Neue Richtlinien im Kinderfußball

Verbandsjugendleiter Rouven Ettner nimmt Stellung

Nach mehrjährigen Überlegungen und längerer Probephase, in der viele Kreise und Vereine Pilotveranstaltungen durchführten, hat der Verbandsjugendausschuss des bfv beschlossen, zur Saison 2021/22 den organisierten Jugendfußball mit neuen Spielformen zu modifizieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der fußballerischen und persönlichen Entwicklung der Kinder. Alles wird etwas kleiner: Spielfeld, Teams und Tore. So stärken wir die Kernelemente des Fußballs wie Dribblings, Torschüsse und Ballkontakte. Kinder brauchen Abwechslung und wollen spielen. Das gewährleisten die neuen Richtlinien durch Spieltage, verschiedene Torformen und Torvarianten. Essentiell ist außerdem, die effektive Spielzeit für die Kinder zu erhöhen. Durch die Rotationsvorgabe, den Wegfall des Anspiels bei Torerfolg, den Einsatz von Balldepots sowie dem Eindribbeln und Einkicken, wenn der Ball im Aus war, gewinnen die Spieler*innen einiges an Nettospielzeit.

Spiel auf Minitore bei den Kleinsten

Das Wichtigste kurz zusammengefasst:

Bambini: Die Bambini spielen 3-gegen-3 ohne Torwart auf zwei oder vier Minitore in Feldern 15 x 15 Meter

F-Jugend: Die F-Junior*innen spielen 4 plus 1 auf zwei Tore mit Torhöhenreduzierung auf Feldern 20 x 30 Meter oder 3-gegen-3 auf vier Minitore in Feldern 20 x 20 Meter

E-Jugend: Die E-Junior*innen spielen 5 plus 1 auf zwei Jugendtore auf Feldern 25 x 40 Meter oder 3-gegen-3 auf vier Minitore in Feldern 25 x 25 Meter

Nach dem ersten halben Jahr wird es eine weitere Evaluation der neu eingeführten Spielformen geben, um ggf. entsprechend reagieren zu können. Die Kreise werden in Kürze mit Terminen für Informationsveranstaltungen und Schulungen auf die Vereine zukommen. Bei Rückfragen stehen die gewohnten Ansprechpartner*innen in den Kreisen selbstverständlich zur Verfügung. Die neuen Richtlinien und alles Weitere rund um das Thema Kinderfußball finden Sie unter www.badfv.de/kinderfussball

Verbandsjugendleiter Rouven Ettner

Verbandsjugendleiter Rouven Ettner im Interview:

Was hat es mit den neuen Spielformen genau auf sich?
Rouven Ettner: Zum einen fördern die neuen Spielformen natürlich die individuelle sportliche Entwicklung der Kinder. Zum anderen sollen damit auch der gesamte Fußball und die Vereine an der Basis gestärkt werden. Wir erhoffen uns, dass auch tatsächlich jedes Kind spielen wird und durch viel Einsatzzeit auch langfristig nicht den Spaß am Fußball verliert. Ein Beispiel dafür: Ausbälle oder auch Torerfolge bedeuten einen Verlust an Spielzeit, da die Kinder den Ball holen bzw. zum Mittelpunkt bringen müssen. Hier vergeht viel Zeit bis der Ball wieder rollt. So beträgt im Fußball die Nettospielzeit (Anm.: Ball ist im Spiel) nur ca. 60 % der Bruttospielzeit. Durch unsere Spielformatsanpassungen wie die Balldepots oder dass nach Torerfolg von hinten gestartet wird – wie früher auf dem Bolzplatz – gewinnen wir Nettospielzeit.

Warum werden die neuen Richtlinien eingeführt?
Ettner: Die neue Ausgestaltung führt dazu, dass der Fußball für die Jüngsten kindgerechter wird. Bisher waren die Mannschaften und Spielfelder größer. Das bedeutete weniger Ballkontakte für jedes einzelne Kind. Insbesondere leistungsschwächere oder körperlich unterlegene Kinder hatten dadurch weniger Chancen, am Spiel teilzuhaben und so häufig den Spaß am Fußball oder die Möglichkeit zur Weiterentwicklung verloren.

Welchen weiteren Einfluss haben die Neuerungen und was sind die Vorteile?
Ettner: Vorrangig haben die Trainer*innen und auch die Eltern durch die neuen Regeln weniger Einfluss auf ihre Kinder und auf das Spiel als solches. Das fordert und fördert die Kids zeitgleich. Sie spielen Fußball so wie es ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Darüber hinaus geben wir den Kindern frühzeitig die grundsätzlichen Werte des Fußballs mit: Fairness, Spielfreude und den Umgang mit Siegen, aber auch mit Niederlagen.

Warum lässt man den Kindern nicht den „echten“ Fußball?
Ettner: Den nehmen wir den Kindern nicht. Der Grundsatz bleibt der gleiche: Es spielen zwei Mannschaften gegeneinander, es gibt Tore und einen Ball. Auf wie viele Tore gespielt wird, ist für die Kids im ersten Schritt noch nicht entscheidend. Gerade im jungen Alter machen vor allem Spiel, Spaß und Tore den Fußball für sie aus. Das fördern wir mit den neuen Richtlinien.

Bringen die neuen Richtlinien nicht immense organisatorische Herausforderungen für die Vereine mit sich?
Ettner: Wir sind uns darüber bewusst, dass die Kommunikation und die Umsetzung der neuen Richtlinien für den Kinderfußball relativ kurzfristig auf den Weg gebracht wurden. Nichts desto trotz wissen wir um das enorme Engagement unserer Vereine und deren Ehrenamtlichen – gerade im Kinderfußball. Was die Voraussetzungen für die neuen Spielformen angeht, benötigen die Vereine die Minitore und im Idealfall einige Betreuer*innen. Das können natürlich auch Eltern sein, die bei den jüngeren Kindern meist sowieso mit auf dem Sportplatz sind. Die Minitore können die Vereine über den bfv zu günstigen Konditionen bestellen, falls nicht sowieso schon welche vorhanden sind. Ansonsten können die Minitore selbstverständlich auch erst einmal durch Hütchen und Stangen ersetzt oder größere Tore z. B. mit Bändern in der Höhe reduziert werden.

PM: bfv
Fotos: Kraichgaufoto und bfv

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