Kramaric war in vielerlei Hinsicht in aller Munde

TSG-Profis feierten mit bayerischem alkoholfreien Bier

Es lief die 71. Minute, als Hoffenheims Andrej Kramaric beim 0:1-Rückstand gegen Gastgeber FC Bayern zum Freistoß anlief. Der Kroate zirkelte den Ball gefühlvoll über die Abwehrmauer ins linke Eck zum 1:1-Ausgleich. Auch wenn Torhüter Yann Sommer das Leder noch leicht mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten lenken konnte, der Ball war drin. Hoffe jubelte, während anschließend kritische Stimmen laut wurden, ob der verletzte Stammkeeper Manuel Neuer den Treffer hätte verhindern können. Dem Schützen war es letztendlich egal: „Man schießt nicht alle Tage gegen die Bayern ein Tor und schon gar nicht jedes Wochenende ein Freistoßtor“, sagte er in kleiner Medienrunde nach dem Spiel.

Schlau und clever den „billigen Pfiff“ herausgeholt

Es wurde diskutiert, ob die vorangegangene Aktion beim Zweikampf zwischen Kramaric und Thomas Müller überhaupt ein Foulspiel war. Kramaric war es im Nachhinein egal: „Ich habe gehofft, dass ich heute zu einem Freistoß komme. Ich habe das clever gemacht, als ich einen leichten Kontakt von Thomas Müller gespürt habe und dann gefallen bin. Der Schiri hat auf Foul entschieden.“ Der 31-Jährige versuchte die Situation etwas schön zu reden und bat insgeheim um Verständnis: „Wenn man gegen Bayern München spielt bekommt man nicht viele Gelegenheiten, um ein Tor zu erzielen. Deshalb war dies eine ganz gute Möglichkeit. Du musst immer schlau und clever sein. Müller weiß das auch, er ist der beste Spieler auf der Welt, wenn wir über solche Dinge sprechen.“ Bayern-Legende und Weltmeister Müller sah dies natürlich etwas anders und sprach von einem „billigen Pfiff“.

Die TSG-Fans im Gästeblock feiern den Auswärtspunkt in München

Freistoßtreffer kostete ein Essen

Diskutiert wurde auch auf der Pressetribüne. Jedoch nicht wegen des fragwürdigen Foulspiels sondern vielmehr, ob die Kraichgauer in Form von Kramaric diese gute Freistoßgelegenheit zu einem Torerfolg nutzen würden. Schnell wurde überlegt, wann die TSG ihren letzten Freistoßtreffer erzielt hatte. Dabei wurden Erinnerungen an einen Freistoß-Hammer von Robert Skov im November 2019 beim 3:0-Heimsieg gegen Aufsteiger SC Paderborn wach. Auch der Name Sejad Salihovic aus vergangenen glorreichen Zeiten machte schnell die Runde. Als Kramaric zur Ausführung anlief, sagte der Heidelberger Kollege: "Ich wette, der macht den rein!". Daraufhin entgegnete der Herausgeber von bwa-sport.de euphorisch und spontan: „Wenn der Ball reingeht, lade ich Euch zum Essen ein“. Das Grinsen und die Schadenfreude der beiden netten Kollegen, als der Ball im Bayern-Tor zappelte, muss nicht näher beschrieben werden.

Kramaric umdribbelte auch eine Beteiligung

Eine Stunde nach Spielende konfrontierte der großzügige Essen-Sponsor den Torschützen in der Mixed-Zone der Allianz-Arena, ob er sich eventuell zur Hälfte an einem kroatischen Cevapcici-Essen beteiligen würde. Doch dieser umdribbelte geschickt die Frage, wie schon das ein und andere Mal zuvor seine Gegenspieler: „Ha, das ist gut! Es ist immer etwas besonderes gegen die Bayern zu treffen“, sagte er lächelnd und verschwand in die Kabine.

Verabschiedung von TW-Trainer Michael Rechner (re.) durch TSG-Sportdirektor Alexander Rosen

Bayerisches Bier mit 0,0-Prozent

Dort war die Stimmung entsprechend ausgelassen und laut. Das Unentschieden wurde wie ein gefühlter Sieg gefeiert. Busfahrer Matze Bauer reagierte spontan und holte aus dem Mannschaftsbus, der direkt vor der Mixed-Zone geparkt war, einen Kasten Bier der Marke „Brauhaus Tegernsee“ für die feiernden Kicker. Betreuer Christian Seyfert wollte den etwas überraschten Journalisten jedoch klarmachen, dass es sich dabei um einen Gerstensaft mit 0,0-Prozent Alkoholanteil handelt. Das Grinsen stand ihm dabei ins Gesicht geschrieben.

Verabschiedung von TW-Trainer Rechner

Nach dem Aufwärmprogramm gegen 15:15 Uhr wurde Torwarttrainer Michael Rechner offiziell und nachträglich von TSG-Sportdirektor Alexander Rosen auf dem Spielfeld der Allianz-Arena verabschiedet. Der Schefflenzer wechselte nach 15 Jahren von der TSG zum deutschen Rekordmeister, wo er jetzt Keeper Yann Sommer trainiert. Als er Anfang Februar dem Ruf von Trainer Julian Nagelsmann zum Wechsel an die Isar gefolgt war, konnte er nicht im entferntesten ahnen, dass dieser wenige Wochen später schon nicht mehr Cheftrainer an der Säbener Straße sein werde. Eine Verabschiedung auf des Gegners Platz ist auch nichts alltägliches.

Außergewöhnliche Gefühlslage durchs Parallelspiel

Die Gruppe der regionalen Medienvertreter (Rhein-Neckar-Zeitung, Heilbronner-Stimme und bwa-sport.de) auf der weitläufigen Pressetribüne der Allianz-Arena war sehr überschaubar. Neben der geschilderten Wette beim Kramaric-Freistoß war auch das parallel laufende Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund ein großes Thema. Die Partie wurde auf dem Handy live mitverfolgt, während die Gefühlslage bei beiden Kollegen sehr angespannt war. Während der eine nach der Dortmunder 2:0-Führung - dazu noch in Überzahl - sehr zufrieden und gut gelaunt wirkte, erholte sich sein Nachbar von seiner Enttäuschung, als sein „Vau eff Bee“ zunächst den Rückstand aufholte und dann noch in der Nachspielzeit einen erneuten 2:3-Rückstand mit einem Last-Minute-Treffer zum 3:3-Endstand egalisierte. Freud und Leid lagen ganz dicht beieinander. Beim schwäbischen Kollegen fühlte sich das Unentschieden, ähnlich wie das der Nordbadener, wie ein gefühlter Sieg an. Wenn die Freistoßwette eingelöst wird, kommt mit Sicherheit auch dieses Thema nochmal zur Diskussion.

Fotos: BWA

Artikel teilen

WERBUNG