Lehrstunde durch den Meister: TSG unterliegt Bayer 04 Leverkusen 1:4

Bärenstarker Boniface – Berisha mit seinem ersten TSG-Treffer

Die TSG Hoffenheim unterlag am 3. Bundesliga-Spieltag gegen Bayer 04 Leverkusen vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Sinsheimer PreZero-Arena deutlich und verdient mit 1:4 (1:2). Der amtierende Deutsche Meister und Pokalsieger war den Kraichgauern in fast allen Bereichen überlegen und unterstrich erneut seine fußballerischen Qualitäten. Der Werksklub ging nach 17 Minuten durch Martin Terrier in Führung, ehe Victor Boniface nach einer halben Stunde auf 2:0 erhöhte (30.). Wenig später konnte Mergim Berisha auf 1:2 verkürzen (37.), ehe in Hälfte 2 Florian Wirtz per Foulelfmeter wieder für klare Verhältnisse sorgte. Nachdem erneut der bärenstarke Boniface mit seinem zweiten Treffer auf 4:1 für die Rheinländer erhöhte, war die Partie gelaufen.

Einer von vielen packenden Zweikämpfen

Zum Spielverlauf:

Baumann steht mehrfach im Mittelpunkt

Die Gäste dominierten in den Anfangsminuten klar die Partie und drängten den Gegner ausschließlich in deren eigene Hälfte. Die Hoffenheimer versuchten zwar immer wieder die Räume eng zu machen, konnten jedoch einige Tormöglichkeiten der schnell und sicher kombinierenden Leverkusener nicht verhindern. Bereits nach 51 Sekunden musste Torhüter Oliver Baumann außerhalb seines Strafraums in höchster Not per Fußabwehr klären. Nachdem Marius Bülter nach knapp einer Viertelstunde bei Hoffenheims erster Toraktion aus spitzem Winkel an Torhüter Lukas Hradecky scheiterte, ging Bayer nach einem schnell vorgetragenen Angriff gegen eine viel zu hoch aufgerückte gegnerische Verteidigungsreihe in Führung. Boniface lief allein aufs Tor zu und passte uneigennützig quer auf den mitgelaufenen Terrier, der nur noch einzuschieben brauchte (17.).

Ein Duell Baumann gegen Boniface

Nachdem Baumann bei einem Kopfball von Boniface aus kurzer Distanz mit einer Weltklasseparade den Ball zur Ecke abwehren konnte (28.), war er wenig später chancenlos, als erneut Leverkusens Bester Boniface vor ihm auftauchte und auf 2:0 erhöhte (30.). Wieder stand die TSG-Abwehrreihe viel zu hoch und versuchte auf Abseits zu spielen.

Florian Grillitsch treibt den Ball nach vorn

„Wir haben die Gegentore zu billig bekommen“

Florian Grillitsch

Der wieder in die Abwehrzentrale zurückbeorderte Florian Grillitsch zu diesen beiden Gegentreffern: „Wir haben die Chancen zu einfach zugelassen und die Gegentore zu billig bekommen. Beim ersten Gegentor hat die Ordnung nicht gepasst, dann spielt Leverkusen es auch gut aus.“

Berisha kommt zuerst an den Ball und trifft zum zwischenzeitlichen 1:2-Anschlusstreffer für die TSG

Nur einer von zwei Berisha-Treffern zählt

Die Gastgeber resignierten jedoch trotz des 2-Tore-Rückstandes nicht und erspielten sich einige gute Möglichkeiten. Nach einer Linksflanke von Andrej Kramaric setzte sich Berisha bei seinem ersten Startelfdebüt nach langer Pause aufgrund einer Kreuzbandverletzung, die er sich im November 2023 zugezogen hatte, gegen Alejandro Grimaldo durch und verkürzte mit seinem ersten Bundesligatreffer für die Blau-Weißen auf 1:2 (37.). Wenig später jubelte Berisha erneut, doch sein vermeintlicher Ausgleichstreffer wurde zurecht wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt.

Leverkusens Andrich bringt Gegenspieler Kramaric unsaft zu Fall

Turbulente Nachspielzeit

Leverkusen hatte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte nochmals zwei dicke Chancen: Zunächst blieb erneut Baumann im Eins-gegen-Eins gegen Boniface Sieger (45.+2) und zwei Minuten später rettete Kevin Akpoguma per Kopfball auf der Linie für seinen geschlagenen Keeper (45.+4). In einer wilden und chancenreichen ersten Hälfte ging die Gästeführung vollauf in Ordnung.

„Vor der Pause waren wir dem 2:2 nahe“

Oliver Baumann

Das Zwischenfazit von TSG-Kapitän Baumann „Vor der Pause waren wir dem 2:2 nahe. Wir haben in der Halbzeit angesprochen, dass unsere Abwehr in drei Situationen zu hoch stand. Das haben wir dann besser gemacht, sind nach der Pause dennoch nicht richtig gut reingekommen.“

Kramaric (Mitte) versucht es mit einem Distanzschuss

Wirtz erhöht vom Punkt auf 3:1

Im zweiten Abschnitt hatten beide Teams ihre Möglichkeiten, während der Double-Sieger der vergangenen Saison einfach spielerisch das reifere Team war. Nachdem Dennis Geiger Grimaldo knapp im eigenen Strafraum zu Fall gebracht hatte, entschied Schiri Daniel Schlager mit Hilfe des Videobeweises auf Elfmeter, den Wirtz unhaltbar zum 3:1 verwandelte (72.).  

Boniface macht mit seinem zweiten Treffer alles klar

Nur drei Minuten später fiel die endgültige Entscheidung, als Boniface sich im Zweikampf gegen Pavel Kaderabek durchgesetzt hatte und vorbei an Baumann auf 4:1 erhöhte (75.). In der Schlussphase wurden die Gastgeber gegen einen etwas nachlassenden Gegner etwas mutiger und erspielten sich einige gute Möglichkeiten. Schließlich blieb es beim auch in dieser Höhe verdienten Auswärtssieg der Alsonso-Truppe.

Freude bei Berisha nach seinem ersten Bundesligatreffer für die TSG

„Wenn mein Treffer zum 2:2 gezählt hätte, wäre das Spiel anders gelaufen“

Mergim Berisha

Einer der wenigen positiven Aspekte bei den Nordbadenern war Berishas erster Treffer. Nach dem Spiel sagte er in der Mixed-Zone: „Ich freue mich riesig über meinen ersten Treffer. Es war ein sehr langer Weg für mich, aber jetzt bin ich wieder hundert Prozent fit. Es macht mich unheimlich stolz, dass ich wieder ohne Schmerzen spielen kann. Wenn mein Treffer zum 2:2 gezählt hätte, wäre das Spiel anders gelaufen.“

Bruun Larsen scheitert an der Leverkusener Hintermannschaft

Neun Gegentreffer nach drei Spieltagen

Am Ende steht die zweite Saisonniederlage mit nunmehr neun Gegentreffern aus drei Spielen. Das Defensivproblem der vergangenen Saison scheint sich nahtlos in der neuen Runde fortzusetzen. Am nächsten Samstag gastiert die TSG im Berliner Stadtteil Köpenick In der Alten Försterei bei Union Berlin. Die Partie gegen die Eisernen wird um 15:30 Uhr angepfiffen.

Stimmen der Trainer:

Ein nachdenklicher TSG-Coach Matarazzo

„Am Ende war es zu wenig, um eine Mannschaft wie Leverkusen zu besiegen“

Pellegrino Matarazzo

Pellegrino Matarazzo (TSG Hoffenheim): „Wir haben mehrere gute Phasen, am Ende war es aber zu wenig, um eine Mannschaft wie Leverkusen zu besiegen. Wir kassieren die Gegentore auf viel zu einfache Art und Weise. Wir hatten 15 Torschüsse, das war in Ordnung, aber defensiv haben wir zu viel zugelassen. Wir haben überwiegend kompakt und tief gestanden, in diesen Phasen dann auch wenig zugelassen. Wenn man höher steht, muss man die Tiefe sichern, das haben wir nicht geschafft.“

Ein zufriedener Bayer-Trainer Xabi Alonso bei der Pressekonferenz

„Ich bin zufrieden mit der Leistung und dem Ergebnis“

Xabi Alonso

Xabi Alonso (Bayer 04 Leverkusen): „Wir waren heute bereit, unser bestes Niveau zu zeigen. Wir haben seriös gespielt und sind sehr professionell aufgetreten. Hoffenheim hat es in den zehn Minuten vor der Pause gut gemacht, da hatten wir ein paar Probleme. In der zweiten Hälfte haben wir genügend Energie gezeigt und auf unsere Momente gewartet. Ich bin zufrieden mit der Leistung und dem Ergebnis. Es war wichtig, nach der Niederlage gegen Leipzig.“

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Drexler (76. Bischof), Stach, Akpoguma – Kadeřábek, Geiger, Grillitsch, Prass (61. Gendrey) – Kramarić (87. Tohumcu) – Berisha (61. Bruun Larsen), Bülter (87. Moerstedt)
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie (86. Mukiele) – Tella (57. Frimpong), Xhaka, Andrich (80. Garcia), Grimaldo – Terrier (80. Adli), Boniface (86. Schick), Wirtz
Tore: 0:1 Terrier (17.), 0:2 Boniface (30.), 1:2 Berisha (37.), 1:3 Wirtz (72./FE), 1:4 Boniface (75.)
Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)

TSG-Kapitän Baumann ging nach dem Abpfiff zu den Fans in der Kurve, um mit ihnen den Dialog zu suchen

„Am Ende sind wir die Leidtragenden“

Oliver Baumann

Der schon seit längerem anhaltende Stimmungsboykott der Hoffenheimer Fankurve fand auch im zweiten Saisonheimspiel seine Fortsetzung. Auch wenn die Unzufriedenheit der Fans in Richtung Verein und Entscheidungsträger gerichtet ist, so sind am Ende hauptsächlich die Spieler die Leidtragenden. Kapitän Baumann sagte nach dem Abpfiff beim Sky-Interview: „Irgendwann muss Lösung her, denn am Ende sind wir die Leidtragenden. Wir haben eh nicht das lautstärkste Publikum.“ Seine Kritik richtete der 34-Jährige nicht nur in Richtung Südkurve: „Es gibt auch noch drei andere Tribünen, die auch noch dürfen. Es gibt ja kein Verbot. Wie gesagt, ich wünsche mir eine Lösung“. Der Nationaltorhüter sieht in der aktuellen für alle unbefriedigenden Situation nicht die Schlimmste, „aber vielleicht die wildeste“– und dies im Jahr des 125-jährigen Vereinsjubiläums mit der vierten Teilnahme am internationalen Wettbewerb.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

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