trainer Jens Keller nach 25. Spieltagen  an die Tabellenspitze, doch durch drei Niederlagen in den letzten fünf Spielen rutschten die Hauptstädter wieder auf Platz vier ab. Das jüngste 1:3 im Spitzenspiel beim VfB Stuttgart, die im Gegensatz zu Union wegen des hohen Budgets zum Aufsteigen geradezu verdammt sind, warf die Berliner zwar wieder drei Punkte hinter den Dritten Hannover 96 zurück, doch gegen den SVS will man die Aufstiegschance wahren.
Zwei Jahre nach dem Ende seines Engagements beim FC Schalke 04 schreibt Keller als Trainer seit dieser Saison die Erfolgsgeschichte bei den Köpenickern, die nur den Abgang von Torjäger Bobby Wood zum HSV kompensieren mussten, weiter. Für den Kultklub im Stadion „An der Alten Försterei“, wo auch das alljährliche, bekannte Weihnachtssingen stattfindet, war der größte Erfolg sicher die Qualifikation für den UEFA-Pokal 2001/02, welcher durch die DFB-Pokalfinalteilnahme 2001 gesichert wurde. Das Finale wurde gegen Schalke verloren, doch die Königsblauen waren bereits für die Champions League qualifiziert.

Mit neuem Selbstvertrauen gegen Berlins Offensivpower

Geballte Offensivpower wird den SVS im mit 650 Kilometer weitest entferntesten Auswärtsspiel erwarten: Mittelfeldspieler Damir Kreilach sowie Flügelstürmer Steven Skrzybski stehen jeweils bei acht Saisontoren, und der von den Queens Park Rangers in der Winterpause zurückgeholte Sebastian Polter traf in 13 Spielen sechs Mal. Fünf Mal für „Eisern Union“ traf Philipp Hosiner, der in der Saison 2009/10 für den SV Sandhausen spielte, dort aber auf keinen alten Mannschaftskollegen mehr treffen wird. Abwehrchef ist der bereits von Bundesligisten umworbene Toni Leistner.

Der Druck liegt beim Gegner

Für Kocak liegt der Druck bei den „Eisernen“: „Wir wissen genau, was auf uns zukommt. Union ist eine Mannschaft mit extrem hoher Qualität. Uns ist bewusst, dass das ein sehr schweres Spiel vor ausverkauftem Haus sein wird. Trotzdem werden wir unsere Chancen suchen, dafür muss aber alles passen. Wir haben ausreichend Qualität und müssen uns auf keinen Fall verstecken. Union muss gewinnen, für sie ist jedes Spiel ein Endspiel und einen Punktverlust gegen Sandhausen kann man sich da nicht erlauben. Wir haben jetzt noch vier Spiele und die wollen wir erfolgreich gestalten, angefangen mit dem Auswärtsspiel am Freitag. Mein Ziel ist gegen Union zu gewinnen.“  Das 4:0 gegen Karlsruhe dürfte hierfür das nötige Selbstvertrauen gebracht haben.

Fotos: BWA und Uwe Schmidt

Artikel teilen

WERBUNG