Krasser konnte das Geschehen, wenige Minuten nach dem Abpfiff des Bundesliga-Abstiegsduells zwischen der Frankfurter Eintracht und der TSG Hoffenheim, vor den beiden Fankurven nicht sein. Während die 1.500 Gästefans zusammen mit den Spielern ausgelassen über den 2:0 Auswärtserfolg jubelnd und tanzend feierten, mussten sich zeitgleich die Frankfurter Spieler auf der gegenüberliegenden Seite wütende Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Nach der dritten Niederlage im vierten Spiel unter Trainer Niko Kovac haben sich die Hessen bedrohlich der Zweitklassigkeit genähert. Zwei magere Tore in den letzten acht Partien, ein Sieg aus elf Spielen und zudem das vermeidlich schwierigste Restprogramm – die Hoffnungen auf den Klassenerhalt sind in der Mainmetropole gewaltig gesunken.
Die TSG Hoffenheim hingegen hat durch den wichtigen Auswärtserfolg einen großen Schritt zum Klassenerhalt gemacht. Unter Jung-Trainer Julian Nagelsmann haben die Kraichgauer aus neun Partien stolze 17 Punkte geholt. In der „Nagelsmann-Tabelle“ rangieren sie, hinter den Bayern und Dortmundern, überraschend auf Platz drei – was sicherlich keiner nach dem Scheitern von Ex-Coach Huub Stevens vor neun Spieltagen für möglich gehalten hätte.
Im sogenannten „Sechs-Punkte-Spiel“ hieß im Vorfeld das Motto: „Verlieren verboten“. In einer keineswegs hochklassigen, dafür kämpferischen und spannenden Partie war beiden Mannschaften deutlich anzumerken, dass es um sehr wichtige Punkte im „Überlebenskampf Bundesliga“ geht. Hoffenheim legte sein Hauptaugenmerk auf eine sichere Defensive, lauerte auf Konter. Doch bis auf eine Doppelchance von Andrej Kramaric hatten sie Glück, zur Pause nicht in Rückstand zu geraten. 1899-Trainer Julian Nagelsmann gab dies auch nach dem Spiel bei der Pressekonferenz zu: „Wir sind nicht so ins Spiel gekommen wie geplant. In den ersten 30 Minuten war Frankfurt klar besser.“ Das Glück stand den Gästen auch kurz nach Wiederanpfiff zur Seite, als Jeremy Toljan einen Kopfball von Carlos Zambranos, für seinen bereits geschlagenen Torhüter Oliver Baumann, von der Torlinie köpft.
Nagelsmann wechselte in einer spielendscheidenden Phase den Erfolg ein. In der 61. Minute kam Nadiem Amiri für Philipp Ochs, der nur drei Minuten später mit einem Solo über 50 Meter aus 18 Metern zum 1:0 trifft. In der Schlussminute staubt der ebenfalls eingewechselte Mark Uth, nach glänzender Vorarbeit von Andrej Kramaric, zum 2:0 ab. Hoffenheim feiert – Frankfurt trauert!
Nagelsmann bewertete den Erfolg in Frankfurt gewohnt nüchtern und sachlich: „In der 2. Halbzeit waren wir wie gewünscht einen Tick besser drin und haben ein paar Konterchancen bekommen, von denen wir Gott sei Dank zwei nutzen konnten. Wir waren nicht zwei Tore besser – aber sind trotzdem glücklich, hier gewonnen zu haben. Es ist noch ein langer Weg bis zum Klassenerhalt.“
Hoffenheim belegt mit 31 Punkten weiter den 14. Tabellenplatz, konnte aber den Abstand zum direkten Abstiegsplatz auf vier Zähler vergrößern. Fünf Spieltage vor Saisonende geht es im heißen Abstiegskampf weiter emotional, nervenaufreibend und spannend weiter. Am Samstag empfangen die Nordbadener Hertha BSC Berlin.
In unserer „Frage der Woche“ könnne Sie Ihren aktuellen Abstiegstipp abgeben.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA