Der SV Sandhausen hat seine Negativserie in der zweiten Fußball-Bundesliga beendet und mit einem knappen, aber verdienten Heimerfolg über die abstiegsgefährdete Düsseldorfer Fortuna, wieder Ruhe einkehren lassen. Für den Erfolg über die Rheinländer gab es mehrere Garanten. Angefangen beim wie immer starken Rückhalt Marco Knaller, der kurz nach der Pause mit einer Glanzparade beim Kopfball von Oliver Fink den Rückstand verhinderte. Seinen Stammplatz im Mittelfeld hatte Dauerläufer Marco Thiede verloren – umso eindrucksvoller nutzte er seine Chance auf einer anderen Position bedingt durch Philipp Klingmanns Gelbrot-Sperre: „Bisher fühle ich mich als Rechtsverteidiger sehr wohl. Grundsätzlich will ich auf dem Platz stehen – wo das dann letztendlich ist, ist mir egal“ so Thiede. Jedenfalls hielt er im zweiten Spiel in Folge seine Seite dicht und lieferte gute Pässe für den Spielaufbau. Die beiden einzigen gefährlichen Düsseldorfer Aktionen resultierten aus Standardsituationen.
Nach einer Stunde riss der SVS das Ruder an sich, schnürte die Düsseldorfer in die eigene Hälfte ein, und Vize-Kapitän Denis Linsmayer sorgte für den umjubelten und kuriosen Treffer des Tages. Er selbst konnte sich einen Scherz auch nicht verkneifen: „Beim 1:0 habe ich meine Kopfballstärke extrem gut ausgespielt. Nein, Spaß beiseite. In der Situation war ich im 16er und habe einfach spekuliert, dass Rensing den Ball noch abklatschen lässt. Eigentlich komme ich dann sogar einen Schritt zu spät, aber anscheinend habe ich den Winkel so gut zugemacht, dass ich angeschossen wurde“. Mit viel Kampf und Teamgeist hatte sich der SVS das Glück zurück erzwungen, das die letzten Spiele abhanden gekommen schien.
Der mit relativ bescheidenen finanziellen Mitteln ausgestattete SV Sandhausen hat damit wieder beste Aussichten, nach einem Zwischentief bei einer eigentlich hervorragenden Saison das vierte Zweitligajahr zu erleben – die traditionsreiche Fortuna aus Düsseldorf hingegen wird wohl bis zuletzt um den Klassenverbleib bangen müssen. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Rheinländer mit Rensing, Haggui, Madlung, Ya Konan, Bellinghausen und Schmitz Spieler aufboten, die insgesamt mehrere hundert Erstligaspiele auf dem Buckel haben. SVS-Trainer Alois Schwartz sagte noch vor der Partie: „Für mich hat Fortuna Düsseldorf den besten Kader der zweiten Liga.“
Wie sich einen Tag nach der Niederlage erwies, liegen beim ehemaligen Deutschen Meister und Europapokal-Teilnehmer die Nerven blank: Trainer Marco Kurz musste seinen Stuhl für Friedhelm Funkel räumen. Der erfahrene Friedhelm Funkel wurde am Montag als vierter Trainer der laufenden Saison präsentiert. Kurz war sechs Spiele Fortunen-Coach – gewann überraschend das erste Spiel als Verantwortlicher beim SC Freiburg.
Am Samstag könnte der SVS mit einem Erfolg im zweiten Heimspiel in Folge gegen den FC St. Pauli den Klassenverbleib so gut wie eintüten. Nach Kurz, mit dem Alois Schwartz in Kaiserslautern zusammen arbeitete, trifft der SVS-Coach am nächsten Spieltag mit Pauli-Trainer Ewald Lienen wieder auf einen guten Bekannten. Schwartz konnte in einem Interview nur Gutes über den ehemaligen Bundesligaprofi berichten: „Ewald Lienen, der am Samstag mit dem FC St. Pauli nach Sandhausen kommt und den ich in Duisburg als Trainer hatte, war immer sehr um das Menschliche bemüht. Ich freue mich auf das Wiedersehen.“
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