OB Albrecht brachte kirchlichen Beistand mit zum Bayern-Spiel

Sinsheims Stadtoberhaupt träumt bereits vom Champions League-Spiel gegen Madrid

Die TSG Hoffenheim feierte im 150. Bundesligaheimspiel den 100. Sieg im neunten Erstligajahr. Dieser Erfolg war umso bedeutsamer, da es gleichzeitig der erste Sieg im 18. Duell gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München war. Unmittelbar nach der Partie unterhielt sich bwa-sport.de mit Sinsheims fußballbegeistertem Oberbürgermeister Jörg Albrecht.
Herr Albrecht, wie haben Sie den historisch ersten Hoffenheimer Sieg über die Münchner Startruppe empfunden?
Jörg Albrecht:
Es ist ein außergewöhnlich tolles Gefühl das mich sehr stolz macht. Ich fühlte mich schon vor der Partie sehr gut. Es gab noch nie ein Spiel, wo ich zuvor so überzeugt war, dass die TSG es gewinnen würden.

Woher nahmen Sie diese Zuversicht?
Albrecht:
Es war eben diese außergewöhnliche Konstellation: Das Spiel fand zu  einem optimalen Zeitpunkt statt. Die TSG ist nach 27. Spieltagen aller Sorgen los. Nach unten kann nichts mehr passieren, nach vorne nimmt man mit, was noch möglich ist. Die Bayern waren gedanklich schon eine Woche weiter im Champions League-Viertelfinale gegen Real Madrid. Daher lag ich auch mit meinem Tipp für einen knappen Sieg richtig.

Jörg Albrecht bei einer Rede auf der TSG-Mitgliederversammlung

Eine Jubelpose machte Sinsheims OB bundesweit berühmt

Diese Konstellation gab es aber in der Vergangenheit schon öfters.
Albrecht:
Dieses Mal war die Situation dennoch anders. Die Hoffenheimer Mannschaft ist qualitativ eine ganz andere, sie ist viel gefestigter und stärker, auch mental.

Auch sie standen im Vorfeld der Partie medial im Blickpunkt des Geschehens. Während der Halbzeitpause waren Sie Interviewpartner beim Pay-Sender SKY.
Albrecht:
Das hatte noch mit dem Hinspiel in München zu tun, als mich eine Kamera beim Jubeln auf der Tribüne inmitten lauter Bayern-Fans einfing. Dies wurde jetzt wieder in Erinnerung gebracht.

Der damalige ARD-Reporter Steffen Simon hat Sie als jubelnder Hoffe-Fan nicht erkannt.
Albrecht:
Ja, deshalb habe ich beim Sender angerufen, um Herrn Simon mal zu uns nach Sinsheim einzuladen. Leider habe ich ihn nicht persönlich erreichen können und der Kontakt ist dann nicht mehr zustande gekommen.

Die TSG-Fans feiern einen Heimsieg. In dieser Saison sind die Kraichgauer zu Hause noch ungeschlagen.

"Hatte den Eindruck, als ob die Stadt auf dieses Spiel brennen würde"

bwa-sport.de hat Herrn Simon kurz vor dem Spiel telefonisch erreicht. Seine spontane Aussage war: „Das ist große Asche auf mein Haupt, und es tut mir leid, dass ich damals den OB in München nicht erkannte. Gerne nehme ich eine Einladung nach Sinsheim an, um Herrn Albrecht persönlich kennen zu lernen.
Albrecht:
Das ist schön und freut mich. Ich werde deshalb nochmals Kontakt zu ihm aufnehmen.

Haben Sie am Spieltag im Vorfeld der Partie Veränderungen in und um die Stadt festgestellt?
Albrecht:
Ja, man hat es richtig gespürt, dass am Abend etwas außergewöhnliches, etwas Großes stattfinden würde. Ich wurde den ganzen Tag von verschiedenen Leuten auf das Bayern-Spiel angesprochen. Es konnte den Eindruck erwecken, als ob die Stadt auf dieses Spiel brennen würde. Ab 16 Uhr spürte man schon auf den Zufahrtsstraßen, besonders auf der Autobahn, dass der Stadionverkehr beginnt.

Der Europapokal wird noch eine Steigerung bringen

Der Sieg hat eine riesen Euphorie in Sinsheim und Umgebung ausgelöst.
Albrecht:
Ja, wir waren und sind noch immer in aller Munde. Wenn der europäische Fußball bei uns einzieht, wird dies noch eine Steigerung erleben.

"Wollte alle Kompetenz mitbringen, damit es endlich zum ersten Sieg reicht"

Sie haben im Vorfeld auf kirchlichen Beistand vertraut.
Albrecht:
Ja, das war mein großes Geheimnis vor dem Spiel. Ich hatte Sinsheims Dekan Thomas Hafner und Stadtpfarrer Wolfgang Oser mit ins Stadion genommen. Ich habe mir gedacht, dass ich beim  18. Versuch gegen die Bayern alle Kompetenz mitbringen muss, damit es endlich zum ersten Sieg reicht.

Haben Sie bereits Ihre Urlaubsplanungen auf mögliche Qualifikationsspiele für den Europapokal abgestimmt?Albrecht: Nein, meine Urlaubstermine stehen. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und glaube fest daran, dass diese Top-Mannschaft es auch ohne Qualifikationsspiel für einen europäischen Wettbewerb schafft. Hoffnungsvoll stimmen mich dabei immer wieder die herausragende Leistung von Trainer Julian Nagelsmann sowie sein Menschliches.

"Hoffenheim schafft die direkte Champions League-Quali"

Wo wird die TSG Ihrer Meinung nach am Saisonende landen?
Albrecht:
Nach den zuletzt gezeigten Leistungen glaube ich fest dran, dass die Mannschaft den dritten Platz halten wird. Dann freue ich mich ganz besonders auf das erste internationale Spiel. Da wird die Hoffenheim-Fahne gehisst und wir fliegen alle nach Madrid. Das Rathaus bleibt am nächsten Tag natürlich geschlossen (lacht).

Fotos: BWA und Kraichgaufoto

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