„Man muss für sich selbst wissen, was man erreichen will und welchen Weg man dafür gehen muss“

Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann hatte zuletzt durch konstant gute Leistungen großen Anteil daran, dass die TSG sich weiter alle Chancen auf eine internationale Qualifikation am Saisonende offen hält. Im zweiteiligen, ausführlichen Interview mit bwa-sport.de blickt der ehemalige Freiburger zurück auf seine Anfänge und die aktuelle Situation im Kraichgau.

Herr Baumann, was sind für Sie die wesentlichen Unterschiede zu Ihrem Heimatverein Freiburg?
Oliver Baumann: Das gesamte Trainingszentrum, die großflächige Anlage, die landschaftlich sehr schön liegt und ein sehr konzentriertes Arbeiten ermöglicht ist einzigartig. Allgemein hat man im Verein und der Umgebung sehr viele Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln und die Freizeit zu gestalten. Die SAP-Arena in Mannheim mit ihren vielseitigen Veranstaltungen, die kurzen Wege zu den umliegenden Großstätten wie Frankfurt, Stuttgart oder Karlsruhe bieten beste Voraussetzungen dafür. Zu Freiburger Zeiten sind wir hin und wieder mal nach Straßburg oder Karlsruhe gefahren. Das war es dann auch.

Ähnlich wie in Freiburg verfügt Hoffenheim über eine glänzend ausgebildete Jugendarbeit.
Baumann: Bei beiden Vereinen wird sehr viel Wert auf die Nachwuchsarbeit gelegt. Besonders außergewöhnlich und auffallend fand ich bei meiner ersten Fahrt durch Hoffenheim und Zuzenhausen die vielen Trainingsplätze. Die Voraussetzungen und Möglichkeiten für den 1899-Nachwuchsbereich sind extrem fortschrittlich und professionell.

Sie selbst haben alle Jugendstationen in Freiburg durchlaufen, wurden 2008 Deutscher A-Jugendmeister, gewannen 2009 den DFB-Junioren-Vereinspokal.
Baumann: Rückblickend war es eine tolle Zeit. Ich kam in der D-Jugend zum SC, habe dort anschließend alle Jugendmannschaften durchlaufen, nie eine Altersklasse übersprungen. Von der D1 zur D2, dann C2 zur C1 und so weiter bis zur A-Jugend. Obwohl ich hin und wieder auch mit dem älteren Jahrgang trainierte, habe ich immer für den jüngeren Jahrgang gespielt. Klar waren Deutsche Meisterschaft und Pokalerfolg zwei extrem tolle Erlebnisse, die unvergessen bleiben.

Ihr Bundesliga-Debüt feierten Sie mit einem 3:1 Erfolg über Borussia Dortmund am letzten Spieltag im Mai 2010.
Baumann: Nach extrem großer Vorfreude war ich natürlich, vor meinem ersten Bundesligaeinsatz, sehr aufgeregt. Zuvor hatte ich öfters auf der Ersatzbank die außergewöhnliche Atmosphäre erleben dürfen, aber auf dem Spielfeld war es dann völlig anders. Mit guten Leistungen konnte ich dazu beitragen, Dortmund am Ende zu besiegen.

Ihr Wechsel nach 14 Jahren hat in Freiburg große Wellen geschlagen. Würdigung und Verdienste wurden da sehr schnell außer Acht gelassen.
Baumann: Man sieht solche Situationen in der heutigen Zeit relativ oft. Es ist auch menschlich, dass dabei Enttäuschungen aufkommen, wenn einer nicht denselben Weg geht, wie es andere gerne hätten. Man muss für sich selbst wissen, was man erreichen will und welchen Weg man dafür gehen muss.

Freiburg hat zuletzt viele Stammkräfte abgeben, dadurch viel Geld eingenommen. Wieso war gerade die Enttäuschung über den Wechsel so groß?
Baumann: Ausschlaggebend war, dass ich nach Hoffenheim wechselte. Es lag meiner Meinung nach nicht an meiner Person, sondern eher am neuen Verein. Bei einem Wechsel nach Stuttgart oder Karlsruhe wäre dies ähnlich gewesen. Besonders hat man dies kürzlich im Auswärtsspiel in Freiburg gespürt. Auf eine weniger nette Art und Weise habe ich eine entsprechende Anerkennung bekommen, die zugleich eine große Geste war, wenn man sie richtig deutet. Einige Fans haben sich mit speziellen Spruchbändern und Gesängen sehr große Mühe gegeben. Was sehr schade ist, dass sich viel dabei nur auf das Geld fokussieren. Jeder der mich kennt weiß, dass dies für mich nicht im Vordergrund steht, dafür bin ich zu sehr Sportmann.

Nationalmannschafts Torwarttrainer Andy Köpke hat Sie, zumindest öffentlich, schon zum Kader der beobachteten Torhüter gezählt. Hatten Sie schon Kontakt zum DFB?
Baumann: Ich habe davon auch nur über die Medien erfahren. Kontakte gab es bislang noch keine.

Internationale Erfahrungen konnten Sie bereits in der U21-Nationalmannschaft sammeln.
Baumann: Es war eine tolle Zeit bei der U21, die wahnsinnig Spaß machte. Der Weg über die Qualifikation hin zur Weltmeisterschaft  in Israel bleibt unvergessen. Es war für mich immer etwas besonders, die Jungs bei den Länderspielabstellungen zu treffen und für Deutschland zu spielen. Beim DFB war immer alles top organisiert, alles auf höchstem Niveau. Ich blicke gerne auf die internationalen Vergleiche gegen die anderen Nationen zurück.

Internationale Spiele würden sicherlich auch mit der TSG reizen.
Baumann: (lacht) Generell würde es immer Spaß machen international zu spielen.

Fortsetzung des Interviews am morgigen Mittwoch!

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Baumann mit Flugeinlage und Oli-2

Artikel teilen

WERBUNG