Die aktuelle sportliche Situation bei Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim ist ergebnistechnisch weiterhin sehr schwankend. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass immer wieder nach einem vielgelobten und begeisternden Aufschwung der nächste Rückfall bzw. tabellarische Absturz nicht allzulange auf sich warten lässt. So oder so ähnlich könnte man die Situation bei den Hoffenheimern rückblickend auf die letzten Wochen und Monate umschreiben. Nachdem die Kraichgauer gegen Ende des vergangenen Jahres nach einer Erfolgsserie von sieben ungeschlagenen Bundesligapartien bis auf Champions League-Rang 3 hochkletterten, rutschten sie jetzt im neuen Jahr nach drei Niederlagen in Folge wieder ins Tabellenmittelfeld. Hinzuzählen muss man noch eine aufgrund von schwachen Leistungen verdiente 1:4-Pokalpleite im DFB-Pokal-Achtelfinale in der heimischen Arena gegen den badischen Nachbarn SC Freiburg.
Liegt es wirklich nur an Kleinigkeiten, dass die Ergebnisse nicht stimmen?
Das Spielglück ist abhanden gekommen
Enttäuschend ist vor allem die Art und Weise, wie die Kraichgauer in den letzten drei Ligaspielen gegen Union Berlin (1:2), Borussia Dortmund (2:3) und FSV Mainz 05 (0:2) trotz spielerischer Überlegenheit und deutlichem Chancenplus sich am Ende um den verdienten Lohn für ihre Mühen brachten. In einer größtenteils ausgeglichenen Liga entscheiden oftmals Kleinigkeiten über den Spielausgang. Gerade hier zeigte sich das Team von Trainer Sebastian Hoeneß zuletzt sehr großzügig in den Bereichen Effizienz und Chancenverwertung. Hinzu gesellt sich noch das fehlende Spielglück, auf das man sich während der Erfolgsserie noch verlassen konnte und das jetzt im neuen Jahr abhandengekommen ist.
Punkte leichtfertig liegengelassen
Sportlich erfolgreiche Konstanz auf hohem Niveau ist schwer trainierbar und ist neben der erforderlichen fußballerischen Qualität vor allem Kopfsache. Von einem erstklassig auch in der Breite aufgestellten Kader, der mit vielen Nationalspielern bestückt ist und sich seit längerer Zeit personell keinen größeren Veränderungen unterziehen musste, dazu noch regelmäßig personell verstärkt wird, ist eigentlich mehr zu erwarten. Diese Ansicht vertritt auch Gesellschafter und Mäzen Dietmar Hopp, als er das ehrgeizige Ziel für die nächsten Jahre mit einer Platzierung unter den Top 6 in der Bundesliga verkündete. Leichtfertig liegengelassene Punkte wie gegen Bochum, Union Berlin, Dortmund oder Mainz dürften daher nicht so sorglos verschenkt werden, wenn sich diese Zielsetzung verwirklichen soll.
Kleinigkeiten machen am Ende den Unterschied aus
Christoph Baumgartner nerven diese verlorenen Punkte. Für den österreichischen Nationalspieler liegt es oft „an Kleinigkeiten, die am Ende den Unterschied ausmachen“. „Wir müssen an unsere eigene Nase fassen, denn wir hätten so manches Spiel frühzeitig auf unsere Seite lenken können. Wenn wir in Führung gehen, gehen diese Spiele anders aus“, ergänzt der Mittelfeldspieler selbstkritisch. Defensivspieler Kevin Vogt vergleicht die Erfolgsserie mit der aktuellen Ergebniskrise: „Damals sind diese Kleinigkeiten auf unsere Seite gefallen, jetzt fallen sie zum Gegner.“ Auch Rekordtorschütze Andrej Kramaric hofft auf eine baldige Wende: „Es geht um Tore und die haben wir nicht erzielt. Wir müssen noch härter daran arbeiten, dass wir vor dem Tor besser werden. Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Wir trainieren gut und sind fokussiert, aber die Ergebnisse stimmen leider aktuell nicht."
Ursachenforschung fällt schwer
Viel mehr Großzügigkeit kann sich die Hoeneß-Truppe nicht mehr leisten, vor allem nicht gegen die nächsten Gegner Arminia Bielefeld, VfL Wolfsburg, VfB Stuttgart, 1. FC Köln und Bayern München. Von dem Lob, dass es zuletzt von den gegnerischen Trainern regelmäßig gab, können sich die Nordbadener aufgrund der unbefriedigenden Punktausbeute nichts kaufen. Selbst bei der Ursachenforschung tut man sich schwer. Fehlt es an der nötigen Gier, dem uneingeschränkten Siegeswillen oder der richtigen Einstellung? Folgt man den Aussagen von Trainern und Spielern sind alle Beteiligten stets hochkonzentriert und mit großer Begeisterung bei der Sache.
"Gute Ausgangslage leichtfertig verspielt"
In Fankreisen kommen diese Statements inzwischen nicht mehr so gut an, oft wird von „Realitätsverlust“ gesprochen. „Da wird phasenweise der Gegner bei viel Ballbesitz und deutlichem Chancenplus an die Wand gespielt und am Ende steht man mit leeren Händen da. Die Mannschaft tut sich besonders schwer, wenn sie in Rückstand gerät und der Gegner die Räume eng macht und leidenschaftlich verteidigt“, bringt es Hoffe-Fan Peter K. aus Sinsheim auf den Punkt. „Wir haben unsere gute Ausgangslage durch die Niederlagenserie leichtfertig verspielt, das hätte nicht sein müssen, zumal wir den letzten Gegnern immer überlegen waren. Um Europapokal spielen zu können muss man auf konstant hohem Niveau spielen, das fehlt uns derzeit“, ergänzt Heike S. aus Waibstadt.
Reicht es für Europa?
Hoffnung macht dabei ein Blick auf die Tabelle, die verdeutlicht wie eng die Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte - mit Ausnahme der Bayern – beisammen liegen. Mit einer erneuten positiven Serie können sich die Blau-Weißen wieder in die Tabellenregionen vorarbeiten, wo sie ihr größter Gönner am Saisonende gerne sehen möchte. Noch ist alles möglich, es liegt zu 1899-prozentig nur an der richtigen Umsetzung. TSG-Fan Philipp M. aus HD-Kirchheim blickt deshalb weniger kritisch in die nahe Zukunft: „Auch die anderen Mannschaften durchlaufen Höhen und Tiefen. Und wer hätte gedacht, dass Mönchengladbach und Wolfsburg sich mit Abstiegssorgen beschäftigen müssen. Ich bin optimistisch, dass aufgrund des ausgeglichenen Kaders es am Ende doch noch zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte für eine internationale Platzierung reichen wird.“ Dietmar Hopp würde sich sicherlich am meisten darüber freuen!
Fotos: Kraichgaufoto