Nur ein Sieg in Magdeburg lässt noch Hoffnung keimen

Kann der SVS den Anschluss an einen Nichtabstiegsplatz herstellen?

Beim SV Sandhausen war nach der enttäuschenden 0:3-Heimniederlage gegen Erzgebirge Aue das Wort “Saison-Tiefpunkt“ in aller Munde. Sehr tief saß der Stachel, nachdem man das Duell gegen die Ostdeutschen am vergangenen Spieltag sang- und klanglos vergeigte. Enttäuschung und Ratlosigkeit war allgegenwärtig. Der ohnehin schon vorhandene Druck im Abstiegskampf wurde durch das Abrutschen ans Tabellenende nicht geringer.

Die Chancen werden immer geringer

Nach 24 Spieltagen scheint man bei den Kurpfälzern immer noch kein geeignetes Mittel gefunden zu haben, um im verflixten siebten Zweitligajahr das im Sandhäuser Hardtwald immer wilder umhergeisternde Abstiegsgespenst zu vertreiben. Hoffnung, Wille und Glaube in Richtung Klassenerhalt, zumindest über die Relegationsspiele, sind zwar noch allgegenwärtig, werden aber immer geringer.

Sandhäuser Zusammenhalt ist jetzt mehr gefragt denn je

Den Abstand auf Magdeburg verringern

Einen neuen Anlauf wird es am Sonntag um 13.30 Uhr in Magdeburg geben. Der Aufsteiger, der auf Rang 15 den ersten Nichtabstiegsplatz belegt, hat fünf Punkte mehr auf der Habenseite. Für die Kurpfälzer eine gute Möglichkeit, mit einem Dreier den Ostdeutschen empfindlich näher zu rücken und zumindest auf Schlagdistanz zu kommen.

Jetzt sind Typen gefragt, die mit der Situation umgehen können

SVS-Trainer Uwe Koschinat, der unverändert das Vertrauen von Präsident Jürgen Machmeier genießt, wirkte nach der blutleeren und spielerisch wie kämpferisch schwachen Vorstellung seines Teams gegen Aue ratlos, zeigte sich aber kämpferisch: „An diesem Tiefpunkt helfen jetzt nur Typen, die mit dieser Situation umzugehen wissen. Es gilt noch herauszufinden, ob es ein einmaliger Ausrutscher war oder der Druck zu groß ist, dann müssen wir logischerweise sowohl inhaltlich wie personell Lösungen finden“.

Schwierige Ursachenforschung

Fraglich ist, warum die Mannschaft die verbalen Kampfansagen vor dem Spiel nicht aufs Feld bringen konnte und ob alles am frühen, selbstverschuldeten Gegentor zum 0:1 gegen Aue festzumachen war. Ob zudem taktische Fehler, wie die Tatsache Fabian Schleusener im linken Mittelfeld aufzubieten, gemacht werden und ob der Kader in der Breite einfach zu schwach besetzt ist, um Ausfälle aufzufangen. 

Beim SV Sandhausen bangt man um den Zweitliga-Klassenerhalt

Viele blieben noch hinter ihren Erwartungen

Von den insgesamt 14 Neuzugängen haben sich bisher nur Dennis Diekmeier, Schleusener und Jesper Verlaat als absolute Verstärkungen erwiesen. Zudem wechseln sich bei vielen Stammspielern ständig Licht und Schatten ab. Eine Konstanz ist nur bei wenigen erkennbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Prognose von Geschäftsführer Sport Otmar Schork, der auch gestand, dass nur wenige Spieler bisher einen Vertrag für die 3. Liga haben, zutrifft: „Ich bin nach wie vor zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir es noch schaffen können, und wir werden mit viel Ehrgeiz nach Magdeburg fahren“.

Ostdeutschen haben einen Lauf

Auch wenn es einer Herkulesaufgabe gleichkommt, eine Wende an den noch ausstehenden zehn Spieltagen ist möglich. Voraussetzung ist ein Sieg in Magdeburg, das sich nach der Winterpause in einem wahren Höhenflug befindet und in fünf der letzten sechs Spielen ungeschlagen ist. Die letzte Partie verlor der FCM unglücklich durch ein Tor in der zweiten Minute der Nachspielzeit beim  Abstiegskontrahenten MSV Duisburg, wodurch der Klub aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts wieder mehr unter Druck gerät.

Der Ausfall von Beck wiegt schwer

Schwer wiegt bei den Elbestädtern der langfristige Ausfall von Toptorjäger, Kapitän und Mittelstürmer Christian Beck, bei dem nach dem schweren Zusammenstoß mit Duisburgs Hajri mehrere Brüche im Gesichtsbereich vermutet werden und eine Operation ansteht.  Abwehrspieler Dennis Erdmann: „Egal wie, am Sonntag muss ein Sieg gegen Sandhausen her. Wir spielen alle für Christian“. Costly gilt als erste Alternative, aber auch Lewerenz, der im Winter von Holstein Kiel kam, könnte in die Startelf rücken. Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld ist Philipp Türpitz, der in dieser Saison an acht Toren beteiligt war und in der letzten Saison zur Drittligameisterschaft 26 Scorerpunkte beitrug.

Abwehr konnte stabilisiert werden

Trainer Michael Oenning gelang es in der Wintervorbereitung sein Team zu stabilisieren. Der FCM kassierte 2019  in sechs Spielen bei drei Siegen nur vier Gegentore, während es davor in 18 Spielen 35 Gegentore waren. Die Verpflichtung des früheren Profis vom FC Bayern München, Jan Kirchhoff, der jetzt im defensiven Mittelfeld die Fäden zieht, trug genauso dazu bei wie die Verpflichtung des georgischen Nationaltorhüters Giorgi Loria, die wie Lewerenz in der Winterpause kamen.

Schwache Heimbilanz

Den SV Sandhausen wird in Magdeburg auch ein begeistertes Publikum erwarten - über 20.000 Zuschauer verfolgen im Schnitt die Heimspiele in der MDCC-Arena. Bei erst einem Heimsieg gegen Aue, acht Unentschieden und drei Niederlagen ist die Bilanz im heimischen Stadion noch ausbaufähig. Beim überhaupt ersten Aufeinandertreffen beider Vereine feierte der FCM im Hinspiel am Hardtwald seinen einzigen Hinrunden-Sieg und zugleich ersten Erfolg in der Zweiten Bundesliga.

 Der Glaube an die Rettung ist noch da

Trotz der Tatsache, dass Trainer Jens Härtel den Klub nach einer langen Durststrecke von der Regionalliga bis in die 2. Liga führte, musste er nach einer Bilanz von neun Punkten in 13 Zweitligaspielen gehen, und erst unter dem neuen Trainer Oenning kehrte der Glauben zurück, die Klasse halten zu können, was sich im neuen Jahr auch bestätigt. Eine große Tradition haben die Elbestädter aufzuweisen, und neben dem dreimaligen Gewinn der DDR-Meisterschaft gewann der FCM als einzige Mannschaft der DDR einen Europapokal, den Europapokal der Pokalsieger 1974.

Fotos: Kraichgausport (1) und BWA (2)

Machmeier (li.) und Schork stehen weiter zu Trainer Koschinat

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