2:3-Niederlage gegen Dortmund sorgt für reichlich Diskussionsstoff – Buhmann Schiri Brand
Am Ende war es eine aufgrund der Umstände ganz besonders bittere und enttäuschende 2:3-Niederlage für die TSG Hoffenheim am 31. Bundesliga-Spieltag gegen Borussia Dortmund. Die Gastgeber lieferten vor ausverkauftem Haus gegen die zuletzt vier Mal in Folge in Sinsheim siegreichen Ostwestfalen einen großen Kampf, bei dem sie aber am Ende erneut mit leeren Händen dastanden. Aufregung gab es bezüglich des Dortmunder Siegtreffers in der letzten Aktion der Partie, die TSG-Trainer Ilzer im Sky-Interview als „Skandalentscheidung“ umschrieb.
Punktepolster schrumpft
Nach dem Überraschungserfolg der Heidenheimer in Stuttgart (1:0) hat sich der Abstand der TSG zum Relegationsplatz drei Spieltage vor Saisonende auf nur noch fünf Punkte verringert. Angesichts des noch schwierigen Restprogramms mit den beiden aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen in Mönchengladbach und Wolfsburg sowie dem Saisonfinale daheim gegen den FC Bayern dürfte es womöglich noch mal ganz eng werden.

„Wir brauchen noch fünf Punkte“
TSG-Trainer Ilzer
TSG-Trainer Christian Ilzer zur Ausgangslage: „Wir brauchen aus meiner Sicht noch vier Punkte um sicher zu sein, da ich davon ausgehe, dass Heidenheim alle ihre drei restlichen Spiele gegen Bochum, Berlin und Bremen gewinnt.“
„Ich bin überzeugt, dass wir in der Liga bleiben“
TSG-Torschütze Kaderabek
Hoffenheims Kaderabek zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Ich spiele seit zehn Jahren bei der TSG und war schon in dieser Situation: Ich bin überzeugt, dass wir in der Liga bleiben.“

Zum Spielverlauf:
Guirassy trifft zur BVB-Führung
Gegen die zuletzt erfolgreichen Dortmunder taten sich die Gastgeber in der ersten Hälfte recht schwer. Die tonangebenden Borussen ging nach 20 Minuten, nach Vorarbeit von Svensson durch ihren Top-Torjäger Serhou Guirassy in Führung.

Baumann pariert Guirassy-Strafstoß
Der Top-Torjäger vergab wenig später das mögliche 2:0, als er nach einem Foulspiel im Strafraum von Østigård an Gittens den fälligen Strafstoß zu schwach platzierte und an Torhüter Oliver Baumann scheiterte (34.). Die Kraichgauer kamen in den ersten 45 Minuten nur zwei Mal gefährlich vors gegnerische Tor: Zunächst schoss Hlozek nach einem schönen Spielzug links am Tor vorbei (39.) und zwei Minuten später wurde ein Treffer von Stach wegen knappem Abseits aberkannt (41.). In der Nachspielzeit hatten die Gastgeber Glück, als nach einer Ecke Nmecha per Fallrückzieher nur den Außenpfosten traf (45.+1).

Hlozek gleicht aus
Im zweiten Abschnitt kamen die Blau-Weißen besser in die Partei und konnten mit ihrer ersten gefährlichen Toraktion ausgleichen. Nach einem von Stach auf Hlozek gechippten Ball nahm ihn dieser mit der Brust an und traf mit links zum 1:1 (61.).
Brandt trifft zur erneuten Führung
Doch die Schwarz-Gelben schlugen zurück: Nach einem Fehler von Geiger im Mittelfeld bediente Svensson mit einer Flanke mustergültig am Fünfmetereck Brandt, der den Ball volley unhaltbar ins lange Eck zur erneuten Dortmunder Führung versenkte (74.).

Kaderabek-Ausgleich in der Nachspielzeit
Doch es sprach für die nie aufgebenden Hoffenheimer, die bis zuletzt an sich glaubten und in der ersten Minute der Nachspielzeit noch zum 2:2-Ausgleich kamen. Nach einer Jurasek-Flanke köpfte dessen tschechischer Landsmann Kaderabek den Ball unbedrängt aus kurzer Distanz ins BVB-Tor (90.+1). Der so wertvolle Punktgewinn schien greifbar nah.

Umstrittener Dortmunder Siegtreffer
Doch es sollte in der fünfminütigen Nachspielzeit noch dramatischer werden: Nach einer Unachtsamkeit in der Hoffenheimer Hintermannschaft landet der Ball bei Chukwuemeka, der völlig frei auf Baumann zulief und dabei den aus seinem Tor heraus eilenden TSG-Keeper mit dem Knie am Kopf traf. Schiedsrichter Brand ließ jedoch weiterspielen und so landete der Ball bei Anton, der nur noch ins leere Tor zum 3:2-Endstand einschieben brauchte (90.+5). Jetzt wurde es hektisch auf dem Spielfeld, denn die Hoffenheimer protestierten vehement gegen den aus ihrer Sicht irrregulären Treffer. Schiri Brand verzichtete auf die Überprüfung der strittigen Aktion und wurde somit schnell zum Buhmann der Heimfans.
„… womöglich hätte er dann anders entschieden“
Ex-TSG-Profi Salihovic
Hoffenheims ehemaliger Profi und Standardspezialist Salihovic äußerte sich gegenüber bwa-sport.de zu dieser Situation: „Bei so einer wichtigen und strittigen Aktion in letzter Minute hätte sich der Unparteiische dies nochmal am Bildschirm anschauen müssen und womöglich hätte er dann anders entschieden.“

Unachtsamkeit im Defensivverhalten
Doch diese Situation hätte vermieden werden können, da die Gastgeber in der letzten Aktion der Partie unaufmerksam im Defensivverhalten waren. Anstatt hinten dicht zu machen und den Punktgewinn festzumachen, ermöglichten sie den Dortmundern den finalen Spielzug, der zum umstrittenen Siegtreffer führte. Bei der anschließenden PK von bwa-sport.de darauf angesprochen, sagte Ilzer: „Wenn du den späten Ausgleich erzielst, darf die Situation nicht zustande kommen, dass ein Spieler frei vor dem Torwart auftaucht. Da müssen wir ein besseres Verteidigungsverhalten entwickeln.“ Ein Fehler, der sich am Ende bitter rächte.

Stach setzt sich energisch gegen Dortmunds Svensson durch
„Wir haben jetzt noch drei Endspiele“
Mittelfeldspieler Stach
Enttäuscht und etwas ratlos wirkte Hoffenheims Stach beim Gespräch in der Mixed-Zone: „Es unglaublich bitter, das Spiel noch zu verlieren. Ich hätte mir gewünscht, dass er sich die Szene zumindest noch mal anschaut. Vielleicht verstehe ich das Regelwerk nicht, aber das Spiel soll bei einer möglichen Kopfverletzung ja eigentlich unterbrochen werden. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, Wir haben gefightet, uns zurückgekämpft, aber am Ende stehen wir mit null Punkten hier und stecken wieder voll unten drin. Wir haben jetzt noch drei Endspiele, das ist jedem bewusst.“
Stimmen der Trainer:
„Es war für mich ein Foul und damit ein irreguläres Tor“
Hoffe-Coach Ilzer
Christian Ilzer (Hoffenheim): „Ein Punkt hätten wir verdient gehabt und hätte sehr gut getan für die Moral. Der späte Gegentreffer schmerzt nicht nur Oli am Kopf, sondern uns allen. Wir haben uns die Szene sehr oft angeschaut. Für uns ist Oli ganz klar vorher am Ball, bekommt das Knie gegen den Kopf und geht K.o. Es war für mich ein Foul und damit ein irreguläres Tor.“

„Chukwuemeka war einen Tick eher am Ball, daher ist es für mich regelkonform“
BVB-Trainer Kovac
Niko Kovac (Dortmund): „Wir müssen das Spiel meines Erachtens schon viel früher nach Hause bringen. Das 2:2 war für uns ein Nackenschlag, dass wir in der letzten Aktion aber noch ein Tor erzielen, freut mich. Ich weiß natürlich, dass die Hoffenheimer diesbezüglich sehr verärgert sind. Es ist eine sehr enge Szene. Wenn Oli Baumann als Erster am Ball ist, ist es ein Foul. Aber Chukwuemeka war einen Tick eher am Ball, daher ist es für mich regelkonform.“

Aufstellungen:
TSG Hoffenheim: Baumann – Arthur Chaves, Østigård, Akpoguma (30. Nsoki) – Kadeřábek, Stach, Geiger (77. Tohumcu), Bülter (70. Jurásek) – Kramarić – Touré, Hložek (70. Tabaković)
Borussia Dortmund: Kobel – Süle (81. Chukwuemeka), Anton, Bensebaini – Ryerson (77. Couto), Nmecha (68. Özcan), Can, Svensson – Brandt (81. Reyna), Gittens (68. Adeyemi) – Guirassy
Tore: 0:1 Guirassy (20.), 1:1 Hložek (61.), 1:2 Brandt (74.), 2:2 Kadeřábek (90.+1), 2:3 Anton (90.+5)
Besondere Vorkommnis: Baumann pariert Foulelfmeter von Guirassy (34.)
Zu Gast am Niederrhein
Am 32. Spieltag gastiert die TSG bei Borussia Mönchengladbach. Anstoß am Samstag im Borussia-Park ist um 15:30 Uhr.
Fotos: foto2press