Noch zwei Drittligaspiele bis zum Neustart – Letztes Auswärtsspiel in Aue

Nach 17 Jahren Profifußball verabschiedet sich Sandhausen in die Viertklassigkeit

Am vergangenen Samstag wurde es zur Gewissheit, was sich schon länger angedeutet hatte: Nach 17 Jahren im Profifußball muss der SV Sandhausen nach der 0:3-Heimniederlage gegen Hansa Rostock in einer Horrorsaison den Weg in die viertklassige Regionalliga Südwest antreten, bei elf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer steht der Abstieg fest. Nach 14 Spieltagen noch von der Tabellenspitze grüßend folgte ein unvergleichlicher und unerklärlicher Absturz auf den vorletzten Tabellenrang 19 mit 16 Niederlagen, 3 Unentschieden und einem Sieg ausgerechnet gegen die Überflieger von Arminia Bielefeld, die vor dem Aufstieg und im DFB-Pokal-Finale stehen.

Das Duo Gerhard Kleppinger und Dennis Diekmeier bestreitet in Aue sein letztes gemeinsames Auswärtsspiel auf der Bank

Nach einer Aktion kippte wieder die Partie

Der SVS zeigte gegen Rostock zwar zunächst eine der besten Leistungen der letzten Wochen und erspielte sich gute Chancen, doch mit dem Führungstreffer der Gäste nach 52 Minuten per verwandeltem Strafstoß nach einem Handspiel von Edvinas Girdvainis war der Wille gebrochen. Mannschaftskapitän Jakob Lewald: „Wir zeigen heute sehr gute 45 Minuten und dennoch kippt das Spiel wieder mit einer Aktion.“

Enttäuschung bei Christoph Ehlich (li.) und Jakob Lewald nach dem Abpfiff gegen Hansa Rostock

„Nachdem was in den letzten Monaten passiert ist, müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen“

SVS-Kapitän Jakob Lewald

Für die seit Monaten anhaltende Misere ließ der Kapitän etwas tiefer blicken und machte vage Andeutungen: „Was hier in den letzten vier, fünf Monaten passiert ist, da müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen. Aber zu einem Team gehören nicht nur die ersten elf, sondern auch die Leute drum herum. Es ist sehr viel zusammengekommen, was wir dieses Jahr nicht mehr in unsere Richtung drehen konnten.“

Niedergeschlagenheit bei den Sandhäuser Spielern Marco Schikora (li.) und Luan Simnica

Das Fehlen einer klaren Philosophie

Der SVS-Fanclub Szene 1916 äußerte sich in einem Statement, in dem es unter anderem heißt: „Seit dem Weggang von Manager Otmar Schork vor sechs Jahren fehlt eine klare Philosophie, um nachhaltig zu sportlichem Erfolg zu kommen. Mal sollten es Profis mit namhafter Vergangenheit richten, mal junge Wilde, mal Spieler mit Drittligaerfahrung. Jeden Sommer gab es einen Umbruch und jeden Winter musste nachjustiert werden.“

Die Fans vom SV Sandhausen machen mit einem auf die Mitgliederversammlung aufmerksam, wo sie gerne einen Aufsichtsrat installieren möchten

Ein Aufsichtsrat soll installiert werden

Ziel des Fanclubs ist es, bei der nächsten Mitgliederversammlung am 14. Mai einen Aufsichtsrat zu installieren, um den Verein wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Eine Reaktion auf der Vereinshomepage mit dem Titel „Ein Einschnitt. Kein Ende.“ nach der Talfahrt ließ auch nicht lange auf sich warten, in der klargemacht wurde, dass der Fokus in den kommenden Monaten auf einer deutlicheren regionalen Identität, die sich auch in der neuen Mannschaft widerspiegeln und der Auswahl eines neuen Sportdirektors und Trainers liegen wird. Mit Olaf Jansen wurde bereits der Wunschkandidat gefunden.

Zwei Pflichtspiele, dann enden nach 17 Jahren Profifußball am Hardtwald. Für einen Großteil der Mannschaft heißt es dann Abschied zu nehmen.

Der Spielerkader bricht auseinander

Für die Sandhäuser, die maximal noch Platz 18 zwei Plätze hinter dem rettenden Ufer erreichen können, gilt es nur noch, sich mit Würde aus der Drittligasaison zu verabschieden, bevor dann der Kader zu großen Teilen getrennte Wege geht. In der Regionalliga soll entsprechend der neuen Ausrichtung hauptsächlich auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt werden. Mit Kickers Offenbach, den Stuttgarter Kickers und möglicherweise sogar den noch abstiegsbedrohten Nachbarn von Waldhof Mannheim warten namhafte Konkurrenten in der neuen Spielklasse, aus der nur ein Team aufsteigt.

Sandhausens Marco Schikora wird aufgrund einer Gelbsperre beim Auswärtsspiel bei seinem Ex-Verein am Samstag fehlen

Schikora ist gegen seinen Ex-Verein gesperrt

Im letzten Auswärtsspiel der Drittligasaison gastieren die Kurpfälzer am Samstag um 14 Uhr beim FC Erzgebirge Aue, bevor zum Saisonabschluss Viktoria Köln an den Hardtwald kommt. Mittelfeldspieler Marco Schikora, der vor der Saison aus Aue zum SVS kam, wird ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein aufgrund seiner zehnten gelben Karte zuschauen müssen, des weiteren fehlen aus dem 35 Akteure umfassenden zu großen Kader nur noch der Langzeitverletzte Timo Königsmann und der angeschlagene Taylan Duman.

Aue-Torhüter Martin Männel kann sich über den vorzeitigen Klassenerhalt freuen

Nichtabstieg steht bereits fest

Der von zuletzt deutlich mehr von Verletzungssorgen geplagte FC Erzgebirge Aue zeigte sich in letzter Zeit als „Team der zwei Gesichter“, drei Auswärtsniederlagen standen drei Heimsiege gegenüber, mit dem 1:0 gegen den FC Ingolstadt durch den Treffer von Loune wurde am vergangenen Sonntag der umjubelte Klassenerhalt gesichert. Aues Torwartlegende Martin Männel (564 Einsätze für die Sachsen) wurde im Interview nach dem Spiel damit überrascht, dass der Klassenerhalt schon feststeht, da bei sechs Punkten Vorsprung die Konkurrenten aus Dortmund und Stuttgart noch gegeneinander spielen und reagierte mit einem: „Da wird der Abend heute ein bisschen länger. Das eine oder andere Kaltgetränk wird es da schon geben.“ Die personelle Lage entspannt sich etwas, doch mit Top-Torschütze Marcel Bär sowie den Flügelspielern Mika Clausen und Kilian Jakob fehlten noch drei Stammspieler.

Gelingt des den Kurpfälzern sich in den beiden noch ausstehenden Drittligaspielen zumindest mit einem Sieg aus dem Profifußball zu verabschieden?

Mögliche Aufstellungen:

Erzgebirge Aue: Männel – Barylla, Nkansah, Majetschak, Rosenlöcher – Pepic, Fabisch – Sijaric, Loune, Stefaniak – Tashchy
SV Sandhausen: Rehnen – Zander, Girdvainis, Lewald, Ehlich – Simnica, Lorch – Stolze, Halimi, Fehler – Otto

AM
Fotos: foto2press

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