Kramaric kritisiert Nagelsmanns häufige Systemwechsel

Ein gebrauchtes TSG-Wochenende

Der zurückliegende 32. Bundesliga-Spieltag war sicherlich nicht nach dem Geschmack der TSG Hoffenheim. Zum einen verschenkte man beim 2:2-Unentschieden in Mönchengladbach aufgrund einer katastrophalen Chancenverwertung zwei wertvolle Punkte für eine internationale Platzierung, dann soll Mittelfeldstar Kerem Demirbay TSG-Manager Alexander Rosen nach dem Spiel davon in Kenntnis gesetzt haben, dass er von einer im Vertrag enthaltenen Ausstiegsklausel Gebrauch machen und den Verein am Saisonende verlassen werde. Laut Informationen der SPORT-BILD soll Demirbay zum Ligakonkurrent Bayer 04 Leverkusen wechseln.

Nach dem 2:2 in Mönchengladbach schoss Stürmer Kramaric scharf in Richtung Trainer Nagelsmann

"Wir sind keine Roboter, sondern Menschen"

Schon 26 verspielte Punkte nach eigener Führung in dieser Saison sind deutlich zu viel. TSG-Coach Julian Nagelsmann rechnete deshalb schon mal hoch: „Wenn wir die Qualität hätten, alle diese Spiele über die Zeit zu bringen, würden wir Meister werden. Aber diese Qualität haben wir leider nicht." Als wären die Sorgen nicht schon groß genug, kritisierte Torjäger Andrej Kramaric nach Spielende am Samstag in der Mixed-Zone des Borussia-Parks gegenüber der BILD-Zeitung seinen (Noch-) Trainer Nagelsmann ungewöhnlich scharf. Der kroatische Vizeweltmeister äußerte sich dabei vor allem kritisch über die vielen taktischen Umstellungen des 31-Jährigen. Kramaric, der gegen Gladbach auch viele Torchancen vergab, war besonders über die vielen taktischen Umstellungen sauer: „Wir wechseln zu oft das System während des Spiels. Wir sind nicht bereit dafür. Wir sind keine Roboter, sondern Menschen. Das sind viele Fehler von draußen.“

Julian Nagelsmann bestreitet am Samstag gegen Werder Bremen sein letztes Heimspiel als Trainer der TSG Hoffenheim

"Systemumstellungen kosten uns meist drei Minuten"

Der Stürmerstar weiter: „Ich liebe Julian, aber in manchen Momenten ändern wir die Systeme und brauchen drei Minuten, weil es nicht jeder Spieler versteht oder er es wegen der 50.000 Zuschauer nicht hören kann. In diesem Moment verlieren wir unseren Vorteil. Das Spiel beginnt sich zu ändern. Es ist das erste Mal, dass ich das sage. Ich sage nicht, dass das der einzige Grund ist. Aber es passiert zu oft, dass wir nicht bis zum Ende des Spiels überleben." Die häufigen Positionswechsel hat der 27-Jährige anscheinend satt: "In so vielen Spielen weiß ich in dem Moment nicht, auf welcher Position ich überhaupt bin. Es ist schwer, darüber zu sprechen. Ich bin wirklich enttäuscht."

Kramaric blieb Torrekord verwehrt

Es waren nicht die ersten kritischen Töne des Kroaten in Richtung Nagelsmann. Als dieser ihn im Hinspiel beim 0:0 gegen Mönchengladbach in der 63. Minute vorzeitig vom Platz holte, war der Stürmer total sauer. Nach eigenen Angaben hätte er Lionel Messi übertrumpfen und mit Cristiano Ronaldo gleichziehen können - wenn er im zehnten Spiel hintereinander getroffen hätte. "Das haben bisher nur Messi geschafft, der neun gemacht hat und Ronaldo mit zehn. Ich hätte auch mit einem gebrochenen Bein in den letzten 30 Minuten auf ein Tor gewartet. So was erlebt man ja nur einmal im Leben", sagte  Kramaric. Er hatte zuletzt in neun Spielen hintereinander (sieben für Hoffenheim, zwei für Kroatiens Nationalmannschaft) immer ein Tor erzielt. Bei einem weiteren Treffer hätte er mit den beiden Superstars gleichgezogen. Nagelsmann entschuldigte sich bei seinem Spieler, da er  nichts von Messis und Ronaldos Bestmarken gewusst hatte.

Aufkommende Unruhen im heißen Saisonendspurt

Die Verantwortlichen der TSG haben zurückhaltend auf die Aussagen ihres Torjägers reagiert. TSG-Medienchef Holger Kliem sagte der DPA: "Julian Nagelsmann und Andrej Kramaric haben das intern geklärt." Hoffenheim ist zwei Spieltage vor dem Saisonende auf den 8. Tabellenplatz zurückgefallen, statt Königsklasse droht jetzt sogar das Scheitern in der Europa League. Dabei wünscht sich Nagelsmann zum Abschied so sehr eine erneute Qualifikation zur Champions League, was ihn im Kraichgau unsterblich machen würde.

Europapokalträume nicht verspielen

Dass jetzt in dieser schwierigen und entscheidenden Saisonphase Wechselabsichten und öffentliche Kritik laut werden, kann in Anbetracht der wichtigen letzten beiden Spiele gegen Werder Bremen und FSV Mainz nicht förderlich sein. Die Enttäuschung wäre groß, würden die Kraichgauer im Gegensatz zur vergangenen Runde jetzt am Saisonende ihre Europapokalträume leichtfertig verspielen.

Fotos: Kraichgaufoto

Artikel teilen

WERBUNG